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"Österreicher werden es schwerer haben"

„Sie sind langsam und im Positionsspiel undiszipliniert.“

Jimmy Durmaz hat keine hohe Meinung von österreichischen Verteidigern. Der schwedische Flügelspieler hofft, dass sein Team die Schwächen der ÖFB-Abwehr beim EM-Qualifikations-Auftakt ausnützen kann.

„Das muss er jetzt beweisen“, nimmt Erik Hamren die großspurige Ansage seines Olympiakos-Legionärs locker.

Auch der schwedische Teamchef hat in der österreichischen Defensive Defizite ausgemacht. Das drückt er aber diplomatischer aus als Durmaz: „In der Offensive präsentieren sie sich sehr stark, hinten sind sie vielleicht nicht ganz so gut, aber bei weitem nicht schwach.“

4-3-3 statt 4-4-2

Um aus den österreichischen Schwachstellen Kapital schlagen zu können, hat Hamren seit dem letzten Aufeinandertreffen mit dem ÖFB-Team einiges verändert. Sein Team tritt mittlerweile im 4-3-3 statt dem alten 4-4-2 auf.

Zlatan Ibrahimovic besetzt nun alleine das Sturmzentrum. Gerüchten zufolge soll der Superstar selbst auf den Systemwechsel gedrängt haben, denn sein Verein PSG spielt dieselbe Formation.

Coach Hamren begründet die taktische Änderung jedoch mit gewonnener Flexibilität: „Es ist sehr wichtig, dass man verschiedene Spielweisen hat. Dadurch wird es für den Gegner schwieriger, sich einzustellen.“

Schwedens neues 4-3-3-System: Ibrahimovic hat als Sturmspitze alle Freiheiten der Welt, Källström agiert als alleiniger Sechser im Dreier-Mittelfeld und kippt im Spielaufbau oft nach hinten ab.

Ekdal: „Österreicher werden es schwerer haben“

Cagliari-Legionär Albin Ekdal sieht noch einen weiteren Vorteil: „Der Hauptunterschied ist, dass wir mehr Spieler im zentralen Mittelfeld haben. Dadurch wird es für den Gegner schwerer, dort durchzubrechen.“

Tatsächlich war die Überzahl in der Zentrale in den beiden vergangenen Duellen ein beträchtlicher Vorteil für das ÖFB-Team. Sowohl in Wien (Taktik-Analyse) als auch in Stockholm (Taktik-Analyse) ließen die Schweden einem der ÖFB-Sechser viel Zeit am Ball.

Das soll jetzt anders sein. „Die Österreicher werden es schwerer haben, uns im zentralen Mittelfeld auszuspielen“, meint Ekdal, der gemeinsam mit Sebastian Larsson das Achter-Paar bildet. Hinter den beiden agiert Kim Källström als Absicherung und erste Anspielstation im Spielaufbau.

Vieles spricht für den Plan A

Der Routinier lässt sich oft zwischen die Innenverteidiger fallen, um von dort die Bälle zu verteilen. Im Testspiel gegen Belgien (0:2) unterlief ihm dabei ein Abspiel-Fehler, der zu einem Gegentreffer führte. Diese Unsicherheiten könnte das ÖFB-Team mittels aggressivem Angriffspressing ausnützen. Zumal auch die schwedischen Innenverteidiger nicht gerade für ihre technische Finesse bekannt sind.

Das würde bedeuten, dass Marcel Koller zum EM-Quali-Auftakt wieder seinen Plan A auspackt, nachdem in den Testspielen zuletzt eine eher abwartende Spielweise eingeübt wurde. Gut möglich, dass dieser Plan B erst im Falle eines Führungstreffers zum Einsatz kommt.

Schwedens Teamchef Hamren gibt an, er sei für beide Varianten gerüstet: „Wir sind darauf vorbereitet, falls sie pressen, aber wir sind auch vorbereitet, falls nicht.“

Es geht um die zweiten Bälle

Beim letzten Aufeinandertreffen in Wien umgingen die Skandinavier das Fore-Checking mit vielen hohen Bällen aus der Abwehr. Auf diesen Fall könnte Koller mit einem Einsatz von Stefan Ilsanker reagieren. Der Salzburger ist ein hervorragender Pressing-Spieler, gilt zudem als kopfball- und zweikampfstark.

Die letzte Eigenschaft trifft aber auch auf Julian Baumgartlinger zu – Kollers zweite Alternative für die Position neben David Alaba (siehe Personalpoker). Egal wer spielt, falls das ÖFB-Team auf Angriffspressing setzt, wird es für denjenigen darauf ankommen, die zweiten Bälle zu erobern, wenn die hohen Pässe nach vorne geschlagen werden.

Denn ansonsten könnte das Leder sehr schnell bei der schwedischen Sturmspitze Ibrahimovic landen. Eine Situation, die es tunlichst zu vermeiden gilt. „Wir wissen alle, welche Stärken er hat. Wir müssen einfach schauen, dass wir ihn nicht ins Spiel kommen lassen, extrem wenige Ballkontakte zulassen. Umso weniger er hat, umso besser für unser Spiel“, weiß Martin Hinteregger, der betont, dass das am besten mit „gutem Pressing“ funktioniere.

Ibrahimovic macht, was er will

Im neuen System der Schweden hat der Superstar alle Freiheiten. Zlatan ist überall – egal ob im Strafraum als eiskalter Torjäger oder im Stile einer „falschen Neun“ als kreativer Offensiv-Spieler, der Raum für Außenstürmer schafft, um dann selbst den tödlichen Pass zu spielen.

Die ÖFB-Defensive sollte sich auf alles gefasst machen, um ihrem schlechten Ruf bei Durmaz und Co. nicht gerecht zu werden. Dabei gilt es vor allem auf die gefährlichen Konter der Schweden aufzupassen. 

Denn Hamren wird seine Mannschaft wohl eher defensiv einstellen. „Am Anfang der Qualifikation werden sie nicht Harakiri spielen und alles auf Sieg setzen“, meint Martin Harnik. „Sie werden das Spiel eher aus einer sicheren Defensive eröffnen wollen.“

"Müssen uns zwischen den Ketten zeigen"

Ein schlechtes Omen, denn mit tief stehenden Gegnern hat sich das ÖFB-Team in den letzten Jahren schwer getan. Harnik weiß jedoch, auf was es in solchen Spielen ankommt: „Wir müssen uns in den Räumen zwischen den Ketten zeigen. Es bringt nichts, wenn sie auf 16er-Höhe stehen und wir versuchen, dahinter rein zu starten – dafür ist zu wenig Platz.“

Ein probates Mittel im Sinne des VfB-Legionärs könnte sein, gezielt in die Halbräume hinter die beiden schwedischen Achter hineinzuspielen und diese mit mehreren Spielern zu überladen. Genau das bereitete der Koller-Elf beim Spiel in Tschechien (Taktik-Analyse) Probleme.

Schweden-Coach Hamren weiß jedoch, dass bei allem taktischen Vorgeplänkel am Ende Kleinigkeiten entscheiden können: „Wir haben gute Scouts und sind auf alles vorbereitet. Die Österreicher können uns genauso wenig überraschen, wie wir sie. Am Ende wird jenes Team gewinnen, dass weniger Fehler macht und effektiver ist.“

 

Jakob Faber