news

Königshofer: "Das Ausland ist für mich ein Muss"

Königshofer:

Der Generationswechsel in der österreichischen Torhüter-Szene findet seine Fortsetzung.

Nachdem Lukas Königshofer im Laufe dieser Saison Helge Payer aus dem Rapid-Tor verdrängt hat und mit konstanten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht hat, findet sich der 23-Jährige nun folgerichtig erstmals im Nationalteam-Kader wieder.

Im LAOLA1-Interview erklärt das „Team-Baby“, warum dies nur der Anfang sein soll, er sich als „klane Wüdsau“ beschreibt und das Ausland für ihn ein Muss ist.

LAOLA1: Ist die erstmalige Einberufung ins Nationalteam die Krönung einer für dich persönlich gelungenen Saison?

Lukas Königshofer: Das ist absolut das i-Tüpfelchen auf meiner Saison, die für mich 20 Spiele gedauert hat.  Es ist eine riesige Ehre, dass ich das erste Mal dabei sein darf.

LAOLA1: War die Einberufung eine Überraschung, oder hattest du nach deinen konstanten Leistungen schon damit gerechnet?

Königshofer:  Ich würde eher „hoffen“ als „rechnen“ sagen. Ich bin während der Kaderbekanntgabe am Handy vorm Live-Ticker gesessen und habe gehofft, dass der Teamchef meinen Namen sagt.

LAOLA1: Als du bei Rapid ins Tor gekommen bist, hast du gleich mit Nervenstärke bestochen. Bist du auch cool geblieben, als du zum Nationalteam gefahren bist, oder hast du Anspannung verspürt?

Königshofer: Eine gewisse Grundspannung ist immer da. Die muss auch da sein, sonst kannst du deine Leistung nicht bringen. Aber Nervosität war keine vorhanden. Wie es in einem Länderspiel sein würde, kann ich noch nicht sagen.

LAOLA1: War das Nationalteam schon in der Kindheit eine Art Lebensziel?

Königshofer: Sicher. Mein großes Ziel war es immer, Fußballer zu werden. Und für jeden, der Fußballer werden will, ist das Nationalteam in Österreich das Größte. Es ist natürlich ein Bubentraum, der für mich zumindest einmal in erster Instanz in Erfüllung gegangen ist.

LAOLA1: Erste Instanz ist ein gutes Stichwort: Hier zu sein ist das eine, aber mehrere Instanzen folgen zu lassen das andere…

Königshofer: Es war einmal mein grundlegendes Ziel, dass ich in den Kader rutsche. Jetzt ist natürlich das nächste Ziel, dass ich weiter Gas gebe und mich der Trainer aufstellt, damit ich zu meinem ersten Länderspiel komme. Dafür werde ich alles andere hinten anstellen.

LAOLA1: Soll das Länderspiel-Debüt schon im Rahmen dieses Lehrgangs steigen?

Königshofer: Die Entscheidung liegt nicht bei mir. Aber natürlich, wenn es nach mir geht, kann es nicht schnell genug gehen. Die Konkurrenz ist jedoch groß. Jeder gibt sein Bestes und will natürlich spielen.

LAOLA1: Die Konkurrenz ist groß, andererseits wurde in jüngerer Vergangenheit viel über eine Torhüter-Krise in Österreich gejammert. Deine Meinung zu diesem Thema?

Königshofer: Das halte ich für kompletten Schwachsinn. Dass es in Österreich ein Torhüter-Problem gibt, ist extrem aufgebauscht worden. Es sind jetzt keine anderen Torhüter da als vor einem halben Jahr, und jetzt redet keiner mehr davon. Das ist eine Kleinigkeit, die sehr groß gemacht wurde.

LAOLA1: Liegt die Verunsicherung vielleicht auch daran, dass aktuell wenige Torhüter mit vielen Länderspielen-Einsätzen zur Verfügung stehen? Christian Gratzei hat derzeit mit neun Einsätzen die Nase vorn. Fühlt sich die Öffentlichkeit sicherer, wenn ein Goalie mit 30, 40 oder mehr Länderspielen im Tor steht?

Königshofer: Ich kann schwer in andere Leute reinschauen, aber es kann natürlich so sein. Aber irgendwann gibt es in jedem Land einen Generationswechsel, und bei uns wird es jetzt auch langsam einen geben. Es ist eh klar, dass wir mit 21, 22 oder 23 Jahren noch keine 30 Länderspiele haben können.

LAOLA1: Letztlich ist es bei Rapid für dich gut ausgegangen. Wie groß war die Ungeduld davor schon? Du hast dich in den Jahren davor doch relativ lange hinten anstellen müssen.

Königshofer: Meine Ungeduld war schon sehr, sehr groß. Das war bereits mein fünftes Jahr als Profi, natürlich will man irgendwann einmal spielen. Ich habe mich jeden Tag im Training reingehaut und alles gegeben, aber im Endeffekt hat es lange gedauert, bis ich die Chance auf mein erstes Bundesliga-Spiel gekriegt habe. Danach hat sich alles schnell zum Guten gewendet.

LAOLA1: Hast du bereits an einen Vereinswechsel gedacht?

Königshofer: Natürlich muss man sich überlegen, dass man woanders hingeht. Im Endeffekt war es jedoch gut, dass ich bei Rapid geblieben bin, und ich bin dankbar, dass mich Trainer Schöttel aufgestellt hat.

LAOLA1: Andererseits wusstest du vermutlich, als du zu Rapid gegangen bist, dass mit Helge Payer eine Institution im Kader steht und es nicht leicht werden würde, ihn zu verdrängen…

Königshofer: Natürlich. Ich scheue den schweren Weg grundsätzlich nicht. Aber das ist drei Jahre her und ich habe mich weiterentwickelt. Natürlich habe ich auch meine Chance gesehen, dass ich spiele, und zum Schluss habe ich sie auch gekriegt.

LAOLA1: Dass in der mittelfristigen Karriereplanung Rapid Priorität hat, liegt auf der Hand. Was sind darüber hinaus deine weitere Ziele und Träume?

Königshofer: Ich habe meinen Vertrag bei Rapid um zwei Jahre verlängert. Jetzt will ich schauen, dass wir einmal international etwas weiterbringen. Das ist auch wieder eine ganz neue Stufe für mich. Und zusätzlich das Nationalteam, wo ich auch zum Spielen kommen will. Natürlich ist das Ausland eines meiner größten Ziele. Aber jetzt habe ich vorher noch einige kleine. Wenn ich die erreicht habe, wird das mit dem Ausland auch etwas werden.

LAOLA1: Wie ist der Boom an jungen Goalies zu erklären?

Königshofer: Schwer zu sagen. Natürlich hat sich das Spiel verändert, das ist ganz klar. In meiner Generation lernt man das neue Tormann-Spiel schon von klein auf. Auch das Denken hat sich ein bisschen verändert. Die Vereine trauen sich, den Jungen eine Chance zu geben. Zuerst waren die Deutschen dran, und ich finde, dass das jetzt auch schon langsam auf Österreich überschwappt. Ich denke, dass die Vereine bis jetzt gut damit gefahren sind.

LAOLA1: Vor nicht allzu langer Zeit hat es noch geheißen, mit 30 Jahren beginnt das gute Torhüter-Alter…

Königshofer (schmunzelt): Genau, das habe ich oft genug gehört in meiner Karriere. Aber ich glaube, das hat sich geändert. Man sieht aber auch, dass wir jungen Torhüter – Heinz Lindner, Jörg Siebenhandl oder ich - es mit unseren konstanten Leistungen bestätigen. Keiner von uns ist über 24 Jahre alt. Ich hoffe, dass es in Österreich so weitergeht.

LAOLA1: Du hast vorher an Pepe Reina gelobt, dass er sich gerne in die Menge haut. Wie ist es bei dir – je mehr Getümmel desto besser?

Königshofer: Ich würde mich schon als „klane Wüdsau“ beschreiben. Das war ich schon von Kindesalter an. Je mehr los ist, desto mehr taugt es mir, je mehr die Leute schreien und je lauter es ist, desto besser. Vielleicht brauch ich das auch, um meine Leistung zu bringen.

LAOLA1: Taugt dir so gesehen das Flankenspiel?

Königshofer: Es gehört sicher mit zu den schwersten Aufgaben für einen Tormann. Die Flanken kommen immer schärfer und mit immer mehr Drall daher. Es kommt auf Hundertstel an, ob du zu früh oder zu spät rausgehst.  Wenn du die Hundertstel zu spät bist, schaust du aus wie ein Volltrottel und jeder schimpft auf dich. Als Tormann musst du eben sicher sein, dass du den Ball hast, wenn du rausgehst.

LAOLA1: Wie wichtig ist es, in der Öffentlichkeit selbstbewusst aufzutreten und nicht zu defensiv zu agieren? Nimmst du dir zum Beispiel auch vor öffentlichen Auftritten vor, dass man ruhig einmal etwas darstellt?

Königshofer: Ich finde, das gehört dazu. Gerade als Tormann. Nur weil ich jung bin, heißt es nicht, dass ich das nicht zeigen kann. Ich probiere das auf alle Fälle.

LAOLA1: Ist diesbezüglich die Rad-Karriere deines Vaters Roland ein Vorteil, weil du quasi mit einer Nähe zum Profisport aufgewachsen bist?

Königshofer: Ganz sicher sogar. Er war kein Fußballer, aber generell beim Sportlerleben hilft er mir sehr weiter. Über spezifische Sachen kann ich mit meinem Papa nicht reden, aber vor allem im mentalen Bereich hat er mir sehr weitergeholfen, auch in der Medienarbeit. Er hört sich meine Interviews an und sagt mir, was gut und schlecht war. Da kann ich viel lernen.

Das Gespräch führte Peter Altmann

LAOLA1: Muss man als österreichischer Fußballer mit größeren Ambitionen den Sprung ins Ausland auf jeden Fall forcieren. Oder anders gefragt: Würde deiner Karriere etwas fehlen, wenn du nie im Ausland gespielt hättest?

Königshofer: Das muss jeder selbst für sich entscheiden. Für mich ist es ganz klar: Es war schon immer mein Ziel, dass ich irgendwann einmal in einer großen ausländischen Liga spielen will. Wenn ein anderer das nicht so sieht, ist das okay. Aber ich will das erreichen, und das ist auch ein Muss für mich.

LAOLA1: Welche wären deine favorisierten Ligen?

Königshofer: Meine Liga ist generell einmal die Premier League, weil mir die Art Fußballspielens und die Atmosphäre so taugen. Deutschland hat natürlich auch eine super Liga, sie haben den höchsten Zuschauerschnitt in ganz Europa, das ist ein Wahnsinn. Dort gibt es super Vereine.

LAOLA1: Liverpool-Keeper Pepe Reina ist eines deiner Vorbilder. Was zeichnet ihn aus?

Königshofer: Pepe Reina ist schon seit längerer Zeit, als ich noch ein bisschen kleiner war, eines meiner größten Vorbilder. Für mich verkörpert er das neue Tormann-Spiel extrem gut – mit dem schnellen Ausschuss, dem guten Mitspielen. Er ist auch einer, der sich nichts scheißt. Er haut sich auch einmal in drei Leute rein, beutelt sich ab und die Sache ist erledigt. Genau in diese Richtung schaue ich auch, dass ich mein Spiel zusammenbringe.

LAOLA1: Wenn du deine Top-5-Goalies der Welt aufstellen müsstest, wer findet sich in dieser Liste wieder?

Königshofer: Ich möchte keine Reihenfolge aufstellen, aber sicher einmal Pepe Reina, Manuel Neuer, Petr Cech, dazu vor allem die jungen deutschen Goalies, die jetzt nachgerückt sind. Marc-André ter Stegen oder Ron-Robert Zieler spielen für mich unglaublich.