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"Wenn ich spiele, muss ich mich nicht entschuldigen"

Bei Trabzonspor derzeit auf das Abstellgleis gestellt, hat Marc Janko umso mehr seinem Einsatz gegen die Färöer entgegengefiebert.

Adduktorenprobleme verhinderten bekanntlich in letzter Minute einen Einsatz, sein Ersatzmann Philipp Hosiner nutzte die sich bietende Chance mit zwei Treffern gegen den Fußball-Zwerg gekonnt.

In Irland, beim Wiedersehen mit seinem früheren Salzburg-Coach Giovanni Trapattoni, bietet sich die nächste Gelegenheit, doch noch gestärkt durch ein persönliches Erfolgserlebnis zurück in die Türkei zu reisen.

Im LAOLA1-Interview betont der 29-Jährige jedoch, dass es beim Nationalteam nicht um Einzelschicksale geht.

Zudem spricht er über das öffentlich dokumentierte Vertrauen von Teamchef Marcel Koller („Auch Janko hätte Tore gemacht“), den körperbetonten Spielstil auf der Insel und die Magie von Trapattoni.

LAOLA1: Marc, bist du im Hinblick auf das Irland-Spiel wieder fit?

Marc Janko: Ich bin wiederhergestellt. Ich habe schon am Samstag wieder normal mit der Mannschaft mittrainiert. Ich stehe am Dienstag zur Verfügung.

LAOLA1: Wie bitter war es, gegen die Färöer w.o. geben zu müssen, nachdem du sicherlich darauf hingefiebert hast, endlich wieder spielen zu dürfen?

Janko: Man sagt ja immer: Wenn es scheiße läuft, läuft es scheiße. Momentan ist es wirklich so der Fall. Dennoch: In dieser Phase sind Einzelschicksale wirklich nicht wichtig, es zählt nur der Erfolg der Mannschaft, und die Jungs haben das gegen einen nicht so starken Gegner im Endeffekt perfekt gelöst. Alles andere ist nicht so wichtig.

LAOLA1: Teamchef Koller hat dir nach der Partie demonstrativ den Rücken gestärkt. Wie gut tut das?

Janko: Prinzipiell tut es immer gut, wenn man das Vertrauen ausgesprochen bekommt und es durch solche Aussagen untermauert wird. Speziell in solchen Phasen tut es gut.

LAOLA1: Du wärst trotz der Probleme beim Verein in der Startelf gestanden. Hat sich so gesehen der Tapetenwechsel beim Nationalteam bezahlt gemacht?

Janko: Ich hätte gegen die Färöer natürlich lieber gespielt, ich hätte mir in dieser Partie auch das eine oder andere Tor zugetraut. Es ist jetzt anders gekommen, aber es läuft nicht immer so, wie man sich die Sachen wünschen würde.

LAOLA1: Deinem Ersatzmann Philipp Hosiner ist ein Doppelpack gelungen. Wie beurteilst du seine Leistung?

Janko: Er hat die Tore super gemacht. Ich habe ihm auch gratuliert, das steht außer Frage. Ich habe mich sehr gefreut für ihn. Beim Pflichtspiel-Debüt von Anfang an zwei Tore zu machen, ist schon etwas Tolles. Ich hoffe, es geht so weiter für ihn.

LAOLA1: In Irland wartet nun eine deutlich schwierigere Aufgabe, ein robuster Gegner. Was erwartest du von dieser Partie?

Janko: Es wird natürlich ein komplett anderes Spiel werden, das muss auch jedem klar sein. Die Färöer waren bei allem Respekt mehr oder weniger ein Jausengegner, natürlich auch durch den positiven Spielverlauf unsererseits bedingt. Wir können uns jetzt schon darauf einstellen, dass es in Irland vom Level her um einige Stufen höher sein wird. Dort sind andere Sachen gefragt, und wir werden probieren, uns gut darauf einzustellen.

LAOLA1: Spricht deine internationale Erfahrung auf diesem Level für dich?

Janko: Ich möchte mich gar nicht zu viel auf diese Diskussion einlassen. Ich finde, Philipp ist ein hervorragender Stürmer, er hat noch viele gute Jahre vor sich. Wer spielen wird, muss im Endeffekt der Trainer entscheiden. Ich bin der Letzte, der sich in eine Mannschaft reinschwatzt. Wenn ich spiele, werde ich natürlich auch nicht so weit sein, dass ich sage, ich muss mich bei der Öffentlichkeit dafür entschuldigen. So viel Selbstvertrauen habe ich schon. Aber wie gesagt: Es liegt nicht an uns. Wir können nur probieren, uns im Training gut zu präsentieren. Ich kenne meine Qualitäten, der Teamchef kennt sie auch, und es gibt auch noch ein paar andere Leute, die sie zu schätzen wissen.

LAOLA1: Der Fußball auf der Insel ist spektakulär anzusehen. Wie gefällt er dir, wenn man auf dem Feld damit konfrontiert ist?

Janko: Es ist auf jeden Fall so, dass nicht so viel abgepfiffen wird, sowohl für die angreifende als auch für die verteidigende Mannschaft. Ich habe doch immer wieder das Gefühl, dass mir von den Schiedsrichtern meine körperlichen Vorteile teilweise genommen werden – ich glaube, das ist auf der Insel weniger der Fall. Dort ist es körperbetonter, man kann wirklich zur Sache gehen.

LAOLA1: Du weißt natürlich aus der gemeinsamen Zeit in Salzburg, wie Irlands Teamchef Giovanni Trapattoni tickt. Was sind seine Geheimnisse?

Janko: Ich habe knapp zwei Jahre mit ihm zusammengearbeitet und in dieser Zeit natürlich nicht alle seine Raffinessen herausfinden können. Irgendwo umgibt ihn schon noch eine gewisse Magie, sei es beim Training oder bei den Spielen. Er ist eine riesige Persönlichkeit im Fußball, das steht außer Frage. Er weiß auf jeden Fall eine Mannschaft gut einzustellen, speziell in der Defensive. Und in der Offensive hat er inzwischen auch das eine oder andere herausgefunden, wie er die Iren zum Erfolg verhelfen kann.

LAOLA1: Sein Sprachen-Mix ist kultig. Ist er das beste Beispiel dafür, dass die Fußballsprache international ist?

Janko: Im Notfall haben sie mit einem Übersetzer ausgeholfen. Ich glaube, sein Englisch ist nicht so perfekt, dass die Iren alles verstanden haben. Im Fußball muss man nicht viel um den heißen Brei herumreden, aber wenn es um Details gegangen ist, steht ein Dolmetscher zur Seite.

Das Gespräch führte Peter Altmann

LAOLA1: Die Mannschaft hat in den letzten ein, zwei Jahre einen Reifeprozess hingelegt. Inwiefern erwartet sie nun ein Schlüsselspiel?

Janko: Im Endeffekt stehen wir von den Punkten her nicht so schlecht da. Natürlich hätten wir auswärts in Kasachstan noch gerne den Dreier mitgenommen, es hat leider nur zu einem Punkt gereicht. Man muss ganz klar festhalten, dass wir erst zwei Mal gegen Kasachstan und ein Mal gegen Färöer gespielt haben. Die richtigen Spiele kommen erst – jetzt gegen Irland, dann im Sommer gegen Schweden. Das sind die Spiele gegen direkte Konkurrenten, wo es wirklich zählt. Wir sind nicht so vermessen, dass wir glauben, Deutschland noch einholen zu können. Natürlich werden wir alles probieren, aber der Fokus liegt ganz klar auf Platz zwei. Da sind die kommenden Spiele auf jeden Fall richtungsweisend.

LAOLA1: Ein Dauerthema bleibt, dass das Nationalteam in den vergangenen Jahren auswärts wenig mitgenommen hat. Woran liegt das?

Janko: Eine berechtigte Frage. Es ist nicht von der Hand zu weisen: Die Statistik spricht leider gegen uns. Aber Statistiken sind dazu da, um sie zu widerlegen. Das wollen wir beweisen, um auch besagten Entwicklungsschritt zu verdeutlichen.