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"Man muss im Hier und Jetzt sein, und das bin ich"

„Die Entscheidung ist noch nicht gefallen“, betont Marcel Koller.

Rubin Okotie und Lukas Hinterseer heißen die Kandidaten für den durch die Sperre von Marc Janko gegen Montenegro vakanten Platz im Angriff des ÖFB-Teams (Jetzt Aufstellung im LAOLA1-Teamchef tippen!).

Seine Wahl will der Teamchef erst am Matchtag treffen, nachdem er im Abschlusstraining ein Gefühl für die Personalie bekommen und sich danach mit dem Trainer-Team besprochen hat.

Als Favorit im Duell der beiden deutschen Zweitliga-Legionäre gilt Okotie, der schon beim EM-Quali-Auftakt gegen Schweden für Janko in die Partie gekommen war.

„Es wäre eine schöne Aufgabe“

„Natürlich bin ich bereit. Ich bereite mich im Training optimal vor und hoffe, dass ich zum Einsatz komme“, meint der 27-Jährige, der jedoch nicht zu sehr mit dem Zuschlag für seine Person spekulieren will: „Es wäre natürlich eine schöne Aufgabe, aber wer am Sonntag spielen wird, wissen wir noch nicht.“

Es wäre das siebente Länderspiel Okoties und – sollte die Wahl auf ihn fallen – sein zweites von Anfang an, nachdem ihn der damalige Teamchef Karel Brückner im November 2008 bei seinem A-Team-Debüt gegen die Türkei (2:4) die Bundeshymne auf dem Feld hören ließ.

Damals galt das Mitglied des U20-Teams, das bei der WM 2007 in Kanada für Furore sorgte, als große Zukunftshoffnung für das Nationalteam. Diverse Verletzungen ließen seine Karriere jedoch nicht wie erhofft in Fahrt kommen.

Keine großen Geheimnisse

Im Kalenderjahr 2014 stellte er bislang aber unter Beweis, welcher Torjäger in ihm schlummert. Im Frühjahr erzielte er für den dänischen Verein SönderjyskE in 15 Liga-Spielen elf Treffer, in der laufenden Spielzeit netzte er für 1860 München in neun Zweitliga-Spielen sechs Mal.

„Dahinter steckt kein großes Geheimnis. Ich bin über einen längeren Zeitraum fit, mir geht es körperlich sehr gut. Ich komme zu meinen Spielen, die ich brauche, habe das Vertrauen vom Trainer und der Mannschaft, deswegen läuft es sehr gut“, sind Fitness und Rückhalt für Okotie die wichtigsten Rezepte dafür, dass er heuer so durchstarten konnte.

Vor allem sein körperlicher Zustand hat sich in der jüngeren Vergangenheit enorm verbessert. Schon als er zur Überraschung vieler für das Schweden-Match nominiert wurde, verwies er auf die Zusammenarbeit mit Fitness-Guru Heini Bergmüller, die ihm diesbezüglich einen gewaltigen Schub gab.

Keine Genugtuung

Auch persönlich ruht der Neo-Papa – einen Tag nach dem ÖFB-Comeback gegen Schweden kam Söhnchen Tiamo-Romero zur Welt – inzwischen in sich: „Natürlich reift man mit der Zeit, lernt aus Rückschlägen und Erfolgserlebnissen, aus denen man seine Lehren ziehen kann.“

Rückschläge gab es genügend zu verdauen. Nachdem sein erstes Auslands-Abenteuer in Nürnberg und St. Truiden nicht den gewünschten Erfolg brachte, stabilisierte er sich zwar bei Sturm Graz, scheiterte jedoch bei Stammklub Austria Wien nach seiner Rückkehr im Sommer 2013.

Ob es denn eine Genugtuung sei, dass er sich inzwischen zurück ins Nationalteam gekämpft habe, nachdem ihn die Veilchen aufs Abstellgleis stellten?

„Nein, eine Genugtuung ist es überhaupt nicht. Die Austria wollte mich im Sommer sehr wohl zurück haben, das hat mich auch gefreut, aber meine Entscheidung war einfach, dass ich im Ausland bleiben möchte.“

„Zunächst war es ein Schock“

Die Zeit bei der Austria sei für ihn persönlich keine erfolgreiche gewesen, darunter jedoch ein Schlussstrich gezogen: „Das ist abgehakt, ich bin jetzt in einer anderen Situation, bei einem anderen Verein. Man muss immer im Hier und Jetzt sein, und das bin ich. Ich denke, dass ich mich als Spieler weiterentwickelt habe, das ist der entscheidende Faktor.“

Nicht unwahrscheinlich, dass er diese Weiterentwicklung nun gegen Montenegro unter Beweis stellen darf, wenngleich sich die Gelegenheit eher unerwartet ergibt.

Nach dem Ausschluss Jankos sei ihm nämlich nicht die persönliche Chance als erstes durch den Kopf gegangen: „Zunächst war es einmal ein Schock, weil es aus meiner Sicht keine berechtigte Rote Karte war und wir ungerechtfertigt in Unterzahl gekommen sind. Das waren meine ersten Gedankengänge. Natürlich denkt man dann auch an das Spiel am Sonntag, aber das Wichtigste waren einmal die drei Punkte in Moldawien.“

„Marc ist von der Statur her ein anderer Spielertyp“

Die 4-2-3-1-Grundausrichtung bleibt auch ohne Janko die gleiche. Daran, wie man die Solo-Spitze ins Spiel bringt, wird sich aber so oder so etwas ändern.

Das ist auch Okotie bewusst: „Wir sind keine ähnlichen Spielertypen. Marc ist schon eine Spur größer und natürlich auch von der Statur her ein anderer Spielertyp.“

Zuerst muss der Wiener einmal den Zuschlag bekommen, um seine Stärken ins ÖFB-Spiel einbringen zu können. Aber wer weiß, vielleicht kann Okotie am Sonntag sein persönliches Erfolgsjahr weiter krönen, zum Beispiel mit dem ersten Länderspiel-Tor…

Peter Altmann