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Keine Ressentiments in der K-Frage

Keine Ressentiments in der K-Frage

Man muss Christian Fuchs und Marc Janko für ihre Geduld Respekt zollen.

Gebetsmühlenartig wiederholten sie in jede Kamera ihre Meinung zur Causa prima, warum sie am Dienstag auch für den ÖFB-Medientermin ausgewählt wurden: Ihren Rollentausch in der Kapitäns-Frage.

Fuchs wurde von Teamchef Marcel Koller bekanntlich zum neuen Spielführer gekürt, der bisherige Amtsinhaber Janko dient als sein Ersatz.

So weit, so gut, so im Prinzip unspektakulär, aber dennoch interessant für die Öffentlichkeit.

„Ich habe vorher schon Verantwortung übernommen“

„Für Marc und mich ändert sich nicht viel“, versichert Fuchs, der diese Causa als „Spektakel, auf dem sich die Medien immer gerne aufhängen“ einschätzt.

Womit der Schalke-Legionär nicht Unrecht haben dürfte, noch dazu, wo dieses Thema in den vergangenen Jahren ein wenig überstrapaziert wurde – und zwar aufgrund einer gewissen Inkonstanz in dieser Personalie nach der Absetzung des langjährigen Spielführers Andreas Ivanschitz durch Ex-Teamchef Didi Constantini.

Erst durfte Emanuel Pogatetz die Schleife tragen, dann Paul Scharner, ehe Janko zum offiziellen Kapitän bestimmt, aber schon in der Vergangenheit immer wieder von Fuchs vertreten wurde.

„Logisch, dass es für mich eine große Ehre ist, aber für mich ändert sich nicht viel, außer dass ich als Erster auf den Platz gehe. Ich habe schon vorher Verantwortung übernommen – Marc und ich haben uns da gut ergänzt, so wie einige andere Spieler auch“, verdeutlicht Fuchs.

„Keine Ressentiments“ von Janko

Laut Koller habe unter anderem die gemeinsame Bochum-Vergangenheit des Teamchefs und des Linksverteidigers für den Niederösterreicher gesprochen.

Fuchs bestätigt das gute Verhältnis des Duos: „Er hat mich nach Deutschland geholt, hat mir da schon das Vertrauen ausgesprochen. Der Kontakt zwischen uns ist nie abgerissen, wir haben immer wieder geschrieben oder telefoniert. Ich denke, dass ich mit dem Teamchef einen sehr guten persönlichen Kontakt habe.“

Ein guter persönlicher Kontakt, den Janko auch weiterhin mit seinem Nachfolger pflegen will und wird. „Von meiner Seite gibt es keine Ressentiments gegen wen auch immer“, verspricht der Goalgetter und betont: „Christian hat es sich durch seine bisherigen Leistungen verdient. Für mich persönlich wird sich nicht viel ändern, mein Wort hat nach wie vor Gewicht.“

Fuchs ist laut Meinung des Porto-Legionärs ein „würdiger Kapitän“, dem er jedoch augenzwinkernd einen klaren Auftrag mit auf den Weg gibt: „Ich hoffe, dass er mehr Münzwürfe gewinnt als ich.“

Harter Konkurrenzkampf in Porto

Im Endeffekt steht ohnehin das Geschehen auf dem Platz im Vordergrund, und diesbezüglich ist fraglich, ob Janko gegen die Türkei Einsatzzeit bekommen wird.

Zu Spielbeginn wird der 29-Jährige definitiv auf der Bank Platz nehmen, denn noch befindet er sich nach seiner Pause wegen eines Muskelfaserrisses bezüglich Fitness mitten in der Aufholjagd.

„Ich bin auf einem guten Weg, aber natürlich kam die Verletzung zu einem wirklich schlechten Zeitpunkt, wobei es keinen guten Zeitpunkt dafür gibt. Es ist jedoch nicht förderlich, wenn man in der Vorbereitung, wo man Kraft für die ganze Saison tankt, so lange aussetzen muss.“

Noch dazu, weil dies seine Karten im Konkurrenzkampf bei Porto nicht gerade verbessert, auch wenn es bei solch einem großen Klub normal sei, dass man immer um seinen Platz in der Startelf kämpfen müsse:

„Ich habe mit Jackson Martinez neue Konkurrenz bekommen, er ist ein sehr guter Stürmer. Wenn man wie wir nur mit einem Stürmer spielt, ist der Kampf ums Einser-Leiberl natürlich hart.“

„Ausgangslage im Nationalteam eine andere“

8,8 Millionen Euro hat Porto für den Kolumbianer, der vergangenen Samstag den Siegtreffer beim Gewinn des Supercups erzielte, bezahlt.

Die Sorge um genügend Einsatzzeit ändert jedoch nichts daran, dass Janko mit seinem Arbeitgeber auch in dieser Saison einiges vorhat: „Die Meisterschaft war eine tolle Erfahrung. Ich habe Blut geleckt und will noch weitere Titel sammeln.“

Optimistischer schätzt der frühere Salzburg-Star seine Karten bezüglich eines Stammplatzes im Nationalteam ein: „Dort haben wir natürlich auch eine große Konkurrenz, aber die Ausgangslage ist ein bisschen eine andere, weil ich schon der Meinung bin, dass ich erste Wahl sein kann, wenn ich auf einem guten Level bin.“

Von Qual der Wahl auf der Position des Stoßstürmers kann man in der Tat nicht sprechen. Erster Nachrücker ist im Moment Mattersburg-Angreifer Patrick Bürger, außer Koller zieht Kandidaten wie Martin Harnik oder den diesmal verletzten Marko Arnautovic aus der zweiten Offensivreihe nach vor ins Sturm-Zentrum.

„Test gegen Türkei kommt zum richtigen Zeitpunkt“

Wenig Sorgen um seinen Stammplatz links in der Viererkette muss sich Fuchs machen, auch wenn Markus Suttner zuletzt gegen die Ukraine und Rumänien mit guten Vorstellungen auf sich aufmerksam machte.

Die Türkei schätzt der Schalke-Legionär als bisher stärksten Test-Gegner der ÖFB-Elf in diesem Kalenderjahr ein: „Die Türkei ist von den Namen her sehr gut aufgestellt. Ich glaube, dass der Test gegen einen starken Gegner zum richtigen Zeitpunkt kommt, da wir in der Qualifikation schwere Gegner vor der Brust haben, worauf wir dementsprechend vorbereitet sein müssen.“

Das Ziel liegt auf der Hand: Bislang hat das Nationalteam 2012 kein Match verloren, dies soll auch so bleiben.

Fuchs: „Wir haben das große Ziel, die Qualifikation erfolgreich zu bestreiten, da brauchen wir vorher ganz einfach ein positives Erlebnis. Die Türkei ist ein Brocken, aber wenn wir unser Potenzial abrufen, können wir sicher ein gutes Ergebnis erzielen.“

Peter Altmann