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Constantini wird 60: "Wäre lieber noch einmal 35"

Constantini wird 60:

Dietmar Constantini hat sich rargemacht.

Seit der Tiroler im September 2011 frühzeitig als österreichischer Teamchef abdankte, war er auf der großen Fußballbühne nicht allzu präsent.

Am Samstag feiert Constantini seinen 60. Geburtstag. Ein Freund von ausschweifenden Festen ist der Jubilar aber nicht, er konzentriert sich lieber auf sein langjähriges Steckenpferd: Seine Kinder-Fußballcamps.

Zum Geburtstag wünsche er sich Gesundheit, aber zu feiern würde es nicht allzu viel geben.

Kaiser der Kurzzeitengagements

"Ich freue mich nicht sonderlich, dass ich 60 werde, ich wäre lieber noch einmal 35", meint der Tiroler, der gemeinsam mit Freunden in seiner Heimat in Telfes feiern wird.

"Ich weiß noch nicht, wohin sie mich einladen werden. Ich würde am liebsten gar nicht feiern, aber sie geben da keine Ruhe."

König der Interimstrainer, Kaiser der Kurzzeitengagements, oberster Feuerwehrmann im österreichischen Fußball - Dietmar Constantini genoss lange Zeit vor allem den Ruf, in kniffligen Situationen das Ruder noch erfolgreich herumzureißen.

Weil das Löschen von Brandherden eine begrenzte Zeit dauert, verliefen auch Constantinis Engagements meist recht kurzweilig. Nur bei zwei von sieben Klubs (Admira Wacker und FC Tirol) war er zumindest eine ganze Saison im Amt.

Engagement bei Kinder-Camps

Im Leben des bald 60-Jährigen gibt es aber auch eine Konstante: Zum mittlerweile 17. Mal veranstaltet Constantini auch heuer wieder österreichweit Fußballcamps für Kinder.

Vor allem während seiner Trainerzeit wäre dieses Engagement bei manchen Personen nicht gut angekommen.

"Da ist womöglich auch der Neid dabei. Ich mache das nach wie vor gern. Die Kinder kommen auch jedes Jahr, es läuft perfekt", erklärt Constantini.

Mit der Arbeit wäre er zeitlich ausgelastet: "Abseits von den Camps ist nicht mehr viel Zeit." Die noch verbleibende Zeit verbringe er privat oft im Ausland.

Ivanschitz und Stranzl aussortiert

Nach einer keineswegs spektakulären, aber "trotz meines durchschnittlichen Talents keiner schlechten" Spielerkarriere als Innenverteidiger, machte sich Constantini 1992 als Co-Trainer von Ernst Happel einen Namen.

Fortan als Ziehsohn der Trainerlegende gehandelt, wurde der Tiroler ob seiner zugänglichen, hemdsärmeligen Art später nur noch der "Didi" genannt.

Constantini beim Besuch des Nationalteam-Heimspiels gegen Island im Mai 2014

"Koller hat noch an Rädern gedreht, den ein oder anderen Spieler dazu geholt und manch einen weggetan, das war schon sehr gut von ihm", so Constantini, der seit dem Ende seiner Teamchef-Ära nicht mehr bei Heimspielen der Nationalmannschaft war: "Aber nicht, weil ich mich nicht traue oder niemanden sehen will. Ich bin einfach die meiste Zeit nicht da."

Das Profigeschäft vermisse er kaum, eine Rückkehr als Trainer sei "derzeit gar nicht in meinem Kopf." Am ehesten vorstellen könne er sich eine "Position im Hintergrund", wie sie Matthias Sammer als Sportvorstand bei Bayern München bekleidet.

Ein bisschen wehmütig merkt Constantini dann doch an: "Es wäre vielleicht schon gescheit gewesen, irgendwas im Profibereich zu machen. Wenn man sich abschottet, ist es auch nicht gut. Wenn du einmal weg bist, dann ruft dich keiner mehr an."

Angebot von Wacker Innsbruck ausgeschlagen

Anfragen hätte es durchaus gegeben, unter anderem vom derzeit abstiegsbedrohten Zweitligisten Wacker Innsbruck. "Vor drei Monaten sind sie mir nachgerannt. Ich war mir aber nicht sicher, ob das mit dieser Mannschaft klappt", so Constantini.

Er wollte nicht derjenige sein, mit dem der Krisenklub möglicherweise in die Regionalliga absteigt. "Ich war schon beim Nationalteam der Sündenbock, ein zweites Mal brauche ich das nimmer." Nachsatz: "Dafür geht es mir derzeit zu gut."

Falls den Innsbruckern der Klassenerhalt nicht gelingen sollte, sieht Constantini, der den Klub von 1995-1997 betreute, für die Zukunft des Vereins schwarz. "Ich glaube, das wäre das Ende. Weil ich nicht denke, dass die guten Spieler dableiben würden."

Auf ein Angebot von Austria Wien, wo er zwei Mal als Interimstrainer erfolgreich wirkte, wartete der Tiroler hingegen vergeblich. "Wenn da ein Anruf gekommen wäre, hätte mich das schon gefreut", meint Constantini, der die Tür zum Profigeschäft noch nicht gänzlich schließen will.

Eine Rückkehr sei "nicht unmöglich", auch wenn der Wiedereinstieg mit der Zeit immer schwieriger würde. "Aber wenn ich wieder mal etwas machen würde, dann würden sie wieder alle daher kommen", ist sich Constantini gewiss.

Als er im März 2009 den Posten als Teamchef des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) antrat und die Routiniers Andreas Ivanschitz und Martin Stranzl aussortierte, schlug dem ehemaligen "Sunnyboy" harsche mediale Kritik entgegen.

Constantini pflegte zwar stets einen jovialen Umgang, er gilt aber auch als geradlinig, stolz - und ein wenig stur. Den eingeschlagenen Jugendweg ging er trotz aller Kritik radikal.

Didi und die Medien? "Eine große Liebe war das nicht"

Die Gegenwart gibt dem Tiroler in mancherlei Hinsicht recht. Dass er junge Spieler, wie den damals 17-jährigen David Alaba oder Aleksandar Dragovic forcierte, hat sich als richtiger Zug erwiesen.

"Fakt ist, dass ich ziemlich viele Spieler zum Nationalteam geholt habe, die jetzt noch spielen und nicht unwichtig sind", betont Constantini stolz und hält im gleichen Atemzug fest: "Ich wurde dafür damals negativ beurteilt." Auch ihm sei es zu verdanken, dass "manche Spieler zu den Leistungsträgern wurden, die sie jetzt sind."

Am Ende seiner ÖFB-Laufbahn stand aber nicht nur die verpasste Qualifikation für die EM 2012 zu Buche (Bilanz: 23 Spiele - 7 Siege, 3 Remis, 13 Niederlagen), sondern auch ein zerrüttetes Verhältnis mit den Medien.

"Die große Liebe war das nicht", meint er und lacht. Mittlerweile könne er darüber lachen, aber vor allem die Aufregung rund um eine Aussage, wonach Taktik nicht so wichtig sei, stört Constantini noch heute. "Ich habe immer gesagt, dass Taktik wichtig ist. Aber das Wort "wichtig" haben die Reporter einfach vergessen." Eine "linke Nummer" sei das gewesen.

"Wenn du einmal weg bist, dann ruft dich keiner mehr an"

Auf die Frage, ob er das Nationalteam noch verfolge, antwortet Constantini mit einem euphorischen: "Na klar!", und attestiert Marcel Koller einen "sehr guten Job" zu machen.