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"Österreich ist stärker als die Iren!"

Am Freitag wird es für das ÖFB-Team wieder ernst.

Gut fünf Wochen nach dem unglücklichen WM-Quali-Auftakt gegen Deutschland (1:2), muss die Mannschaft von Teamchef Marcel Koller im Länderspiel-Doppel gegen Kasachstan antreten.

Das erste Duell findet am Freitag (18 Uhr) in Astana statt, das zweite dann am Dienstag in Wien.

Will Österreich nicht schon vorzeitig seine Chancen auf eine WM-Teilnahme verspielen, müssen in den zwei Partien sechs Punkte, sogenannte Pflichtsiege, her.

Allerdings werden sich die Kasachen nicht kampflos ergeben, wie Heinrich Schmidtgal erklärt.

Der Deutsche mit kasachischen Wurzeln hat zwar für Fuchs und Co. viel Lob übrig, sagt den ÖFB-Kickern aber auch einen harten Kampf an.

Im LAOLA1-Interview spricht der 26-jährige Linksverteidiger von Greuther Fürth über Ex-Coach Koller, den neuen Respekt für Österreich und die Chancen für das ÖFB-Team.

LAOLA1: Heinrich, am Freitag und Dienstag geht es für euch gegen das ÖFB-Team. Sind das neben den Färöer-Spielen die zwei Partien, wo ihr euch am meisten ausrechnet?

Heinrich Schmidtgal: Nein, eigentlich nicht. Ich schätze Österreich stärker ein als die Iren. Gegen die haben wir zu Hause äußerst bitter und unglücklich verloren. Wir haben in der 89. und 92. Minute die Gegentore bekommen. Gegen Österreich müssen wir einen guten Tag erwischen, um mithalten zu können. Sie haben sich im Vergleich zum vergangenen Jahr stark verbessert.

LAOLA1: Es hat sich auch einiges verändert, unter anderem ist mit Marcel Koller ein neuer Teamchef da. Du kennst ihn aus eurer gemeinsamen Zeit bei Bochum.

Schmidtgal: Genau. Ich hatte damals einen Profivertrag und mir auch einiges ausgerechnet. Leider ist es für mich unter Marcel Koller nicht so gut gelaufen (lacht).

LAOLA1: Wie war dein Eindruck von ihm?

Schmidtgal: Er legt sehr viel Wert auf Disziplin auf dem Platz, vor allem auf die taktische Disziplin. Er will eine gute Ordnung haben. Auch im Trainingsbetrieb verlangt er den Spielern alles ab. Er ist ein absoluter Fachmann.

LAOLA1: Ist er der richtige Mann für Österreich?

Schmidtgal: Wenn man sich das Spiel gegen Deutschland ansieht, war das schon beeindruckend, was Österreich gespielt hat. Sie haben unglücklich verloren, aber viel Respekt bekommen. Das war in Deutschland deutlich spürbar. Ich glaube schon, dass sich das Team unter Koller weiterentwickelt hat und nun gefestigter ist. Ich traue Österreich durchaus zu, sich nach Deutschland als Zweiter für die WM zu qualifizieren.

LAOLA1: Wie siehst du generell die Situation in dieser Gruppe?

Schmidtgal: Ich gehe sicher nicht als Einziger davon aus, dass sich Deutschland als Erster durchsetzen wird (lacht). Dahinter matchen sich drei Mannschaften um den zweiten Platz. Wobei ich die Iren nicht ganz so stark einschätze wie Schweden und Österreich. Die Entscheidung fällt sicher in den Spielen untereinander. Und da hat Österreich sicher gute Chancen.

LAOLA1: Was ist das Ziel von Kasachstan?

Schmidtgal: Wir haben uns als Ziel gesetzt, so viele Punkte wie möglich zu holen und die Gruppe nicht als Letzter abzuschließen. Außerdem wollen wir gegen europäische Spitzenmannschaften eine gute Figur abgeben und den ein oder anderen Großen ärgern.

LAOLA1: Das hätte gegen Schweden auch fast geklappt.

Schmidtgal: Das stimmt. Es waren ordentliche Spiele, aber Schweden ist eine topbesetzte Mannschaft. Da ist es schwer, etwas Zählbares mitzunehmen. Aber ärgerlicher ist die Niederlage gegen Irland. Immerhin können wir auf die Leistung aufbauen. Wir sind ja doch eine kleine Fußball-Nation.

LAOLA1: Was erwartet Österreich in Astana?

Schmidtgal: Eine hochmotivierte Mannschaft. Wir wollen gerade zu Hause punkten, das wird für Österreich eine unangenehme Partie. Wir haben schon gegen Irland gezeigt, dass wir mit den Fans im Rücken für eine Überraschung sorgen können. Das wollen wir nun am Freitag nachholen. Außerdem haben wir schon vor einem Jahr gezeigt, dass wir Österreich einen Punkt abtrotzen können.

LAOLA1: Du bist ja selbst erst seit zwei Jahren kasachischer Teamspieler. Für dich immer noch die richtige Entscheidung?

Schmidtgal: Bis jetzt bereue ich es überhaupt nicht. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich eingeladen werde. Es macht Spaß mit den Jungs, es ist eine sehr junge Truppe mit einem großen Zusammenhalt.

LAOLA1: Du bist im Sommer 2010 eigentlich sehr spontan zu Team-Ehren gekommen, oder?

Schmidtgal: Das stimmt. Bernd Storck war damals Nationaltrainer und hat sich in Deutschland erkundigt, wo es Spieler mit kasachischem Migrationshintergrund gibt. So ist er auf mich gestoßen. Ich habe das dann mit meiner Familie abgesprochen und alle haben mich bekräftigt, es zu machen. Jeder war davon überzeugt, dass es der richtige Schritt ist.

LAOLA1: Auch, weil die Konkurrenz-Situation in Deutschland ungleich höher ist als beispielsweise in Kasachstan?

Schmidtgal: Natürlich ist die deutsche Nationalmannschaft ein ganz anderes Kaliber. Sie war für mich sehr weit weg. Aber ich freue mich einfach, dass ich für das Land, in dem ich geboren bin und in dem meine Eltern ihr ganzes Leben verbracht haben, spielen darf. Ich habe einen großen Bezug zu Kasachstan. Ich bin stolz, dieses Trikot tragen zu dürfen.

Das Interview führte Kurt Vierthaler