LAOLA1: Du bist im Nationalteam zuletzt nicht in der Startelf gestanden. Der Konkurrenzkampf in der Innenverteidigung mit Aleksandar Dragovic und Emanuel Pogatetz ist riesig. Andererseits wurdest du bei Werder Bremen inzwischen zum Abwehrchef befördert und hast gute Leistungen gebracht. Inwiefern hoffst du, dass du auch beim Nationalteam diesmal wieder von Beginn an spielst?

Prödl: Ich bin gut drauf, reise trotz der 1:4-Klatsche in Mönchengladbach mit Selbstvertrauen an. Ich habe eine gute Vorbereitung absolviert und vom Trainer bei Werder Bremen jede Menge Vertrauen ausgesprochen bekommen. Ich weiß, dass man durch Interviews nicht seinen Platz zurückbekommt, sondern durch Leistung, aber ich habe zurzeit einen sehr guten Lauf und denke, dass die Karten hier vor jedem Spiel neu gemischt werden - vor allem in der Innenverteidigung, weil die Konkurrenz hier sehr hoch und die Leistungsdichte sehr gut ist. Ich habe natürlich gute Konkurrenten. Aber ich denke, dass ich bis jetzt immer eine wichtige Rolle in der Nationalmannschaft gespielt habe, und auch wenn ich den letzten Spielen nicht in der Startelf gestanden bin, habe ich trotzdem gegen Griechenland eine Halbzeit und gegen Schweden über 70 Minuten gespielt. Von dem her darf ich das Selbstvertrauen haben und bin der Meinung, dass ich auch ganz gut in diese Mannschaft passe. Ich gebe in dieser Woche alles, die deutsche Bundesliga ist mein Wohnzimmer, das Stadion kenne ich auch gut – ich möchte am Freitag natürlich von Anfang an spielen.

LAOLA1: In den letzten drei Jahren hat es kaum ein Interview gegeben, in welchem du nicht auf Werder-Kollegen Marko Arnautovic angesprochen wurdest. Einmal geht’s noch: Wie schätzt du seinen Wechsel zu Stoke City ein?

Prödl: Ich hoffe, er hat die richtige Entscheidung getroffen und glaube, dass es wohlüberlegt war, auch wenn es am letzten Transfertag passiert ist. Er hat sich schon mehrere Wochen Gedanken gemacht, ob er den Verein verlässt oder bleibt. Ich denke, dass er das mit seinen Vertrauten ganz gut entschieden hat. Ich hoffe, dass er bei Stoke in der englischen Liga eine gute Rolle spielt und damit auch in der Nationalmannschaft. Unsere Wege werden sich ja weiterhin kreuzen, auch wenn er jetzt den Verein verlässt. Ich möchte mich auch für seinen Einsatz bedanken und wünsche ihm alles Gute.

LAOLA1: Werder ist mit zwei Siegen gestartet, es folgten zwei Niederlagen – eine davon jedoch in Dortmund. Inwiefern hast du das Gefühl, dass nach der Krise im Frühjahr und der schwachen Vorbereitung nun der richtige Weg eingeschlagen wurde?

Prödl: Es ist auf alle Fälle ein anderer Weg eingeschlagen worden. Wir haben letzte Saison 66 Gegentore kassiert, mussten die Defensive stärken. Wir haben bis jetzt nicht den schönsten Fußball gezeigt, uns war jedoch bewusst, dass es schwierig wird und wir von Beginn an mit Einsatz und Leidenschaft an die Sache herangehen müssen. Auf das Spielerische zu vertrauen, reicht in der deutschen Liga nicht aus. Hätte mir vorher jemand gesagt, dass wir nach vier Runden, in denen drei Auswärtsspiele dabei sind, sechs Punkte haben, hätte ich das natürlich unterschrieben. Mit Dortmund und Gladbach haben wir zwei sehr schwierige Auswärtsaufgaben hinter uns, beide sind sehr gute Offensivmannschaften. In Gladbach sind wir leider eingebrochen, aber das war eines von vier Spielen, in dem wir nicht die Leistung abgerufen haben, die wir uns vorstellen. Mit dieser Partie müssen wir natürlich kritisch umgehen, wir können aber dennoch mit Selbstvertrauen in die nächsten Runden gehen, weil der Start mit zwei Siegen eigentlich ganz vernünftig war. Das ändert jedoch nichts daran, dass wir ein schwieriges Jahr vor uns haben – neuer Trainer, neues Spielsystem, neue Spieler. Aber ich freue mich darauf und gehe voller Motivation hinein.

LAOLA1: Du bist zwar erst 26, aber dennoch einer der erfahreneren Spieler im Kader. Muss man dadurch den Anspruch haben, voranzugehen?

Prödl: Ich glaube, ich bin mittlerweile der dritt-dienstälteste Spieler bei Werder Bremen. Ich bin seit 2008 dort, habe viel Erfahrung sammeln können. Ich denke, das war auch der ausschlaggebende Grund für den Trainer, mir vorab das Vertrauen zu schenken, die Abwehr zu organisieren. Bis jetzt hat es in drei Spielen sehr gut geklappt, in Gladbach leider nicht so gut. Aber das ist ein Prozess, in dem sich die neue Mannschaft finden muss. Die Rollen wurden neu verteilt, neue Aufgaben gestellt. Das wird Zeit brauchen, aber ich denke, dass wir eine vernünftige Basis gelegt haben.

Das Gespräch führte Peter Altmann