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"Schalke lechzt nach Titeln"

Zu Gast im eigenen Wohnzimmer. Ein Länderspiel in Deutschland ist grundsätzlich eine spezielle Angelegenheit, für Christian Fuchs umso mehr.

Der 25-Jährige agiert nämlich quasi als „Hausherr“, steigt das EM-Qualifikations-Duell mit unserem Lieblingsnachbarn doch in der Heimstätte seines Arbeitgebers Schalke 04.

Keine alltägliche Situation. Nach dem gelungenen Saisonstart – die „Königsblauen“ rangieren in der deutschen Bundesliga aktuell auf Rang zwei – geht der Linksverteidiger jedoch mit entsprechendem Selbstvertrauen in die Partie.

Ein Thema wird auf Schalke momentan so gut wie möglich totgeschwiegen: Der Meistertitel, dem die „Knappen“ gerade in den letzten Jahren vergeblich hinterher liefen, dabei teilweise nur knapp scheiterten.

Seit 1958 wartet der Traditionsklub bereits auf den ganz großen Wurf – und damals war ein Österreicher der Mastermind des Erfolgs, wie Fuchs gleich zu Beginn des LAOLA1-Interviews aufklärt:

LAOLA1: Was sagt dir der Name Edi Frühwirth?

Christian Fuchs: Das war der letzte Trainer, mit dem Schalke die Meisterschaft geholt hat. Ein Österreicher.

LAOLA1: Ein gutes Omen, um wieder an den Titel zu denken, jetzt wo mit dir wieder ein Österreicher auf Schalke ist?

Fuchs: Ich glaube, dass Schalke nach Titel lechzt, gerade nach einer Meisterschaft. Langfristig ist es auf alle Fälle ein Thema.

LAOLA1: Vereins-Boss Clemens Tönnies meinte, er habe, „keinen Bock mehr, von der Meisterschaft zu reden.“ Ist das momentan die Herangehensweise?

Fuchs: Wir wollen uns nicht zusätzlich noch mehr Druck auferlegen, als wir ohnehin schon haben. Nach der letzten Saison waren natürlich alle schwer enttäuscht. Das war nicht der Anspruch von Schalke. Wir wollen natürlich einen einstelligen Tabellenplatz, das ist ganz klar. Und wenn diese eine Stelle noch möglichst niedrig ist – umso besser.

LAOLA1: Es sind zwar erst vier Spieltage absolviert, aber aktuell seid ihr erster Bayern-Jäger…

Fuchs: Vor der Saison hat wie bei vielen Mannschaften der Bundesliga ein Umbruch stattgefunden. Unser Kader war sehr groß und ist nun drastisch reduziert worden. Jetzt haben wir einen sehr jungen Altersschnitt. Ich bin sogar einer der Älteren, was mit 25 Jahren eigentlich eine unglaubliche Geschichte ist. Man wird sehen: Der Start ist jetzt einmal geglückt, damit kann man zufrieden sein, aber die Saison dauert noch lange. Wir haben die Doppelbelastung mit der Europa League, wollen aber auf jeden Fall jedes Spiel positiv gestalten.

LAOLA1: Ein Verein als Religion?

Fuchs (schmunzelt): Man kann zumindest heiraten im Stadion.

LAOLA1: Am Freitag gastierst du mit dem Nationalteam in deinem Heimstadion. Solch eine Konstellation erlebt man nicht alle Tage, oder?

Fuchs: Das auf alle Fälle. Das ist meine Heimatstätte, praktisch mein Wohnzimmer. Dort als Gast aufzutreten, ist natürlich etwas ganz Besonderes. Es werden auch viele Schalke-Fans ins Stadion kommen – das ist natürlich eine spezielle Sache für mich.

LAOLA1: Mit welchen Häkeleien bist du im Training in Richtung Österreich verabschiedet worden?

Fuchs: Mit Benedikt Höwedes habe ich mich schon „verabredet“, sollte er spielen. Es ist ja durchaus möglich, dass er rechts hinten zum Einsatz kommt. Dann würde es sicher zu heißen Duellen kommen.

LAOLA1: Beim Hinspiel in Wien hat Österreich gute Figur gemacht, leider hat das Ergebnis nicht gepasst. Wie muss man auswärts auftreten?

Fuchs: Es darf nicht der Fall sein, dass man sich von der Kulisse, die sicher beeindruckend sein wird, die Schneid abkaufen lässt. Wir müssen ganz einfach probieren, so frech und so engagiert wie in Wien aufzutreten und das ganze Drumherum abzulegen. Dann wird man sehen, was dabei herauskommt. Die Chancen sind nicht so groß, denn Deutschland hat momentan einen guten Lauf und Brasilien 3:2 geschlagen. Wir haben jedoch gezeigt, dass wir durchaus mithalten können. Deswegen wird uns Deutschland diesmal auch nicht unterschätzen. Es wird auf jeden Fall ein hartes Stück Arbeit werden.

Das Gespräch führte Peter Altmann

LAOLA1: Nach den jüngsten Ergebnissen müsstest du jedenfalls vollgepumpt mit Selbstvertrauen sein, oder?

Fuchs: Vor allem die letzte Woche war mit drei Siegen sehr erfolgreich für uns. Mit dem Aufstieg in die Gruppenphase der Europa League haben wir das, was wir uns vorgenommen haben, erreicht. In der Meisterschaft läuft es auch gut – wenn man dann nicht vor Selbstvertrauen strotzt, weiß ich auch nicht.

LAOLA1: Du hast nur eine Europa-League-Partie versäumt, bist ansonsten in jedem Pflichtspiel 90 Minuten am Platz gestanden. Hast du dir erwartet, so schnell unumstrittener Stammspieler zu sein?

Fuchs: Der Trainer hat mich als Nummer eins für links hinten verpflichtet. Es gibt nie eine Stammplatzgarantie, das ist ganz klar, aber ich glaube schon, dass ich mich in der Vorbereitung dementsprechend aufgedrängt habe. Der Trainer hat mir von Anfang an das Vertrauen geschenkt und ich denke, ich habe es ihm vor allem in den letzten Spielen dementsprechend zurückgezahlt.

LAOLA1: In Bochum und Mainz herrschte sicher auch Trubel. Inwiefern ist Schalke noch einmal eine andere Welt?

Fuchs: Bei unseren Trainings haben wir einen Zuschauerschnitt von 500, es waren aber auch schon über 2000 Leute da. Da merkt man schon, was der Verein den Fans bedeutet. Mit knapp über 100.000 Mitgliedern sieht man auch die Dimension, das Stadion ist eine riesige Arena mit einem Fassungsvermögen von knapp 62.000 Plätzen. Das sind alles Zahlen, die zeigen, wie groß Schalke ist.