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"Ich habe immer über den Tellerrand hinausgeschaut"

Wenig Neues im Aufgebot, da hatte Didi Constantini bei der Kaderbekanntgabe für das Testspiel gegen die Slowakei ausreichend Gelegenheit, sich mit Randthemen zu befassen.

Sei es der eine oder andere Spieler, der offenbar nur noch wenig Lust verspürt, unter dem Tiroler für das Nationalteam aufzulaufen, oder seien es die jüngsten Wortspenden des ÖFB-Präsidenten.

Leo Windtner hat sich am Rande seines Besuchs bei der U20-WM in diesem Interview und via „Kurier“ durch die Blume kritisch über die nicht allzu moderne Arbeitsweise Constantinis geäußert. Gleichzeitig betonte Österreichs ranghöchster Fußball-Funktionär, welch „penibler und professioneller Arbeiter“ U20-Teamchef Andreas Heraf sei.

„Der Präsident ist der Chef, und er kann sagen, was er will“

„Das stimmt mich schon nachdenklich, aber es gibt schlimmere Sachen“, betonte Constantini, der den Vorwurf, dass er nicht über den Tellerrand hinausschauen würde, nicht auf sich sitzen lässt:

„Ich habe schon immer über den Tellerrand hinausgeschaut. Ich weiß nicht, von welcher Seite das Interview kommt, aber das ist ja auch okay. Der Präsident ist der Chef, und er kann sagen, was er will. Ob das jetzt gut oder eher überflüssig ist, muss jemand anderer bewerten.“

Der Teamchef saß zuletzt am Weg zur WM-Qualifikations-Auslosung in Brasilien zwölfeinhalb Stunden neben Windtner, und „wir waren miteinander auf der Copacabana.“ Dabei hätte man natürlich auch Gespräche geführt: „Ich habe ihm auch gesagt, was ich mir denke.“

„Drohungen sind überflüssig“

Windtner hat klargestellt, dass eine Vertragsverlängerung von Constantini von der Performance im Länderspiel-Herbst abhängen werde. Der 56-Jährige sieht die Diskussionen um seine Zukunft betont gelassen:

„Ich weiß nicht, ob man als Trainer eine Schonfrist hat. Das sind Sachen, da hat jeder seine Meinung dazu, und ich habe meine Meinung. Aber im Grunde genommen ist es meine Arbeit, das Team zu führen. Wenn der Präsident irgendwann nicht zufrieden ist und zu mir kommt, dass es vorbei ist, dann ist es vorbei. Ich sehe das ziemlich wertfrei.“

Nachsatz: „Aber Drohungen sind überflüssig.“ Denn das gebe es bei jedem Nationalteam und bei jedem Verein: „Wenn es nicht geht, ist der Trainer weg. Das ist doch eine alte Geschichte.“

Jantscher wieder mit dabei

Das Slowakei-Match am kommenden Mittwoch in Klagenfurt läutet für Constantini also die entscheidende Phase im Kampf um seinen Job ein.

Dafür setzt er weitgehend auf jenes Personal, das bei den Juni-Länderspielen gegen Deutschland und Lettland aufsteigende Tendenz bewies - darunter unter anderem auch Admiraner Christopher Dibon, der bei seinem Debüt gegen die Letten den Treffer zum 1:1-Ausgleich erzielt hatte.

Jakob Jantscher, der gegen Deutschland nachnominiert worden wäre, aber verletzungsbedingt absagen musste, steht erstmals seit dem freundschaftlichen Kräftemessen mit den Niederlanden im Februar wieder im Kader.

Für den Salzburg-Kicker ist es die Chance, sich wieder im Kreis von Constantinis Auserwählten festzusetzen.

„Es sind einige ganz am Anfang dabei gewesen, die dann eine positive oder negative Zeit hatten. Bei Daniel Beichler ist es ein bisschen ins Negative gefallen, weil er bei Hertha und St. Gallen kaum gespielt hat. Ich hoffe, dass er jetzt bei Duisburg zum Spielen kommt. Jeder geht einen anderen Weg. Der eine startet durch und bleibt oben, der andere startet durch, fällt ein bisschen zurück und kommt dann vielleicht wieder.“

Leitgeb winkt ab

Nicht mehr ins ÖFB-Team kommen dürfte Christoph Leitgeb – zumindest solange der Teamchef Didi Constantini heißt. Gegen Deutschland wäre der Salzburg-Akteur wieder einberufen worden, musste jedoch verletzungsbedingt absagen.

„Das war keine Ausrede, sondern eine echte Verletzung“, betont Constantini, gibt aber zu: „Im Großen und Ganzen war er eigentlich nicht begeistert, dass er dabei gewesen ist. Wahrscheinlich zurecht, weil ich ihn vorher auch nicht geholt habe. Da war er etwas gekränkt. Aber das ist okay.“

Der 56-Jährige erklärte, dass er mit dem gebürtigen Steirer ein Gespräch geführt habe: „Es gibt Spieler, die kommen sehr gerne, darüber bin ich immer sehr erfreut. Und es gibt auch Spieler, die nicht zufrieden sind mit gewissen Sachen, weil ich sie nicht immer dabei habe. Das ist auch verständlich.“

Leitgeb gesellt sich damit zu einer längeren Liste mit Spielern wie Andreas Ivanschitz, Martin Stranzl, György Garics, Alexander Manninger oder Andreas Ibertsberger, deren ÖFB-Karriere unter dem Tiroler freiwillig oder unfreiwillig unterbrochen wurde.

„Arnautovic ist momentan kein Thema

Einen Stammplatz im Kreis der „Outlaws“ hat aktuell auch Marko Arnautovic. „Er ist momentan kein Thema. Ob sportlicher oder privater Natur – das kann jeder nehmen, wie er will. Ich glaube, es ist einmal wichtig, wenn ein bisschen Ruhe ist, und er zeigt, dass er sein Potenzial aufs Spielfeld bringt. Dann wird man weitersehen“, meint Constantini.

Beim August-Termin verfügt das eine oder andere Kadermitglied traditionell über wenig Spielpraxis. Der Teamchef betont, dass er seinen Kader auf keinen Fall umkrempeln wollte: „Wenn wir zwei Spiele nicht schlecht gespielt haben, gibt es keinen Grund, dass ich jetzt alles wechsle.“

Also wurde auch Ekrem Dag wieder berücksichtigt, auch wenn der Start der türkischen Liga wegen des Chaos rund um einen Bestechungsskandal um einige Wochen nach hinten verlegt wurde.

Wie sehr der Besiktas-Legionär trotzdem im Saft steht, kann Constantini aktuell nicht sagen, denn: „Bei Dag ist die Sache so, dass wir ihn zehn Mal angerufen, ihn aber nicht erreicht haben. Jetzt haben wir ihn dazu geschrieben und hoffen, dass er zurückruft.“

Peter Altmann