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"Was ich sehen möchte, setzen sie sehr schnell um"

Dreieinhalb Monate werden Ende Februar zwischen dem ersten und zweiten Länderspiel unter der Anleitung von Teamchef Marcel Koller vergangen sein.

Zeit für Winterurlaub bleibt dem Schweizer jedoch kaum. Schon vor dem 1:2 in der Ukraine gönnte sich Koller ein intensives Arbeitspensum, bis zum Test gegen Finnland am 29. Februar wird er seinem Ruf als „Vielflieger“ wohl weiter alle Ehre machen.

„Wenn man nicht trainieren kann, muss man Kontakt mit den Spielern haben. Ich bin unterwegs, besuche die Spieler und versuche auch mit Videosequenzen, das Spiel schon ein bisschen zu bearbeiten“, schildert der 51-Jährige im Gespräch mit LAOLA1 seine aktuellen Arbeits-Schwerpunkte.

Schon am Rande des Ukraine-Matches betonte Koller, dass er bei der nächsten Zusammenkunft bezüglich seiner vermittelten Inhalte nicht wieder bei null beginnen möchte. Die Sorge, dass dieser Worst Case eintritt, ist nach den bisherigen Erfahrungen mit seinen neuen Schützlingen jedoch gering.

„Möchte, dass wir in der Defensive noch kompakter stehen“

„Mir ist aufgefallen, dass sie das, was ich sehen möchte, sehr schnell umsetzen. Wenn ich in der Trainingswoche etwas erwähnt habe, habe ich das am anderen Tag schon gesehen. Das ist eine sehr gute Voraussetzung“, lobt Koller die Wissbegierde der ÖFB-Kicker und hofft, „dass die Jungs weiterhin so konzentriert bei der Sache sind.“

Zu verbessern gilt es trotz ansprechender Leistung naturgemäß einiges. Vor allen Dingen natürlich das Ergebnis („Uns hat es gewurmt, dass wir verloren haben“), aber auch am taktischen Verhalten:

„Ich möchte schon, dass wir in der Defensive noch kompakter stehen, dass wir gemeinsam auftreten. Wenn man das Spiel im TV noch einmal berachtet hat, hat man gesehen, dass man sicher das eine oder andere verbessern kann. Wir wollen dieses aggressive Spiel, das Stören des Gegners, wenn wir den Ball nicht haben, weiter umsetzen, also nicht warten, bis der Gegner einen Fehler macht, sondern diesen provozieren.“

In Lviv hat dies phasenweise bereits gut funktioniert: „Das Team hat mir gezeigt, dass es bereit ist, das umzusetzen.“

„Leistungsausweis“ der Mainz-Legionäre

In den kommenden Wochen und Monaten werden die ÖFB-Kicker vor allem die Anweisungen ihrer Vereinstrainer umsetzen. Die positivsten Schlagzeilen schreibt derzeit wohl Andreas Ivanschitz, der am Samstag gegen Wolfsburg einen Elfmeter verwandelte.

Unglaublich, aber wahr: Es war dies bereits das dritte Bundesliga-Spiel en suite, in welchem dem Burgenländer jeweils ein Tor und eine Torvorlage gelang.

Vor einer Woche war er gemeinsam mit Julian Baumgartlinger (ein Assist) hauptbeteiligt am Sensationssieg von Mainz gegen den FC Bayern.

„Ich denke, das ist auch ein Leistungsausweis“, findet Koller, „wenn man weiß, wie eng es in der deutschen Bundesliga zugeht und Mainz mit zwei Österreichern Topfavorit Bayern München schlägt, ist das schon sehr gut. Es spricht auch für die zwei Spieler, dass sie sich durchsetzen und Akzente setzen können.“

„Hammergruppe“ für WM-Quali-Gegner Deutschland

Das Grundgerüst der rot-weiß-roten Stammelf wird derzeit ohnehin von Deutschland-Legionären gebildet. In der WM-Qualifikation geht es wie in der verpassten Ausscheidung für die EURO gegen den „Lieblings-Nachbarn“.

Beim Turnier in Polen und der Ukraine kann der ÖFB-Teamchef der Elf von Joachim Löw in der „Hammergruppe“ gegen die Niederlande, Portugal und Dänemark auf die Beine schauen.

„Rein vom Selbstvertrauen und Selbstverständnis her wird sich Deutschland sagen: Wenn wir Europameister werden wollen, müssen wir in dieser Gruppe natürlich weiterkommen. Im Moment spielen sie ja auch sehr gut, und ich denke, dass sie das im Sommer dementsprechend umsetzen werden.“

„Viele junge und erfolgshungrige Spieler“

Die Frage, ob eine schwere Gruppe nicht sogar ein Vorteil sein kann, weil man dann keinen Gegner unterschätzen würde, stellt sich für Koller ob der hohen Leistungsdichte bei einer Europameisterschaft erst gar nicht.

Außerdem: „Mittlerweile ist es ja auch gerade in Deutschland so, dass sie sehr viele junge Spieler haben, die erfolgshungrig sind, die noch keinen Titel geholt haben. Da kann man nicht ins Spiel gehen und sagen: ‚Wir werden da locker gewinnen.‘ Ich kenne auch das Trainer-Team zu gut, dass sie das gar nicht erst zulassen.“

Peter Altmann