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"Gab eine Zeit, in der es mir schlechter ging"

Auch wenn die neue Frisur von Marko Arnautovic anderes vermuten ließe (siehe Diashow), als „Austrian Ibrahimovic“ darf sich derzeit nur einer feiern lassen, nämlich Marc Janko.

Mit diesem Spitznamen versahen australische Medien den ÖFB-Legionär beim FC Sydney nach seinem unglaublichen Erfolgslauf in diesem Kalenderjahr.

„Dieser Vergleich liegt wahrscheinlich an meiner großen Nase“, grinst der 31-Jährige, geht ansonsten jedoch bezüglich Parallelen mit dem PSG-Superstar auf gesunde Distanz:

„Natürlich schmeichelt der Vergleich, aber ich weiß das ganz gut einzuschätzen und weiß auch, dass wir auf und abseits des Spielfelds komplett verschiedene Typen sind. Ich nehme das mit, aber ich kann darüber schmunzeln.“

„Freude am Spiel wiedergefunden“

Anlass zu einem breiten Grinsen bietet indessen die Topform des Niederösterreichers. Erst am Wochenende bei der 0:1-Niederlage gegen Melbourne City riss seine Serie von sieben Liga-Spielen in Folge mit zumindest einem Treffer.

Das Bewusstsein, dass der 1,96-Meter-Hüne eine Bereicherung für seine Elf darstellt, ist bei Teamchef Marcel Koller schon länger eingekehrt. Auch für den Schweizer ist es eine angenehme Situation, dass er sich um Form, Fitness und mentale Verfassung seines Angreifers diesmal weniger Sorgen machen muss:

„Es freut uns, dass er jetzt Tore schießt und sich wohl fühlt, weil das schlussendlich auch uns gut tut. Aber er ist jetzt nicht ein besserer oder schlechterer Fußballer, denn seine Qualitäten haben wir vorher schon erkannt. Die hat er unter für ihn schwierigeren Verhältnissen auch schon gezeigt. Er ist immer gerne bei uns. Wenn er jetzt schon das Selbstbewusstsein mitbringt, ist es ein bisschen einfacher.“

„Meine Türe steht immer offen“

Einen zwei- bis dreiwöchigen Australien-Ausflug, um Janko vor Ort zu beobachten, habe der ÖFB immer noch nicht bewilligt, bedauert der Teamchef schmunzelnd. Er würde jedoch Jankos Auftritte in der A-League regelmäßig via TV verfolgen.

Insgesamt netzte er in dieser Phase zwölf Mal, im gesamten Saisonverlauf hält der Blondschopf bei 16 Toren.

Nach dem schwierigen Engagement bei Trabzonspor ist es für Janko tendenziell ein ungewohntes Gefühl, mit derartigem Selbstvertrauen zum Nationalteam zu reisen und sich nicht ständig für sein Schicksal als Bankdrücker rechtfertigen zu müssen.

Janko verzichtet jedoch darauf, das gewonnene Selbstvertrauen mit markigen Sprüchen zur Schau zu stellen. „Ich bin immer noch der Gleiche“, versichert er und verdeutlicht die Unterschiede zu den vergangenen Jahren:

„Es gab natürlich eine Zeit, in der es mir schlechter gegangen ist. Mir geht es im Klub sehr, sehr gut, habe meinen Spielrhythmus wiedergefunden und natürlich auch in gewisser Weise die Freude am Spiel. Nach zwei doch sehr harten Jahren in der Türkei tut es einfach gut, so etwas wieder erleben zu können.“

Gestiegenes Bewusstsein in „Down Under“

Jankos derzeitige Präsenz in australischen Medien bringt laut Auskunft des Stürmers in „Down Under“ auch gestiegenes Interesse am Abschneiden des ÖFB-Teams mit sich.

„Seitdem es mir so gut geht, ist Österreich den Leuten auf jeden Fall ein Begriff. Erstens einmal, wo Österreich liegt. Zweitens, wie es uns international mit der Nationalelf ergeht. Seit ich da unten spiele, berichten sie, dass wir in der EM-Qualifikation sehr gut unterwegs sind. Es ist zumindest ein bisschen mehr das Bewusstsein eingekehrt, dass es uns auch gibt.“

Janko hatte in Sydney zuletzt jede Menge Grund zum Jubeln

Der 43-fache Internationale selbst würde sich über einen Besuch des Eidgenossen jedenfalls freuen: „Es ist immer schön, in Sydney bekannte Gesichter zu sehen. Wenn das der Fall sein wird, steht meine Türe immer offen, und ich versuche auch die Sightseeing-Tour so angenehm wie möglich zu gestalten.“

Alles andere als ein gemütlicher Betriebsausflug wird die Reise nach Liechtenstein, wo am Freitag ganz Fußball-Österreich einen Pflichtsieg erwartet – und solche sind bekanntlich oft die schwersten.

„Nehmen jeden Gegner bedingungslos ernst“

In der Vergangenheit hat die ÖFB-Elf gegen vermeintliche Fußball-Zwerge bisweilen Punkte liegengelassen. Janko ist zuversichtlich, dass der spürbare Reifeprozess in der jüngeren Vergangenheit die Gefahr solcher Ausrutscher minimiert:

„Es liegt auf der Hand, dass wir erfahrener geworden sind – bedingt durch die Konstanz, die wir nicht nur in unseren Leistungen, sondern auch in der Geschlossenheit nach außen hin entwickelt haben. Ich glaube, jeder hat auf dem Spielfeld erkennen können, welche Entwicklung stattgefunden hat. Das alles sind Bausteine, die dafür sprechen, dass wir von der Einstellung her jeden Gegner bedingungslos ernst nehmen – egal wie groß oder klein er in der Öffentlichkeit tituliert wird. Wir wissen ganz genau, dass es speziell gegen die vermeintlich schwächeren Gegner immer unangenehm sein kann. Deswegen werden wir alles in die Waagschale werfen, um drei Punkte mitzunehmen.“

Beim 2:1-Sieg in Moldawien steuerte Janko vor seinem Ausschluss das letzte seiner bislang 18 Nationalteam-Tore bei. Auch in Liechtenstein wartet ein Kontrahent, der sein Glück vorwiegend in der Defensive sucht. Gegen solch einen Abwehrriegel ändere sich auch das Spiel an vorderster Front:

„Für Stürmer ist das Spiel dann meistens nicht gerade aufregend, weil du nicht viel Räume hast, in die du laufen kannst. Du musst probieren, mehr Räume für die Mitspieler um dich herum zu reißen und im Idealfall zum richtigen Zeitpunkt richtig stehen.“

Transfergerüchte? „Zukunftsmusik“

Neuland wird für Janko indes, dass ein 40-jähriger Gegenspieler auf ihn wartet. Mario Frick, eine lebende Fußball-Legende im Fürstentum, wurde auf seine alten Kicker-Tage vom Stürmer zum Innenverteidiger umgeschult.

„Im Training ab und zu, wenn der Co-Trainer mitgespielt hat“, kann der Niederösterreicher nicht wirklich auf Duelle mit Spielern dieser Altersklasse verweisen, „aber ich glaube, das Alter ist nicht so entscheidend. Mit 40 Jahren hat man auch dementsprechend Erfahrung, mit der man vieles wettmachen kann. Auf diesem Niveau gibt es keine Frühstücksgegner.“

Mit welchen Gegnern sich Janko ab der kommenden Saison duellieren wird, steht übrigens in den Sternen. Zuletzt gab es Gerüchte, dass es den Legionär wieder nach Europa ziehen könnte.

Ein Thema, dem der Stürmer derzeit ausweicht: „Fakt ist, dass ich noch bis Ende Mai Vertrag habe. Was danach passiert, ist Zukunftsmusik. Es gibt momentan auch keine Wasserstandsmeldungen abzugeben, wie es mit anderen Vereinen aussieht. Ich habe jetzt nur die beiden Länderspiele im Kopf.“

Peter Altmann