VERSTÄRKTE DEFENSIVE: Eine der wichtigsten Erkenntnisse Kollers: „Gut, dass wir zu null gespielt haben.“ Dies ist in der WM-Qualifikation bekanntlich gerade in den Duellen mit den stärkeren Gruppen-Gegnern kaum gelungen, genau gesagt nur ein einziges Mal beim 1:0 im Heimspiel gegen Irland. Kurzum: Österreich bekommt immer noch zu viele Gegentore. Im Hinblick auf die EM-Qualifikation setzt der Schweizer diesbezüglich merklich den Hebel an. So ist wohl auch das Signal, in der Schlussphase die beiden Außenverteidiger Markus Suttner und Florian Klein für die Flügelspieler Marko Arnautovic und Martin Harnik ins Spiel zu bringen, zu verstehen. Koller: „Es ist eine Möglichkeit, das auch in der EM-Qualifikation so zu machen. Wir wollten die Defensive stärken, weil die USA über die Flügel Druck gemacht hat und wir da ein bisschen müde waren. Das ist in diesem Fall aufgegangen. Die Verteidiger laufen eher zurück als die Stürmer. Die USA hat am Schluss alles nach vorne geworfen. Da ist es besser, mehr Verteidiger als Stürmer am Platz zu haben.“

DEBÜTANTEN-BALL: Das Länderspieljahr 2013 ist doch nicht ohne Debütanten zu Ende gegangen. Bei der letzten Gelegenheit durften gar alle vier Team-Babys ihre ÖFB-Premiere feiern – Martin Hinteregger und Lukas Hinterseer von Beginn an, Philipp Zulechner und Kevin Wimmer wurden in den Schlussminuten eingewechselt. „Die Debütanten haben mir gut gefallen“, holten sich vor allem die beiden Startelf-Neulinge ein Extralob von Koller ab, „Hinteregger hat sehr routiniert und abgeklärt verteidigt. Er hat ein gutes Spiel gemacht. Hinterseer war vor allem in der ersten Halbzeit sehr aktiv. In der zweiten Hälfte hat er dem hohen Tempo etwas Tribut zollen müssen.“ Letzterer ist auch dem Gegner ins Auge gestochen. US-Co-Trainer Andreas Herzog strich bezüglich der Probleme seiner Elf zu Beginn den Wacker-Spieler hervor: „Lukas Hinterseer hat am Anfang gleich richtig gut gewirbelt.“ Der Weg zum fixen Kadermitglied ist freilich noch nicht zu Ende gegangen, eine weitere Bestätigung des guten ersten Eindrucks von Nöten. „Sie werden sicher weiter beobachtet und sind in unserem erweiterten Kreis aufgenommen“, versprach Koller.

LOB VON KLINSMANN: „Wir hatten Chancen, um drei oder vier Spiele zu gewinnen“, behauptete Klinsmann. Auch wenn er der fehlenden Kaltschnäuzigkeit seiner Schützlinge nachtrauerte, stand der Deutsche nicht an, der österreichischen Mannschaft Respekt zu zollen: „Ich war von ihrer Leistung nicht überrascht. Das Tor ist ein gutes Beispiel dafür, wie sie spielen. Das schnelle Passspiel zeichnet sie aus. Es macht Spaß, diese Mannschaft zu beobachten, wie sie auf dem Weg nach vorne ist.“ Ein Weg, der bis zum Start der EM-Qualifikation kommenden Herbst hoffentlich seine Fortsetzung findet. Der Startschuss ist zumindest einmal getan.

Peter Altmann/Jakob Faber/Bernhard Kastler/Martin Wechtl

TORGARANT JANKO: Beim Gastspiel in Wales Anfang Februar erzielte Janko den ersten Länderspiel-Treffer des Jahres, gegen die Vereinigten Staaten auch den letzten. Irgendwie war dies sinnbildlich für sein Jahr 2013, in dem der Trabzonspor-Legionär sportliche Glücksmomente beinahe ausschließlich im ÖFB-Dress auskosten durfte. „Es ist immer witzig, dass man hier beim Nationalteam steht und solche Interviews geben darf“, musste der 30-Jährige nach Spielende selbst schon ein wenig darüber schmunzeln, dass er sich in der Heimat für ein Tor feiern lassen darf, während es bei seinem türkischen Arbeitgeber nicht nach Wunsch läuft. Koller hielt ihm trotzdem die Treue und wurde vor allem im Juni beim Heimspiel gegen Schweden, als Janko in Trabzon nicht einmal mittrainieren durfte und gegen die Skandinavier trotzdem traf, belohnt. Immer wieder hatte der Teamchef betont, dass es für die Rolle als Stoßstürmer kaum Alternativen mit internationaler Erfahrung gibt. Mit seinem 16. Treffer im 37. Länderspiel hat der Niederösterreicher einmal mehr bewiesen, dass sein Torriecher für die rot-weiß-rote Auswahl derzeit unverzichtbar ist.

UMSTRITTENE SZENE: Eigentlich hätte Jankos Tor jedoch der Ausgleich sein müssen, da der Kopfball von Geoff Cameron in Minute 17 wohl eher hinter der Linie war. ÖFB-Goalie Robert Almer parierte den Ball mit einem starken Reflex, konnte jedoch nach Spielende noch nicht einschätzen, ob er dies auch rechtzeitig tat: „Das kann man als Tormann in dieser Situation nicht beurteilen. Man reagiert nur auf den Ball.“ Für den Cottbus-Legionär ist diese umstrittene Szene ein weiteres Argument für technische Hilfsmittel: „Man sollte bei solchen Aktionen über Torlinientechnik nachdenken. Dann weiß man es zu 100 Prozent, ob er drinnen war oder nicht.“ Damit läuft der Steirer bei US-Teamchef Jürgen Klinsmann offene Türen ein: „Ich will keine große Sache daraus machen, weil es ein Freundschaftsspiel ist, aber es ist ein Witz, dass es die Torlinientechnologie im Jahr 2013 noch immer nicht gibt.“