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Die taktischen Brennpunkte vor dem Schlager

Die taktischen Brennpunkte vor dem Schlager

Zwei Viererketten, tief stehen und lange Bälle nach vorne.

So kennt man die Iren (ab 20:15 Uhr LIVE auf ATV und auch via LIVESTREAM auf atv.at) von der Europameisterschaft. Besonders erfolgreich war dieses Konzept damals nicht.

Null Punkte schauten am Ende heraus. Allerdings auch in Gruppe C mit den starken Kroaten sowie den späteren Finalisten Italien und Spanien.

Nach Flanken sind sie am gefährlichsten

An Giovanni Trapattonis grundsätzlicher Spielidee hat sich seitdem nicht viel geändert. Der Italiener setzt defensiv weiterhin auf zwei gut organisierte Viererketten und versucht offensiv die Kopfballstärke der robusten Iren auszunutzen.

Letzteres belegt eine Statistik eindrucksvoll: Von elf Toren, die Irland seit der EURO erzielte, fielen neun (!) infolge von Flanken (siehe Tabelle).

Auf die ÖFB-Defensive rund um Torhüter Heinz Lindner wird in der Luft also Schwerstarbeit zukommen. Vor allem nach Standardsituationen sind die Männer der grünen Insel gefährlich. Doch auch aus dem Spiel heraus geht fast alles über die Seiten. Dementsprechend gefordert werden die österreichischen Außenspieler sein, um Flanken schon im Keim zu ersticken.

Frischer Wind durch die Jungen

Andererseits kam seit der EM auch ein frischer Wind ins Mannschaftsgefüge der Iren. Verantwortlich dafür war der längst überfällige Einbau junger Spieler. Typen, wie James McCarthy, Ciaran Clark, Seamus Coleman oder James McClean halfen dabei, das Team spielerisch weiterzuentwickeln.

Beim 0:0 gegen Schweden wurde der Ball nicht mehr nur in hohen Bogen nach vorne getreten, sondern durchaus einige Male in den eigenen Reihen gehalten. Das lag nicht nur an der verjüngten Verteidigung, sondern auch an Sechser McCarthy.

Der 22-jährige Wigan-Profi ist kein reiner Zerstörer, sondern überzeugt durch intelligentes Passspiel. Coach Trapattoni verlangt vom Fan-Liebling aber noch mehr Präsenz auf dem Feld. „I punch you, if you don't stop being shy“, richtete der Italiener seinem Schützling laut eigener Aussage aus.

Irlands aktuelles 4-4-2-System: Vorne ersetzt der kopfballstarke Conor Sammon den verletzten Kapitän Robbie Keane. Interessant ist die rechte Seite mit dem nominellen Stürmer Jonathan Walters, der regelmäßig von Evertons Seamus Coleman hinterlaufen wird. Links beackert James McClean die Linie.

Spiel Torschütze Entstehungsart
2:0 vs. Polen (6.2.2013) Clark (35.) Eckball/Schuss
Hoolahan (76.) Freistoß-Flanke/Schuss
4:1 vs. Färöer (16.10.2012) Wilson (46.) Weitschuss
Walters (53.) Flanke/Kopf
Eigentor (73.) Konter
O\'Dea (88.) Eckball/Kopf
1:6 vs. Deutschland (12.10.2012) Keogh (92.) Eckball/Kopf
4:1 vs. Oman (11.9.2012) Long (7.) Freistoß-Flanke/Kopf
Brady (23.) Flanke/Schuss
Doyle (36.) Freistoß-Flanke/Kopf
Pearce (85.) Eckball/Kopf

Brennpunkt links: Arnautovic oder Ivanschitz?

Ein anderes Schlüsselduell findet auf der linken Seite statt. Vor der Offensiv-Stärke Christian Fuchs warnte Trapattoni ganz besonders. Doch auch die Iren wollen über diese Flanke Druck machen.

Gegen Schweden zog Fuchs' Gegenspieler, Stoke-Stürmer Walters, oft nach innen, um hohe Bälle weiterzuleiten. Hinterlaufen wurde er dann vom offensivstarken Außenverteidiger Coleman.

Spannend wird deswegen Kollers Entscheidung, wen er auf die Position vor Fuchs stellt. Marko Arnautovic könnte Coleman offensiv wohl am meisten beschäftigen. Auch defensiv hat der Bremen-Legionär zwar schon oft bewiesen, dass er mit seiner Physis jeden Zweikampf gewinnen kann. Doch konsequentes Verteidigen über 90 Minuten ist nicht seine Stärke. Vielleicht setzt Koller darum auf Andreas Ivanschitz, um den Vorstößen Colemans Paroli zu bieten.

Was tun gegen zwei kompakte Viererketten?

Alles in allem sollte sich das ÖFB-Team auf ein knappe Partie einstellen. Es kann durchaus sein, dass die Koller-Elf aufgrund der destruktiven Spielweise der Iren das Spiel selbst machen muss.

In diesem Fall gilt es ein Rezept gegen die kompakt stehenden Viererketten zu finden. „Da tut man sich immer schwer“, weiß Rene Aufhauser. Der Ex-Nationalspieler hat aber dennoch ein paar Tipps parat: „Das Mittel dagegen ist schneller Kombinationsfußball - überraschende Pässe in die Tiefe und zwischen die Ketten. Die Iren sind kopfballstark, also müssen wir versuchen, den Ball am Boden zu halten.“

Eine Sache, die eher für einen Einsatz Philipp Hosiners, als für Marc Janko spricht. Doch auch eine Variante mit Martin Harnik an vorderster Front und Andreas Weiman auf der rechten Seite scheint denkbar.

In der Offensive hat Koller jedenfalls viele Optionen. Das könnte im Laufe des Spiels noch zu einem nicht zu unterschätzendem Faktor werden.

 

Jakob Faber

Österreichisches Forechecking = Hohe Bälle der Iren

Gegen Österreich wird Trapattoni seine Mannschaft vielleicht jedoch absichtlich anweisen, hohe Bälle zu spielen. Denn auf diese Weise könnte das Angriffspressing des ÖFB-Teams, das gegen Deutschland so hervorragend funktionierte, umgangen werden.

„Ich rätsle, ob sie eher auf Konter oder mit Forechecking spielen werden“, fragte sich der Maestro auf der Pressekonfrenz vor dem Spiel. Geht es nach seiner bereits angekündigten Aufstellung rechnet Trapattoni mit Angriffspressing. Nicht umsonst schickt er mit Shane Long, Jonathan Walters sowie den für den verletzten Robbie Keane in die Mannschaft gekommene Conor Sammon gleich drei Offensiv-Spieler auf das Feld, die lange Bälle stark verarbeiten können.

Monsteraufgaben für Alaba und Baumgartlinger

Entscheidet sich ÖFB-Teamchef Marcel Koller tatsächlich dafür, die Iren schon früh zu attackieren, dann warten auf Österreichs defensive Mittelfeldspieler zwei Monsteraufgaben gleichzeitig.

Einerseits sind David Alaba und Julian Baumgartlinger dann gefordert, vorne im Pressing mitzuhelfen. Andererseits müssen sie sich aber bei einem hohen Ball der Iren blitzschnell zurückziehen, um den Raum vor der Abwehr abzudecken. Denn dort landen die meisten Abpraller nach Kopfballduellen zwischen Verteidigern und Stürmern.