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"Verschwende keine Sekunde an den Gedanken"

„Wenn er mir im Spiel erzählt, dass er 15 Millionen Euro verdient, ist das schön für ihn. Da will ich auch hinkommen“, grinst Aleksandar Dragovic schelmisch.

Die Psycho-Tricks von Schwedens Superstar Zlatan Ibrahimovic lassen den ÖFB-Innenverteidiger im Vorfeld des WM-Qualifikations-Schlagers am Freitag kalt.

Es wäre auch verwunderlich, wenn sich der 22-Jährige nach einer ereignisreichen Saison beim FC Basel über zu wenig Selbstvertrauen beklagen würde.

„Nach einem schlechten Start war es wieder ein sehr erfolgreiches Jahr für uns: Halbfinale der Europa League, Meistertitel, das Cupfinale erst im Elfmeterschießen verloren – im Großen und Ganzen eine hervorragende Saison.“

Heiße Aktie an der Gerüchtebörse

Bereits zum dritten Mal en suite galt es für Dragovic den Meistertitel zu feiern. Besonders stolz ist der frühere Austrianer auf den Umstand, dass er sich nach seinem Wechsel im Winter 2011 unter allen drei Meistertrainern - Thorsten Fink, Heiko Vogel und Murat Yakin - durchgesetzt hat.

An der internationalen Gerüchtebörse ist er in dieser Transferzeit eine der heißesten Aktien. Ob Arsenal, Manchester United, Manchester City, Borussia Dortmund, AC Milan oder Inter Mailand – kaum ein Top-Klub, mit dem er noch nicht in Verbindung gebracht wurde.

„Ich fühle mich geehrt, wenn das so in den Medien steht. Aber ich habe immer gesagt, ich will bis zum Ende der Saison alles für den FC Basel geben. Jetzt haben wir noch ein wichtiges Spiel am Freitag. Ich verschwende keine Sekunde an den Gedanken, ob ich wechseln werde oder wohin, sondern will mich hundertprozentig auf das Spiel konzentrieren. Dann werden wir uns die Situation anschauen und eine Entscheidung treffen“, tritt Dragovic ob eines möglichen Wechsels auf die Bremse.

Sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2015, es wäre jedoch verwunderlich, wenn sich Basel die potenziellen Transfer-Millionen entgehen lassen würde.

Bereits zum dritten Mal durfte Dragovic mit Basel den Titel feiern

Das Match gegen Schweden könne man als Sechs-Punkte-Spiel bezeichnen: „Aber man braucht uns auch nicht abzuschreiben, falls es verloren gehen sollte. Es gibt noch ein paar Spiele. Es ist jedoch sicherlich ein sehr wichtiges Spiel und wir wollen mit drei Punkten in den Urlaub gehen.“

Reifeprüfung für ÖFB-Elf

Diese Begegnung sei so etwas wie eine Reifeprüfung für die ÖFB-Elf: „Wir müssen den nächsten Schritt machen. Die letzten Spiele haben wir meiner Meinung nach sehr gut gespielt, auch in Irland hätten wir mit ein bisschen Glück gewinnen können.“

Sympathiepunkte hat Rot-Weiß-Rot zuletzt definitiv gesammelt, das Nationalteam ist auf jeden Fall wieder in. „Das liegt an vielen kleinen Faktoren. David Alaba gewinnt das Triple, Martin Harnik war im Pokal-Finale, mit dem Nationalteam geht es wieder bergauf. Es sind viele kleine Puzzleteile, die zusammenkommen“, begründet Dragovic die derzeitige Euphorie.

Damit sich selbige festigt, heißt es gegen Schweden nachzulegen. Dass Ibrahimovic auf Seiten der Skandinavier heraussticht, kommt nicht von ungefähr.

„Sicherlich wäre der Schritt jetzt einmal gut“

Dass es langsam an der Zeit ist, den nächsten Schritt zu machen, streitet Dragovic gar nicht ab: „Sicherlich wäre der Schritt jetzt einmal gut, ich fühle mich jedoch in Basel trotzdem wohl. Aber drei Meistertitel hintereinander – mehr kann man in der Schweiz nicht mehr erreichen. Ich habe immer gesagt, dass ich einmal wechseln möchte, wenn ein guter Verein kommt. Nach dem Nationalteam werden wir alle sehen.“

Lehrreich war die Zeit bei den Eidgenossen auf jeden Fall. Basel sei der „FC Bayern der Schweiz“, zudem hält er die Super League für besser als die heimische Bundesliga: „Young Boys Bern war in der Europa League, Basel in der Champions League und dann in der Europa League, der FC Zürich ist auch immer gut vertreten – ich glaube, die Breite in der Meisterschaft ist ein bisschen besser als in Österreich, die Liga ist technisch besser.“

Im Europacup durfte er wertvolle Erfahrungen gegen Top-Stürmer wie Hulk oder Fernando Torres sammeln. Diese möchte er nun im Nationalteam einbringen. Bei den letzten beiden Länderspielen gegen die Färöer und in Irland war der Wiener gesetzt.

Angst brauche man keine zu haben, Respekt müsse sowieso da sein. Wohl auch eine Lektion, die Dragovic im Rahmen des Basler Erfolgslaufs gelernt hat. Durch die vielen Europacup-Spiele wurde die laufende Spielzeit zur Marathon-Saison.

Müdigkeit ist Kopfsache

Das Schweden-Match ist bereits das 60. Pflichtspiel für ihn in dieser Saison. Von Müdigkeit ist dennoch keine Spur.

„Für mich ist das eine faule Ausrede, wenn man sagt, man ist müde. Ich finde, das ist alles eine Kopfsache. Sicher gibt es Tage, an denen man müde ist, aber sobald der Schiedsrichter anpfeift, gibt es nur 100 Prozent.“

So gesehen gute Voraussetzungen für den absoluten Showdown dieser Saison.

Peter Altmann

„Für mich persönlich ist Ibrahimovic der beste Stürmer der Welt“, lobt Dragovic, „er ist in jeder Liga und mit jeder Mannschaft, für die er gespielt hat, Meister geworden, auch dieses Jahr in Paris wieder Torschützenkönig. Man sieht seine Qualitäten.“

„Muss jede Sekunde auf Ibrahimovic aufpassen“

Sicher sei das Spiel des 1,95-Meter-Riesen provokant, aber davon dürfe man sich nicht ablenken lassen: „Er kann auch die Ellbogen austeilen, ich werde versuchen, mein Spiel zu machen und konzentriere mich voll auf meine Leistung.“

Ein Verteidiger alleine könne den Superstar ohnehin nicht stoppen, dies könne nur im Verbund geschehen: „Die ganze Verteidigung muss zusammenarbeiten, die Räume eng machen, ihm auf den Füßen stehen, ihn ein bisschen nerven. Das wird sicher der Schlüssel zum Erfolg sein. Man muss wirklich jede Sekunde auf ihn aufpassen.“