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"Ich habe mir selbst Kopfzerbrechen bereitet"

Furioses Ivanschitz-Comeback, das Ende von Marc Jankos Durststrecke im Nationalteam: Aufgrund dieser Highlights ging der Premieren-Treffer von Zlatko Junuzovic im Nationalteam fast ein bisschen unter.

Dafür zeigte der Austrianer nicht nur Verständnis, im Prinzip ist es ihm wohl auch egal. Denn die persönliche Freude, beim 4:1 in Aserbaidschan für den Schlusspunkt gesorgt zu haben, kann ihm ohnehin niemand nehmen. Eine Freude, die auch zwei Tage später in Astana immer noch zu spüren ist.

„Für mich ist es ein Wahnsinn, dass ich überhaupt im Team spiele. Es war ja von klein auf nie denkbar, dass ich im Nationalteam spielen werde. Dass ich jetzt noch ein Tor mache, ist für mich und meine Familie ein Wahnsinn. Von dem her habe ich es sehr genossen.“

„Mein befreiendstes Tor“

Dass er mit seiner Freude nicht alleine dasteht, hat der 24-Jährige durch diverse Reaktionen aus der Heimat via Facebook und E-Mail bemerkt. Vom schönsten Tor seiner Karriere wollte er jedoch nicht sprechen:

„Dafür war es auf jeden Fall das befreiendste. Es ist einfach schön, wenn du im Nationalteam für dein Land ein Tor schießen kannst. Dieses Gefühl habe ich vorher im A-Team nie gehabt. Es ist irgendwie ein Gefühl, dass man etwas erreicht hat, und das ist das Befreiende an dem Ganzen.“

Dass dieser Treffer in der Nachspielzeit Lust auf mehr gemacht hat, versteht sich von selbst. In den kommenden Länderspielen soll der eine oder andere weitere Treffer folgen. In punkto Kampf um einen Stammplatz war dieses Ausrufezeichen zudem bestimmt kein Nachteil. Denn zuletzt rückte der 15-fache Internationale im ÖFB-Team ein wenig ins zweite Glied.

„Es ist positiv, wenn eine Konkurrenzsituation herrscht und man dadurch den Druck hat, gute Leistungen zu bringen. Man muss präsent sein und um seinen Platz kämpfen“, meint Junuzovic zur Qual der Wahl im Offensivbereich.

Viele Anrufe von Beratern

Bei seinem Arbeitgeber Austria stellt sich die Frage, ob „Zladdi“ spielt, nicht. Dort stellt sich eher die Frage, wie lange er noch für die Austria spielt. Eine Frage, die schon im Frühjahr intensiv diskutiert wurde und mit seinem Verbleib in Wien-Favoriten beantwortet wurde.

Der Kreativspieler galt als heißeste Transferaktie. Eine Einstufung, an der sich in der laufenden Saison wenig ändern wird, da er kommenden Sommer ablösefrei zu haben ist.

„Es geht schon das ganze Jahr so, und es hört ja nicht auf. Ich kriege sehr viele Anrufe von dem und dem Berater, obwohl ich einen Berater habe. Es ist eben so, dass ich im Sommer ablösefrei sein werde und viele probieren, jetzt für den Winter irgendetwas zu machen. Aber für mich ist es momentan kein Thema, ich habe damit schon seit Sommer abgeschlossen.“

„Es dreht sich eh um 40.000 Ecken“

Dieser temporäre Schlussstrich unter seine Wechselpläne ist Junuzovic laut eigener Aussage nicht schwer gefallen, vielmehr sei er dringend notwendig gewesen. Das Thema hatte nämlich schon überhandgenommen:

„Abzuschließen war das Beste, was ich machen konnte. Denn ich habe mich zwei, drei Monate intensiv damit beschäftigt, mich immer wieder gefragt: ‚Was ist, wenn ich da hingehe, was ist, wenn ich dort hingehe?‘ Ich habe mir selbst Kopfzerbrechen bereitet. Nach einer gewissen Zeit habe ich mir im August gesagt, dass es jetzt reicht. Es ist wurscht, was passiert, ich bin bei der Austria und bin eh bei einem super Verein in Österreich, das ist eh schon sehr gut. Wenn etwas passiert, passiert es, beeinflussen kann ich es nicht, da es sich eh um 40.000 Ecken dreht.“

Was sich sicher nicht ändern werde, sind seine Kriterien in punkto Auswahl des potenziellen neuen Arbeitgebers. Und diesbezüglich liegt die Latte nicht gerade niedrig. Während er positionsbedingt auf dem Platz bisweilen Risiko nehmen muss, denkt Junuzovic privat anders: „Ich bin ein Sicherheits- und ein Familienmensch.“

Während die deutsche Bundesliga sowieso immer ein Thema ist, sei auch Spanien ganz interessant. Daran, dass der frühere GAK- und Kärnten-Spieler relativ offen über seine Zukunft spricht, möchte er nichts ändern.

„Es ist mein Naturell, dass ich offen damit umgehe. Warum soll ich irgendwas verheimlichen oder verstecken? Ich habe im Sommer zum Beispiel auch kein Hehl daraus gemacht, dass ein Angebot aus Salzburg da war. Es hätte auch Gespräche geben können, aber ich wollte nicht zu Salzburg, vielleicht kommt eine größere Chance im Ausland. Zu diesem Zeitpunkt war Salzburg kein Thema, und das habe ich auch immer wieder gesagt. Warum sollte ich es nicht offen sagen?“

Gänzlich ausgeschlossen sei ein Verbleib innerhalb der Landesgrenzen ohnehin nicht: „Ich fühle mich sehr wohl in Österreich, die Lebensqualität ist ein Wahnsinn, meine Familie ist hier – klar, dass man da auch überlegt, ob man bleibt.“

Peter Altmann

„Vier, fünf Spiele, wo ich überhaupt keinen Spaß mehr hatte“

„Wenn ein Verein interessiert ist, ist es mir wichtig, dass ich mich auch mit dem Trainer zusammentue, damit ich die Strukturen und Ziele des Vereins kenne, ob er junge Spieler einbauen will, wie meine Funktion in der Mannschaft wäre. Das ist ganz wichtig. Ich kann nicht auf gut Glück irgendwo hinwechseln und hoffen, dass alles auf mich zugeschnitten ist. Denn für mein Spiel sind Spaß und Wohlbefinden einfach das Wichtigste, und wenn ich das nicht habe, kann ich keine Leistung bringen.“

Als Beispiel führt der 24-Jährige jene Phase an, in der das Thema seines möglichen Wechsels ein Dauerbrenner war: „Im Frühjahr waren vier, fünf Spiele dabei, wo ich überhaupt keinen Spaß mehr hatte, wo ich einfach nur mehr wollte, dass eine Pause ist, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Momentan ist der Spaß wieder zurück, ich habe in dieser Saison auch schon viele Scorer-Punkte. Ich fühle mich besser, wenn ich nicht an das ganze Theater herum denke.“

Während Junuzovic nicht „auf gut Glück“ irgendwo unterschreiben möchte, konnte man in der jüngeren Vergangenheit bei anderen Spielern diesen Eindruck sehr wohl gewinnen.

„Das ist nicht meine Sache, dann bleibe ich lieber in Österreich, bevor ich auf gut Glück irgendwohin gehe und hoffe, dass ein Wunder passiert, dass ich mich auf Anhieb wohl fühle und spielen werde. Also ich weiß, dass es nicht so ist. Das Fußball-Geschäft ist nicht immer sehr ehrlich und nett. Wenn ich unterschreibe, ist es ein Zeichen, dass ich ein gutes Gefühl habe, so wie es damals bei der Austria war.“

„Es ist mein Naturell, dass ich offen damit umgehe“

Für die Veilchen wäre es – zumindest geschäftlich – kein Nachteil, wenn ein Transfer bereits im Winter erfolgen würde. „Es gibt eher viele Kontakte für den Sommer, weil ich dann ablösefrei bin“, tendiert Junuzovic jedoch dazu, die ganze Saison am Verteilerkreis zu bleiben.