Der Zuspruch, den Koller trotz des Scheiterns in der WM-Qualifikation erfährt, ist enorm. Eine Pro-Koller-Gruppe auf Facebook etwa kratzt vier Tage nach der Gründung bereits an der Marke von 30.000 Likes – Tendenz stark steigend.

Die Fortschritte in den vergangenen zwei Jahren werden allgemein anerkannt. „Wir haben uns ein gutes Fundament geschaffen, es hat sehr schnell gefruchtet. Ich glaube, dass uns vor zwei Jahren kaum einer am Zettel hatte, so lange in der Qualifikation dabei zu sein, vor allem wenn man die Gruppe gesehen hat“, verdeutlichte Fuchs.

„Das wäre genauso, als ob wir David Alaba vor die Türe setzen würden“

Jetzt, wo Koller die Stärken und Schwächen der Mannschaft kennt, würde es Sinn machen, auf den bisherigen Erfahrungswerten aufzubauen. Ein neuer Trainer müsste sich neu einarbeiten.

„Der Rückschlag wäre riesig. Es würde auch nicht reinpassen in unsere Formkurve, die nach oben zeigt, weil er ja auch einen großen Teil dazu beigetragen hat“, meinte Martin Harnik und wählte einen anschaulichen Vergleich:

„Das wäre genauso, als ob wir David Alaba vor die Türe setzen würden. Das könnten wir uns nicht erlauben. Wir haben jetzt erstmals seit langem eine gute Qualifikation gespielt. Deswegen sollte man beim ÖFB alles dafür tun, dass Marcel Koller bleibt.“

Selbst wenn sich das Nürnberg-Gerücht als falsch erweisen sollte, bedeutet dies im Umkehrschluss nicht, dass ein Verbleib Kollers beim Fußball-Bund reine Formsache ist. Solange in besagten „wichtigen Punkten“ keine Einigkeit besteht und der neue Kontrakt nicht besiegelt ist, steht ein Abgang mit Jahresende im Raum.

„Hoffentlich scheitert es nicht an Vertragsdetails oder Gehaltsvorstellungen“

Harnik sprach aus, was viele denken: „Wir hoffen alle, dass es jetzt nicht irgendwie an Vertragsdetails oder Gehaltsvorstellungen scheitert, denn ich glaube, es ist schwierig, wieder so einen guten Trainer zu finden.“

Möglicherweise stellt auch ein trocken eingefahrener Sieg wie jener in Torshavn eine Entscheidungshilfe dar. Koller gab seinen Schützlingen mit auf den Weg, dass es für ihn eine Rolle spielen würde, wie sie in dieser Partie auftreten.

„Er hat die Forderung an uns gestellt, dass er sehen will, inwieweit wir gereift sind, um auch so ein Spiel ernst zu nehmen“, berichtete Harnik, „er hat nochmals einen Sieg gefordert, weil das für ihn eine Charakterfrage war. Er weiß schon, dass es uns als Mannschaft wichtig ist, dass er bleibt. Ich glaube, wir haben alles dafür getan, dass er verlängert.“

Für Fuchs wäre es schlichtweg „der falsche Weg, jetzt wieder alles über den Haufen zu werfen.“ Der Linksverteidiger gibt die Hoffnung auf eine Einigung zumindest noch nicht auf: „Ein Bruch wäre jetzt fatal. Aber ich denke, so weit kommt es nicht. Ich hoffe es zumindest…“


Peter Altmann

Eine Tendenz sei für den Stuttgart-Legionär nicht absehbar, weil sich weder Koller noch der ÖFB in die Karten schauen ließen. Rein grundsätzlich glaubt Harnik jedoch, dass es für den Eidgenossen noch einiges zu erledigen gibt: „Das Projekt mit ihm und Österreich ist noch nicht abgeschlossen.“

Eine Meinung, die Andreas Ivanschitz teilt: „Die Mannschaft hat enormes Potenzial und ist aus meiner Sicht noch nicht fertig in ihrer Entwicklung. Ich glaube, dass wir noch das eine oder andere dazulernen müssen. Wenn wir das machen, können wir eine gute Rolle für die nächste Qualifikation spielen.“

Um dieses Potenzial auszuschöpfen sei Koller der richtige Mann: „Wenn man die Euphorie spürt, auch in der Öffentlichkeit, ist jetzt ein riesiges Vertrauen in den Trainer und in die Mannschaft da. Da ist einfach etwas gewachsen über zwei Jahre. Da ist ein harter Kern entstanden, ein Zusammenhalt, der wirklich etwas bewegen und erreichen kann. Es wäre schade, wenn so etwas zu Ende geht.“

Färöer als Entscheidungshilfe?

Laut Ivanschitz habe der Teamchef gesagt, dass seine Entscheidung offen sei: „Man muss ihm natürlich auch zugestehen, dass er sich das überlegt.“