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"Austro-Engländer" mischt die Championship auf

Am 19. August 2008 bestritt Österreich in Rapperswil (SUI) ein U20-Länderspiel gegen die Schweiz.

Nicht nur, dass Andreas Heraf an diesem Tag sein Debüt als U20-Nationaltrainer gab – eine zweite bemerkenswerte Tatsache machte dieses Spiel zu einem besonderen.

Mit Ashley Barnes lief damals nämlich ein Engländer für das ÖFB-Team auf. „Wir haben 0:1 verloren. Ich habe 15 Minuten gespielt. Es war trotzdem ein tolles Erlebnis“, erinnert sich der heute 21-Jährige im Gespräch mit LAOLA1 noch gut daran.

Ich würde gerne für Österreich spielen“

Drei Jahre danach mischt Barnes mit seinem Klub Brighton and Hove Albion die englische Championship (2. Leistungsklasse) auf. Der Youngster gilt beim Aufsteiger und aktuellen Tabellen-Fünften als Torjäger vom Dienst: „Wir haben uns bisher sehr gut geschlagen. Ich habe sieben Tore in 13 Spielen gemacht. Es könnte nicht besser laufen.“

Ein Umstand, der dem ÖFB jedoch verborgen blieb. Seit besagtem 19. August 2008 verzichtete der österreichische Fußball-Bund auf jeglichen Kontakt mit dem jungen „Austro-Engländer“. „Es hat sich seit diesem Spiel niemand mehr bei mir gemeldet. Das hat mich schon ein bisschen enttäuscht, weil ich damals eigentlich eine gute Leistung gebracht habe. Aber natürlich ist es deren Sache, wen sie nominieren.“

Barnes kann sich aber noch immer vorstellen, den österreichischen Adler auf der Brust zu tragen: „Ich würde gerne für Österreich spielen. Meine Großmutter kommt von dort. Prinzipiell habe ich noch immer die Option, mich für Österreich oder England zu entscheiden.“ Der Angreifer bestritt im Gegensatz zu Steffen Hofmann, dessen "Wechsel" ins ÖFB-Team bekanntlich scheiterte, kein Jugend-Länderspiel für sein Geburtsland. 

Manager stellte Kontakt mit ÖFB her

Schon vor seinem Einsatz für die U20-Auswahl kam die Initiative dafür nicht aus Österreich. „Der Kontakt wurde über meinen Agenten hergestellt. Ich habe damals für Plymouth gespielt. Wir waren zur Saisonvorbereitung in Österreich. Der Coach (Heraf, Anm.) kam zu einem Vorbereitungsspiel und ihm gefiel, was er sah. Also fragte er mich, ob ich für Österreich spielen will“, so Barnes.  

Der zu diesem Zeitpunkt 18-Jährige durfte nur aufgrund einer Sondergenehmigung, die vor der Partie mit den Gegnern aus der Schweiz vereinbart wurde, bei der 0:1-Niederlage auflaufen. Schließlich besitzt der Goalgetter bis heute nicht die österreichische Staatsbürgerschaft. „Ich müsste dafür erst einmal ansuchen“, meint Barnes.

Auf dem Platz verständigte er sich mit seinen damaligen Mitspielern, wie Georg Margreitter (Austria), Jakob Jantscher (Salzburg) oder Daniel Beichler (Ried), auf Englisch. Er selbst kennt nämlich nur wenige deutsche Wörter. Überhaupt war er bisher nur zwei Mal in Österreich – einmal mit seinem damaligen Klub Plymouth auf Trainingslager und das andere Mal im Vorfeld des U20-Länderspiels.

Gefragt nach österreichisch Fußballspielern fällt Barnes ein Name sofort ein: „Paul Scharner. Er spielt bei West Brom in der Premier League.“

Saisonziel: Aufstieg in die Premier League

Dorthin will der „Austro-Engländer“ früher oder später auch kommen. Sein Klub Brighton and Hove Albion hat als frischgebackener Aufsteiger ambitionierte Ziele. Präsident des Vereins aus der südenglischen Küstenstadt ist ein gewisser Tony Bloom, seines Zeichens Multimillionär, Sportwetten-Anbieter und erfolgreicher Pokerspieler. "The Lizard" (zu Deutsch: Die „Echse“), wie sein Poker-Spitzname lautet, will mit seinem Herzensklub hoch hinaus.

„Unser Präsident ist sehr reich. Wir haben ein neues Stadion um 93 Millionen Pfund (ca. 108 Mio. Euro, Anm.) gebaut“ erzählt Barnes, der vom ehemaligen Chelsea- und Uruguay-Trainer Gus Poyet trainiert wird. Zudem holten die „Seagulls“ mit dem 38-fachen spanischen Nationalspieler Vicente im Sommer von Valencia einen echten Hochkaräter.

„Unser Ziel ist der Aufstieg. Momentan sind wir Fünfter, aber es ist noch eine lange Saison.“, meint Barnes, der als Stürmer sowohl ganz vorne, hängend oder an den Flügeln agieren kann. Seine persönlichen Vorzüge kommentiert er trocken: „Meine Stärke ist es, Tore zu schießen.“

Eine Eigenschaft, die sich auch Neo-Teamchef Marcel Koller zumindest einmal anschauen könnte.

 

Máté Esterházy und Jakob Faber