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"Dann ist schon ein leichtes Kribbeln gekommen"

Auf den Tag des Länderspiel-Debüts fiebert man als Fußballer wohl eine ganze Karriere hin.

Seit dem 1:1 gegen Island weiß auch Stefan Ilsanker, wie es sich anfühlt, ganz offiziell ein Nationalspieler zu sein.

„Ein unglaubliches Gefühl“, strahlte der 25-Jährige nach dem Schlusspfiff, „als ich vom Teamchef erfahren habe, dass ich von Anfang an spiele, ist schon ein leichtes Kribbeln gekommen. Umso näher das Spiel gerückt ist, umso mehr habe ich mich gefreut.“

Marcel Koller hatte dem Salzburg-Kicker am Donnerstagabend mitgeteilt, dass er seinen Einstand von Spielminute eins an auf dem Feld erleben werde.

Vorfreude statt Nervosität

„Bei der Hymne, wenn du endlich auf dem Platz stehst und mitsingen kannst, war das schon etwas ganz Besonders“, schwärmte der defensive Mittelfeldspieler.

Ilsanker nahm die von den „Bullen“ gewohnte Rolle als Sechser hinter Vereinskollegen Christoph Leitgeb ein und konnte von Beginn an seine schon beim Verein konstant demonstrierte Zweikampfstärke unter Beweis stellen.

„Nervosität gab es keine, es war hauptsächlich Vorfreude. Am Feld selber habe ich 100 Prozent gegeben und versucht das, was mir der Teamchef gesagt hat, umzusetzen und meine Stärken einzusetzen. Ich glaube, das ist mir ganz gut gelungen“, resümierte der Salzburger.

Wie die LAOLA1-Taktik-Analyse herausarbeitet, ist der vielleicht einzige Kritikpunkt, dass es dem Debütanten in manchen Situationen vielleicht noch am richtigen Timing fehlte, wann er Tempo herausnehmen hätte sollen und wann es das Spiel schnell zu machen galt. Gerade vor der Pause wählte Ilsanker oftmals letztere Variante.

„Habe mich auch im ÖFB-System ganz gut zurechtgefunden“

Riskantes Spiel, wie man es von RBS kennt, wo nach der Balleroberung die Post abgeht. Bereits vor dem Island-Spiel erläuterte der Double-Gewinner die Unterschiede in der Spielanlage zwischen Verein und ÖFB-Elf.

Beim Nationalteam gehe es mehr um Ballbesitz und geordneten Spielaufbau, werde mehr über den Sechser gespielt, während Salzburg Coach Roger Schmidt stets den schnellen und riskanten Weg in die vorderste Reihe forcierte.

Scheuen wird er den Konkurrenzkampf jedoch nicht, im Gegenteil. Ilsanker präsentierte sich topmotiviert für neue Bewährungsproben: „Ich habe im Training 100 Prozent gegeben, ich habe mich im Match zu 100 Prozent reingehaut. Wenn ich am Dienstag in Tschechien noch einmal ran darf, gebe ich auch dann wieder 100 Prozent. Das ist mein Naturell. Ich hoffe, es reicht.“

Gemeinsame Urlaube in den 90ern mit Sabitzer

Lust auf mehr in Sachen ÖFB-Team hat wohl auch sein zukünftiger Salzburg-Mitspieler Marcel Sabitzer, der seine Startelf-Chance ebenfalls mit einer guten Leistung nutzte.

Sehr zur Freude Ilsankers, dessen Vater Herbert einst mit Marcels Papa Herfried bei Austria Salzburg zusammenspielte. Der Nachwuchs setzt diese Tradition nun in zweiter Generation fort.

„Ich kenne Marcel durch meinen Vater schon länger. Wir sind damals in den 90ern schon zusammen auf Urlaub gefahren. Er ist ein super Bursch, ein super Kicker und ich denke, er wird uns nächste Saison bei unseren großen Zielen noch einmal einen Schritt nach vorne bringen.“

Peter Altmann

Wie sich diese in der Theorie vermuteten Unterschiede in der Praxis darstellten? Im Prinzip ähnlich wie erwartet:

„Wir haben gerade in der ersten Halbzeit gezeigt, dass wir gut und giftig attackiert haben. Das ist sehr ähnlich zu Salzburg. Im Spiel nach vorne haben wir auch viele Chancen kreiert, aber wir haben sie ein bisschen anders kreiert, nicht so riskant wie in Salzburg, sondern mehr über Spielkontrolle und Ballbesitz. Das haben wir ganz gut gemacht. Ich denke, ich habe mich auch im ÖFB-System ganz gut zurechtgefunden.“

Das beurteilte Koller in seiner Analyse so. "Man kann schon sagen, dass er sich sehr, sehr gut präsentiert hat", lobte der Schweizer, "es ist auch nicht immer normal, dass man im ersten Länderspiel gleich so eine Präsenz hat. Er hat mir gut gefallen."

„Ob ich für die nächsten Termine in Frage komme, weiß ich nicht“

Beinahe kitschig wäre es gewesen, wenn Ilsanker bei der Premiere auch gleich das erste Länderspiel-Tor gelungen wäre. Angeklopft hat der Defensivspezialist beim isländischen Tor jedenfalls: „Ich war bei drei Standards knapp dran, aber es hat nicht fürs Tor gereicht. Der Weitschuss war auch ganz gut. Ich habe auch so ein paar gute Pässe nach vorne gespielt, wo wir mehr daraus hätten machen müssen. Ich denke, das hat ganz gut gepasst.“

Das Fehlen von David Alaba und Veli Kavlak beschleunigte tendenziell den Sprung des 25-Jährigen in die Startelf. Auch der wieder fitte Mainz-Legionär Julian Baumgartlinger buhlt um einen Platz in der Mittelfeldzentrale, in der Ilsanker nun eine weitere Alternative darstellt.

„Ich glaube, ich habe ein ganz gutes Match gemacht, aber ob ich für die nächsten Termine in Frage komme, weiß ich nicht. Das muss der Teamchef entscheiden“, blieb der Team-Neuling bezüglich seines Standings in der ÖFB-Hackordnung bescheiden.