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"Sie denken, auch gegen Österreich ist etwas möglich"

Zwischen dem Liechtensteiner und österreichischen Fußball gibt es alleine schon aufgrund der geographischen Nähe diverse Überschneidungspunkte.

Zum Beispiel Manuel Sutter, der seit Sommer 2013 beim FC Vaduz unter Vertrag steht.

Vergangene Saison war der 24-Jährige mit zwölf Treffern und sieben Assists maßgeblich am Aufstieg des Vorzeige-Vereins des Fürstentums in die Schweizer Super League beteiligt. In dieser Spielzeit hält er bei zwei Toren.

Im LAOLA1-Interview gibt der Vorarlberger, der seine ersten Schritte im Profi-Fußball bei St. Gallen tätigte, Einblicke in den Liechtensteiner Fußball und sein Engagement in Vaduz.

LAOLA1: Du hast dich nach deiner Ausbildung in der Vorarlberger Akademie entschlossen, den Weg über den Schweizer Fußball einzuschlagen. Waren die Perspektiven dort besser?

Manuel Sutter: Ich finde schon. Ich habe in der Akademiezeit einige Probetrainings gemacht – in Deutschland bei Hoffenheim, den Bayern Amateuren und Kaiserslautern, in Holland bei Heerenveen, wo auch alles gepasst hätte, und eben bei St. Gallen. Das Projekt und der Trainer in St. Gallen haben mich von Anfang an überzeugt. Darum habe ich mich eigentlich schnell dafür entschieden. Es ist eine gute Liga und auch noch in der Nähe. Am Anfang war ich in St. Gallen noch in der U21, nach einem Jahr bin ich in die erste Mannschaft gekommen.

LAOLA1: Im Sommer 2013 bist du in die Challenge League zum FC Vaduz gewechselt und hattest mit zwölf Toren und sieben Assists maßgeblichen Anteil am Aufstieg in die Super League. Wie zufrieden bist du mit deiner bisherigen Entwicklung?

Sutter: In St. Gallen hat es auch gut angefangen, ich bin zu vielen Einsätzen gekommen. Nach dem Abstieg ist es in der zweiten Liga eigentlich auch gut gelaufen für mich. Ich habe regelmäßig gespielt und habe Tore gemacht. Uns ist der sofortige Wiederaufstieg gelungen und dann hat es nicht mehr so funktioniert, ich bin wenig zum Spielen gekommen. Deswegen habe ich mir im Sommer 2013, als mein Vertrag ausgelaufen ist, gedacht, ich muss irgendetwas anderes probieren. Das hat sich dann gut ergeben, denn Vaduz-Trainer Giorgio Contini hat mich schon aus St. Gallen gekannt und wollte mich unbedingt verpflichten. Darum habe ich relativ schnell entschieden, dass ich wieder einen Schritt zurück in die Challenge League mache und versuche, wieder durchzustarten. Das hat sich auch ausgezahlt für mich. Ich habe eine gute Saison gespielt, Tore und auch einige Assists gemacht. Ich bin froh, dass ich das so gemacht habe und hoffe, dass es weiter gut läuft und ich Tore mache.

Manuel Sutter spielt seit Sommer 2013 beim FC Vaduz

LAOLA1: Du bist nicht der einzige Österreicher bei Vaduz. Welchen Stellenwert genießt Mario Sara?

Sutter: Er fühlt sich mit seiner Familie wirklich wohl hier in Liechtenstein. In der Mannschaft hat er einen wirklich hohen Stellenwert. Ich habe von Anfang an gemerkt, dass er etwas zu sagen hat im Team, jeder hört ihm zu. Auch auf dem Spielfeld ist er wichtig, letztes Jahr in der Challenge League hat er immer gespielt, war als Innenverteidiger sehr stark. Er hatte einen großen Anteil am Aufstieg. Im Herbst ist er leider mit einem Kreuzbandriss ausgefallen, hat sich aber zurückgearbeitet und vorletztes Wochenende sein erstes Spiel von Anfang an gemacht. Ich hoffe, dass er so schnell wie möglich wieder auf 100 Prozent kommt, denn er ist ein wichtiger Spieler für Vaduz.

LAOLA1: In eurem Kader fällt auf, dass ihr mit Kwang-Ryong Pak einen Stürmer aus Nordkorea habt. Das erlebt man auch nicht so oft.

Sutter: Wir haben Spieler aus diversen Ländern. Jeder ist anders, das merkt man auch. Pak aus Nordkorea ist ganz anderer Typ, aber es ist trotzdem lustig mit ihm, man erfährt neue Sachen. Wir verständigen uns ganz normal auf Englisch mit ihm. Es ist ja das Interessante am Fußball, wenn man mit Spielern aus anderen Ländern und Kulturen zusammenspielt. Wir sind eine coole und ausgeglichene Truppe.

LAOLA1: Lebst du eigentlich in Liechtenstein? Bei der Nähe zu Vorarlberg würde sich auch deine Heimat anbieten.

Sutter: Ich habe mich am Anfang wegen einer Wohnung in Liechtenstein informiert, aber ich müsste eine gewisse Anzahl an Kilometern entfernt sein, damit ich überhaupt eine Wohnung in Liechtenstein bekomme. Darum bin ich Grenzgänger und fahre jeden Tag eine halbe Stunde aus Wolfurt nach Vaduz.

LAOLA1: Mit Jakob Jantscher vom FC Luzern spielt ein weiterer Landsmann in der Super League. Wie hat er sich deiner Meinung nach in der Liga etabliert?

Sutter: Ich habe Jakob Jantscher immer schon gut gefunden, auch früher schon, aber in Luzern ist er noch einmal durchgestartet. Er ist der Assist-König, führt die Liga an Vorlagen an. Auch gegen uns hat er eine starke Partie abgeliefert und mit einem Traumtor gekrönt. Ich denke, dass er den nächsten Schritt in seiner Karriere machen kann. So wie er momentan spielt, könnte er eine höhere Aufgabe annehmen.

LAOLA1: Du hast deinen Vertrag bei Vaduz bis 2017 verlängert. Was sind deine persönlichen Ziele für die kommenden Jahre?

Sutter: Mit der Mannschaft ist das Ziel natürlich, dass wir nicht absteigen. Persönlich will ich jetzt einfach auch in der Super League richtig durchstarten. In der Challenge League ist mir das schon geglückt. In der Super League habe ich noch Potenzial nach oben, muss weiter an mir arbeiten. Ich möchte bei Vaduz richtiger Stammspieler werden. Erst wenn ich hier wirklich regelmäßig spiele und Tore mache, denke ich an den nächsten Schritt.

LAOLA1: Du kannst natürlich die Ligen aus der Schweiz und Österreich gut einschätzen. Hierzulande blickt man bisweilen neidisch über die Grenze, vor allem in punkto Infrastruktur. Wie siehst du den Fußball in der Schweiz aufgestellt?

Sutter: Ich werde oft gefragt, wie ich die beiden Länder und Ligen vergleiche, das ist jedoch nicht einfach. Ich denke schon, dass es zwischen den Spitzenvereinen in Österreich, etwa Salzburg, und Basel, Young Boys oder Zürich ziemlich ausgeglichen ist. Aber wenn man zum Beispiel in die Challenge League schaut, würde ich schon sagen, dass die Infrastruktur bei vielen Vereinen besser ist als in Österreich. In Vaduz ist es, was Trainingsplätze oder Kabinen betrifft, optimal. Grundsätzlich denke ich, dass die Schweiz bezüglich Infrastruktur einen Schritt voraus ist.

LAOLA1: Du hast einige Nachwuchs-Länderspiele für Österreich absolviert. Wer waren deine bekanntesten Mitspieler?

Sutter: Die zwei Erfolgreichsten, mit denen ich zusammengespielt habe, sind Aleksandar Dragovic und David Alaba. Ich bin ein 91er-Jahrgang, aber David war als 92er bei uns dabei. Zwei, drei Lehrgänge habe ich mit ihm absolviert. Zudem waren noch Spieler wie Andreas Weimann oder Philipp Huspek bei uns im Kader.

LAOLA1: Die Dichte an Stürmern in Österreich ist überschaubar. Ist das Nationalteam für dich ein Thema, wenn du dich in der Schweiz voll etablierst?

Sutter: Du hast es schon richtig gesagt: Wenn ich es schaffe, mich zu etablieren und regelmäßig meine Tore zu machen, dann ist es sicher ein Ziel, das ich vor Augen habe. Aber es ist natürlich noch ein längerer Weg. Es kommt drauf an, wie es läuft. Aber warum nicht? Wenn man regelmäßig gute Leistungen bringt und sich einen Namen machen kann, denke ich, dass es immer eine Möglichkeit gibt.

LAOLA1: Wie sehr fieberst du dem EM-Qualifikations-Spiel in Vaduz schon entgegen? Für dich als Österreicher in Liechtenstein ist es sicher eine besondere Situation…

Sutter: Ich habe mir natürlich schon zwei Karten reserviert, damit ich live im Stadion bin. Ich freue mich bereits riesig! Wir haben bei Vaduz fünf Spieler von Liechtenstein, die gegen Österreich spielen werden. Da mache ich natürlich den einen oder anderen Spruch. Sie denken schon, dass gegen Österreich einiges möglich ist. Ich hoffe natürlich nicht! Es ist nicht einfach, aber ich denke schon, dass Österreich den Sieg einfahren wird.

Sutter in einem Test gegen Sturm Graz

LAOLA1: Dass der frühere Serie-A-Legionär Mario Frick mit seinen 40 Jahren über 21 Jahre nach seinem Länderspiel-Debüt immer noch mit dabei ist, sticht natürlich heraus. Inwiefern ist er in Liechtenstein ein Volksheld?

Sutter: Man kann ihn wirklich als Volksheld bezeichnen. Ihn kennt in Liechtenstein jeder. Er hat wirklich einiges erreicht und eine super Karriere hingelegt, da kann man nur den Hut ziehen. Er war für das Nationalteam immer sehr wichtig und ist es immer noch. Er wurde vom Stürmer zum Innenverteidiger umfunktioniert. Er bringt einfach Ruhe ins Spiel, macht das mit seiner Routine sehr gut.

LAOLA1: Mit Rene Pauritsch ist ein Steirer Teamchef, den man in Österreich gar nicht so gut kennt. Welchen Ruf genießt er in Liechtenstein?

Sutter: Sehr positiv! Wenn ich mit den Nationalspielern rede, die mit mir bei Vaduz spielen, höre ich immer nur Positives. Ein super Trainer, er macht es wirklich sehr gut. Es sind alle sehr zufrieden damit, was er macht.

LAOLA1: Was glaubst du, wie die Partie ausgehen wird?

Sutter (zögert lachend): Das ist eine gute Frage. Ich denke, 3:0 oder 4:0 für Österreich.


Das Gespräch führte Peter Altmann

LAOLA1: Du sagst, dass man in Liechtenstein ein wenig mit einer Sensation spekuliert. Herrscht nach den Ergebnissen im Herbst so etwas wie eine Euphorie? Ein Sieg in Moldawien oder ein Remis gegen Montenegro sind ja nicht die üblichen Ergebnisse dieser Nationalmannschaft…

Sutter: Das kann man schon so sagen. Sie sind voller Selbstvertrauen und denken, dass auch gegen Österreich etwas möglich ist nach dem Sieg in Moldawien, den hat ihnen auch niemand zugetraut. Sie sind wirklich gut gestartet, haben einige überrascht. Darum wird das sicher ein interessantes Spiel, auf das man sich nur freuen kann.

LAOLA1: Du hast in Vaduz mit Franz Burgmeier den Siegtorschützen des Moldawien-Spiels in der Mannschaft. Wie wird jemand in der Kabine empfangen, der einen der seltenen Erfolge Liechtensteins herausschießt?

Sutter: Der wird schon gefeiert! Man gratuliert einfach, denn es ist etwas Außergewöhnliches für Liechtenstein. Er hatte eine Riesen-Freude, dass er der Goldtorschütze war. Ich hoffe, dass es für ihn nicht das letzte Mal war und er das irgendwann wiederholen kann. Aber nicht unbedingt gegen Österreich (lacht)!

LAOLA1: Wie würdest du das Team von Liechtenstein beschreiben? Worauf muss sich Österreich am Freitag einstellen?

Sutter: Sie sind natürlich sehr defensiv eingestellt und probieren ein paar Konter zu setzen. Ich finde, dass sie gute Schützen für Freistöße und Eckbälle haben, vor allem Burgmeier bringt gute Standards. Es wird sicher nicht einfach, diesen Riegel einmal zu knacken – und das ist das Entscheidende. Liechtenstein steht sehr kompakt vor dem Sechzehner. Die Aufgabe Österreichs wird sein, sich da durchzukombinieren und irgendeine Lösung zu finden. Wenn man das 1:0 schießt, wird es viel einfacher, denn dann müssen sie auch ein bisschen mehr aufmachen und es wird schwieriger für Liechtenstein.

LAOLA1: Wer sind in deinen Augen die Schlüsselspieler?

Sutter: Kapitän Burgmeier als Linksverteidiger, Michele Polverino im Zentrum, ihn kennt man natürlich in Österreich. Nicolas Hasler spielt bei uns regelmäßig, er ist ebenfalls stark im Zentrum. Auch Peter Jehle kommt von uns. Ich finde, er ist wirklich ein guter Torhüter. Er war im Herbst verletzt, ist jetzt aber wieder voll fit. Innenverteidiger Daniel Kaufmann kommt ebenfalls vom FC Vaduz. Ansonsten gibt es viele, die nicht Profis sind und nebenher arbeiten.