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"Hosiner würde uns mehr Probleme bereiten"

Es gibt Medientermine, bei denen die Gefahr von Missverständnissen geringer ist, als wenn Giovanni Trapattoni am Podium sitzt.

Das weiß man in München. Das weiß man in Salzburg. Das weiß man auch in Dublin.

Auch bei seiner Abschluss-Pressekonferenz im Hinblick auf das WM-Qualifikationsspiel gegen Österreich (ab 20:15 Uhr LIVE auf ATV und auch via LIVESTREAM auf atv.at) brachte der irische Teamchef das Auditorium wieder einmal zum Schmunzeln. Unabsichtlich natürlich.

„Austria, your colleague, ask them, if you know Fuchs. I was in Austria, I know very well Fuchs!“, kauderwelschte der Italiener auf seine unnachahmliche Art und wunderte sich über das beschämte Gelächter unter den irischen Journalisten.

Ein kurzer Blick samt italienischer Nachfrage zu seiner amüsierten Dolmetscherin klärte das Missverständnis auf. „No Fuck! Fuchs!“, schob Trapattoni grinsend nach.

„I punch you, if you don’t stop being shy“

Eigentlich wollte „Trap“ nur auf die Gefährlichkeit von ÖFB-Kapitän Christian Fuchs, den der frühere Salzburg-Coach noch aus dessen Zeit beim SV Mattersburg kennt, hinweisen und daran erinnern, dass der rechte Mittelfeldspieler Jonathan Walters, eigentlich ein Stürmer, gegen den offensivstarken österreichischen Linksverteidiger auch nach hinten arbeiten müsse.

So weit, so harmlos. Für Langeweile und abgedroschene Floskeln sind öffentliche Auftritte des Star-Trainers nicht bekannt.

Skurril sind sie allemal. Auch diesmal. Um die geforderte Aggressivität seiner Schützlinge zu illustrierten, steckte er seine Hand in den Mund und imitierte einen zubeißenden Hund.

Auf die Frage, ob Irland gegen Österreich gewinnen müsse, philosophierte der 74-Jährige viel lieber darüber, wie wichtig es denn nicht sei, drei gesunde Wechselspieler zur Verfügung zu haben.

Sein zentraler Mittelfeldspieler James McCarthy ist ihm viel zu zurückhaltend – ein Thema, das ihn während des kompletten Medientermins nichts losließ. „I punch you, if you don’t stop being shy“, hätte er ihm ausgerichtet.

Trapattoni verrät Aufstellung

Ausgerichtet hat Trapattoni auch die Aufstellung, mit der er gegen Österreich zu spielen gedenkt. Sie lautet im 4-4-2-System wiefolgt: Forde - Coleman, O'Shea, Clark, Wilson/Kelly - Walters, McCarthy, Whelan, McClean - Sammon, Long

Im Vergleich zur Nullnummer in Schweden gibt es zwei Änderungen. Der wieder fitte Glenn Whelan startet im zentralen Mittelfeld für Paul Green, für den verletzten Superstar Robbie Keane kommt ein wenig überraschend Conor Sammon zum Zug. Der Einsatz von Linksverteidiger Marc Wilson ist wegen einer Leistenblessur fraglich, für ihn würde Stephen Kelly einspringen.

Trapattoni fordert von seiner Elf Konzentration „über 90, 94 oder 95 Minuten“. Dies sei wichtig gegen Österreich, da es sich „um eine starke, kompakte Mannschaft mit einer guten Mentalität und vielen schnellen, kreativen Spielern“ handeln würde.

Auf Seiten der ÖFB-Elf hob die Trainer-Legende David Alaba, Marko Arnautovic, Andreas Ivanschitz und Marc Janko hervor.

„Hosiner würde uns mehr Probleme bereiten“

Janko und kurzzeitig auch Ivanschitz betreute er einst in Salzburg. „Damals waren sie noch jung. Es ist für mich keine Überraschung, sie jetzt im Nationalteam wiederzusehen“, lobte „Trap“ ihren Werdegang.

Die Antwort auf die Frage, ob Janko oder doch Philipp Hosiner gefährlicher für sein Team sei, überraschte so gesehen doch: „Jankos Qualitäten sind sehr gut. Aber Hosiner ist sehr schnell und würde uns vermutlich mehr Probleme bereiten. Aber das ist die Entscheidung meines Kollegen.“

Trapattoni wird wissen, welcher Poker hinter dieser Aussage steckt, Koller nahm sie jedenfalls gelassen zur Kenntnis, lehnte es aber ab, dem Beispiel seines Gegenübers zu folgen und die Aufstellung bereits einen Tag vor dem Ankick bekanntzugeben.

„Die einen machen’s, die anderen nicht“, bleibt er seiner Tradition, ein Geheimnis aus der Startelf zu machen, treu, „ich denke, es ist schwieriger, wenn es bis kurz vor dem Spiel unklar ist, was wir machen oder ob wir etwas ändern. Da geht es um Kleinigkeiten, die wir für uns behalten möchten.“

Koller: „Müssen auch auswärts etwas bewegen“

Dass der bereits 26-Jährige, aber international unerfahrene Conor Sammon vom Championship-Verein Derby County den Zuschlag als Keane-Ersatz bekommen hat, überrascht Koller laut eigener Aussage nicht: „Er war schon in einem der letzten Länderspiele mit dabei. Speziell in einem Heimspiel werden sie mit viel Wucht nach vorne kommen und seine Kopfballstärke ausnützen wollen.“

Dass die Iren auf Teufel komm raus stürmen werden, glaubt der Schweizer nicht. Dies deutet auch Trapattoni, der für die Kompaktheit seiner Teams bekannt ist, an: „Wir werden versuchen, zu gewinnen, aber wir müssen auch intelligent auftreten. Es gibt noch viele Spiele in dieser Qualifikation.“

Dennoch würde beiden Teams ein Sieg gut zu Gesicht stehen. „Wenn wir im November in den Playoffs mit dabei sein wollen, müssen wir auch auswärts etwas bewegen und Punkte mitnehmen. Wir haben eine schlechte Statistik. Wir sind hier, um das zu beenden“, geht Koller auf die Horror-Bilanz des Nationalteams auf fremden Boden ein. In den vergangenen zehn Jahren gab es nur vier Auswärtssiege.

WM-Traum auch bei Niederlage nicht geplatzt

Bis auf György Garics, der im Sonntagstraining einen Schlag auf den Fuß abbekommen hat, im Abschlusstraining jedoch wieder mit von der Partie war, sind alle ÖFB-Kicker fit. Koller geht davon aus, dass auch der Rechtsverteidiger einsatzfähig sein wird.

Wie viele Umstellungen der 52-Jährige vornehmen wird, ist eine spannende Frage. Optionen hat er zuhauf, nicht nur in der Stürmer-Frage. Martin Harnik erscheint nach überstandener Grippe ein heißer Kandidat auf eine Rückkehr in die Startelf zu sein, ebenso wie Julian Baumgartlinger, der gegen die Färöer wegen einer Zehenverletzung passen musste.

Auch wenn es eine Niederlage setzen sollte, ist für Koller der WM-Traum noch nicht geplatzt: „Ich denke nicht, dass es dann vorbei ist. Aber die Spiele werden immer weniger und es wird schwieriger, die Punkte zurückzugewinnen.“

Eine Erkenntnis, die kaum Raum für Missverständnisse zulässt…

Peter Altmann