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"Weimann bringt anderes taktisches Element"

Die Latte, um den Sprung ins Nationalteam zu schaffen, lag schon einmal niedriger.

Andreas Weimann ist er gelungen. Er darf sich zumindest im Rahmen der beiden WM-Qualifikations-Partien gegen Kasachstan für weitere Nominierungen empfehlen.

Der Aston-Villa-Legionär ersetzt Mattersburg-Stürmer Patrick Bürger – die einzige Änderung im Aufgebot. Ansonsten vertraut ÖFB-Teamchef Marcel Koller demselben Personal wie bei der unglücklichen 1:2-Niederlage gegen Deutschland.

Das heißt, dass auch David Alaba weiterhin fehlt. Zumindest im Auswärtsspiel in Astana, denn für das „Rückspiel“ vier Tage später im Happel-Stadion ist der rekonvaleszente Bayern-Legionär eine Option.

TEAM-BABY ANDREAS WEIMANN: 19 Premier-League-Einsätze (davon vier in dieser Saison) und zwei Tore hat der 21-Jährige bereits am Buckel. Gegen Kasachstan könnte Weimann auch erstmals im ÖFB-Dress sein Können unter Beweis stellen. Koller begründet die Einberufung des Wieners einerseits damit, dass er den England-Legionär einmal kennenlernen möchte, andererseits mit dem „anderen taktischen Element“, das man dadurch dazubekommen würde: „Weimann ist einer, der weniger mit dem Rücken zum Tor spielt, sondern eher drei, vier Meter dahinter und die Wege in die Tiefe geht.“ Im Gegensatz dazu, sei Bürger ein ähnlicher Typ wie Marc Janko: „Beide brauchen Bälle in den Sechzehner, viele Flanken, dort sind beide sehr präsent.“ Zudem attestiert der Schweizer Weimann „gute Anlagen vom Läuferischen, vom Attackieren und vom Kilometerabspulen.“

DAS VERZÖGERTE ALABA-COMEBACK: Der 20-Jährige hat am Sonntag das erste Mannschaftstraining nach seinem Ermüdungsbruch absolviert. Nach telefonischer Absprache mit Bayern-Coach Jupp Heynckes und Alaba selbst hat Koller darauf verzichtet, seinen Taktgeber im Mittelfeld für die strapaziöse Reise nach Kasachstan zu nominieren. „Wir haben uns abgesprochen, dass wir David vorerst bei den Bayern belassen. Es wäre nicht optimal, das erste Spiel nach der Verletzung auf Kunstrasen zu absolvieren. Er hat dadurch auch die Möglichkeit, weiter bei den Bayern zu trainieren.“ Der Teamchef kündigt an, weiter Kontakt mit Alaba und Heynckes zu halten: „Wenn wir aus Kasachstan zurückkommen, haben wir die Möglichkeit, David ab Samstag dazuzunehmen. Diese Option wollen wir uns offenlassen.“ Im Falle eine Nachnominierung des Mittelfeldspielers müsste übrigens kein anderer Akteur aus dem Aufgebot ausscheiden, allerdings ein Kadermitglied im Heimspiel gegen die Kasachen auf der Tribüne Platz nehmen.

MARC JANKO AM WEG ZURÜCK: Am Sonntag hat der ÖFB-Vize-Kapitän sein erstes Liga-Spiel von Anfang an für Neo-Arbeitgeber Trabzonspor absolviert, stand dabei 65 Minuten auf dem Platz. Koller ortete beim Stürmer in der Vorbereitung auf das Deutschland-Spiel bereits Fortschritte und plädiert dafür, ihm Zeit zu geben: „In der Türkei wird anders gespielt als in Portugal, es braucht einfach Zeit, bis man sich integriert.“ Grundsätzlich gäbe es jedoch für keinen Spieler einen Freibrief, auch für Janko nicht: „Er ist eine wichtige Person, aber es ist natürlich die Leistung entscheidend. Es bringt uns nichts, wenn wir lauter liebe Kerle haben und schlussendlich die Leistung nicht passt.“

STÜRMER-VIELFALT AUF ABRUF: Deni Alar, Patrick Bürger, Erwin Hoffer, Philipp Hosiner, Rubin Okotie und Marcel Sabitzer – an Alternativen für den Offensivbereich mangelt es auf der Abrufliste keineswegs. Der Teamchef erklärt dies damit, dass er im Fall der Fälle aus verschiedenen Stürmer-Typen wählen und sich nicht schon von Anfang an einschränken wolle. Dass aus diesem Kandidatenkreis Weimann den Vorzug bekommen hat, begründet Koller wiefolgt: „Er hat zwar in England keinen Stammplatz, aber die Premier League ist eine absolute Top-Liga, dort wird es wahrscheinlich auch ein bisschen schwieriger sein, ins Team zu kommen als in Österreich. Von den anderen ist der eine oder andere noch jung und hat bewiesen, dass er national mithalten kann, international aber noch nicht in der Regelmäßigkeit, dass man sagen kann, er hat sich ein, zwei Jahre international unter Beweis gestellt.“

KEINE MOTIVATIONSFRAGE: Schon am Tag nach der Deutschland-Begegnung begann der Teamchef für den Fall vorzubauen, dass dem Kräftemessen mit Kasachstan nicht genügend Ernsthaftigkeit gewidmet werden würde. Stichwort „Koller-Mentalität“. Auch bei der Kaderbekanntgabe wies er ungefragt auf die Gefährlichkeit der beiden Partien gegen den Underdog hin und formulierte deutlich, welche Einstellung er von seinen Schützlingen sehen will: „Wir haben gegen Deutschland zwar gute Kritiken bekommen, aber verloren. Gegen Kasachstan will ich von der Leistung her nicht weniger sehen – genau das gleiche Engagement, die gleiche Konzentration, Einsatz und Leidenschaft. Wenn nur einer das Gefühl hat, er kann mit dem linken Bein locker Spitze-Hacke-1-2-3 spielen, sind wir am falschen Dampfer.“ Die Aufgabe des Betreuerstabs sei es, dem Team diese Herangehensweise zu vermitteln: „Wenn ich spüre, dass etwas nicht geht, werde ich dazwischenhauen, weil ich schon länger im Geschäft bin und weiß, dass man keine Nachlässigkeiten zulassen kann.“

Peter Altmann