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"Man sieht die taktische Handschrift von Koller"

„Es war eine richtig geile Woche!“

Marko Arnautovic sprudelte richtiggehend vor Glück, als er den soeben beendeten Lehrgang in Tirol Revue passieren ließ, sprach gar von seinen bislang schönsten Tagen im Nationalteam.

Ein positives Fazit, wie man es allerorts im ÖFB-Lager zu hören bekommt. Nach dem 3:2-Erfolg gegen die Ukraine fehlte zur vollkommenen Zufriedenheit eigentlich nur ein Sieg gegen Rumänien.

Darüber zu jammern, fiele nach der Nullnummer im zweiten Testmatch in Innsbruck aber wohl unter die Kategorie Ergebnisfetischismus.

„Leider hat die Belohnung gefehlt“

Die Partie gegen die Osteuropäer erfüllte auch so ihren Zweck, zeigte Fortschritte und noch vorhandene Defizite des Nationalteams unter Teamchef Marcel Koller auf: Defensiv stark verbessert, gestiegene Qualität und ein erkennbarer Plan im Spiel nach vorne, aber noch längst nicht die Selbstverständlichkeit und Sicherheit, einen pomadigen Gegner zu bestrafen.

„Leider hat die Belohnung gefehlt. Wir waren das bessere Team, konnten unseren hohen Anteil an Ballbesitz aber nicht in Tore ummünzen, obwohl wir etliche Chancen vorgefunden haben“, analysierte Marc Janko und erzählte damit im Prinzip die Story des Spiels.

Österreich zog das Spiel weitestgehend auf, hatte 64 Prozent Ballbesitz und kam auch zu einigen Möglichkeiten. „Der Ball wollte einfach nicht reingehen, wir müssen unsere Chancen konsequenter nutzen“, monierte David Alaba, „vielleicht hat uns ein bisschen Nachdruck gefehlt.“

Dafür, dass in diesem Camp die defensiven Grundprinzipien im Vordergrund standen, war das Spiel nach vorne jedoch relativ ansehnlich, und in der Rückwärtsbewegung ließ man abgesehen von einer Großchance gegen Ende der ersten Halbzeit denkbar wenig zu.

„Man sieht die taktische Handschrift von Koller“

Koller lobte, dass man die Kontergefahr der Rumänen nicht zur Geltung kommen ließ, früh störte. „Unser Pressing war sehr gut“, strich auch Aleksandar Dragovic hervor und betonte: „Wir haben ein kleines Ziel erreicht, indem wir zu null gespielt haben.“

Dessen Nebenmann in der Innenverteidigung, Paul Scharner, zog bezüglich der Fortschritte den Hut vor Koller: „Ich glaube, man sieht einfach schon die taktische Handschrift von Teamchef Koller. Wir stehen in der Defensive wirklich sehr solide und kombinieren schnell nach vorne. Das ist aber natürlich noch ausbaufähig – speziell gegen einen Gegner wie Rumänien, der in der Abwehr sehr dicht gestaffelt steht.“

Der Teamchef setzt sein Konzept Schritt für Schritt um, also darf man davon ausgehen, dass in Bälde auch verstärkt an den offensiven Grundprinzipien gefeilt wird. „Im Spiel nach vorne müssen wir uns sicher noch weiterentwickeln, das werden wir auch tun“, versprach der Schweizer.

Für das Trainerteam erfüllte dieses Spiel freilich auch den Zweck, sich die eine oder andere Alternative anzusehen. So bestätigte Veli Kavlak den Eindruck seines Joker-Einsatzes gegen die Ukraine, dass er eine wertvolle Ergänzung im zentralen Mittelfeld sein kann.

„Das Bild wird immer klarer“

Guido Burgstaller wiederum feierte sein Startelf-Debüt. „Ich war ein bisschen nervös, aber das ist ganz normal, wenn man erstmals im Nationalteam von Anfang an spielt. Ich denke, die Leistung ist ganz okay gewesen, darauf kann ich aufbauen“, fand der Rapidler, der bereits nach rund zehn Minuten im Austausch mit Marko Arnautovic vom linken auf den rechten Flügel wechselte.

Der Kärntner ist jedenfalls auf den Geschmack gekommen: „Ich würde am liebsten immer von Anfang an spielen, aber das will jeder Spieler. Das Wichtigste ist, dass wir als Team Erfolg haben, alles andere ist nebensächlich.“

Fakt ist, dass der gesunde Konkurrenzkampf innerhalb des Kaders immer mehr Fahrt aufnimmt. „Das Bild wird immer klarer. Wir haben einige Alternativen ausprobiert und gute Rückmeldungen bekommen“, bestätigte Koller.

„Urlaub absolut verdient“

Nach der Sommerpause wartet noch der Test gegen die Türkei als Generalprobe vor dem großen Schlager gegen Deutschland zum Auftakt in die WM-Qualifikation.

Nach dieser „geilen Woche“, um bei der Einschätzung von Arnautovic zu bleiben, kann der Teamchef seine Schützlinge zumindest ruhigen Gewissens in die Ferien verabschieden:

„Es hat sehr viel Spaß gemacht, mit den Jungs zusammenzuarbeiten. Sie haben sich voll reingehängt und sich den Urlaub absolut verdient.“

Peter Altmann