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"Das soll auch ein Zeichen für die Jungen sein"

Von „Neuen und Wiederauferstandenen“ sprach Teamchef Marcel Koller bei seiner Kaderbekanntgabe für die beiden Testspiele gegen Island und in Tschechien.

Während sich die „Wiederauferstehung“ vor allem auf den langzeitverletzten Julian Baumgartlinger und Andreas Ulmer, der erstmals unter dem Schweizer dem ÖFB-Kader angehört, bezog, hat es vor allem ein neues Gesicht in sich.

Mit Valentino Lazaro darf sich nämlich ein 18-Jähriger erstmals im Nationalteam-Kreis präsentieren – eine Personalie, mit der Koller durchaus zu überraschen wusste.

„Er hat bei Salzburg im letzten halben Jahr einen großen Schritt nach vorne gemacht. Ob das jetzt frisurtechnisch ist, kann ich nicht beurteilen – es ist ein bisschen weniger auffällig“, grinste der Teamchef.

Zulj: Training beim A-Team, Matches bei der U21

Zumindest an den ersten Trainingstagen der Zusammenkunft in Seefeld wird auch Lazaros Salzburg-Kollege Robert Zulj erstmals A-Team-Luft schnuppern. Die Offensivkraft wird jedoch in den Länderspielen nicht zum Einsatz kommen, sondern am 28. Mai ins Camp des U21-Teams einrücken.

Die Strategie, Perspektivspielern bei längeren Zusammenkünften vor Freundschaftsspielen eine Plattform zu bieten, wendet der Teamchef bereits zum wiederholten Male an.

So stießen beispielsweise vor zwei Jahren, ebenfalls im Tiroler Tourismusort, Marcel Sabitzer und Martin Hinteregger erstmals zum Nationalteam. Vergangenen November beim Spanien-Trainingslager bekam unter anderem Köln-Legionär Kevin Wimmer seine Chance. Sabitzer und Hinteregger sind inzwischen zu fixen Kadermitgliedern aufgerückt.

Verzichten muss Koller verletzungsbedingt auf drei Stammkräfte: Christian Fuchs ist nach seiner Knieverletzung noch nicht so weit. Martin Harnik hat eine Schulter-OP hinter sich, Veli Kavlak selbige Operation noch vor sich.

LAOLA1 fasst zusammen, was Koller zu den wichtigsten Personalien in seinem Aufgebot zu sagen hat:

VALENTINO LAZARO: „Wir haben das letzte Mal die Möglichkeit, ein bisschen etwas zu testen und Spieler anzuschauen, die wir noch nicht so kennen. Ich habe Lazaro schon bei der U15/U16 beobachtet, er ist mir dort natürlich mit seinem Talent aufgefallen. Rein von seinen Fähigkeiten her, der Technik und der Schnelligkeit, ist er natürlich ein absoluter Pespektivspieler. Das heißt für ihn aber nicht, dass er schon fix beim A-Team dabei ist, sondern es geht darum, sich einmal zu präsentieren. Wir haben diesbezüglich vor zwei Jahren mit Sabitzer gute Erfahrungen gemacht. Mit 18 Jahren dauert es schon noch ein bisschen, bis du dich an das Umfeld und den Rhythmus gewöhnst. Bei Salzburg ist Lazaro in der ersten Mannschaft voll dabei, braucht aber sicher noch einen weiteren Schritt, um sich festzubeißen.

Valentino Lazaro krönte sich mit Salzburg zum Meister

Er bleibt fix den ganzen Lehrgang bei uns. Wenn er uns überzeugt und so stark ist, dass ich sagen muss, wir können ihn nicht mehr zurückgeben, dann bleibt er natürlich auch danach bei uns. Aber es geht darum, einen Spieler vorzubereiten. Gerade in diesem Alter denkst du: ‚Jetzt bin ich dabei, die Welt ist offen für mich.‘ Wenn du dann wieder zurück musst, bricht alles zusammen. Da sollte er schon ein bisschen vorbereitet sein.

Er ist ein Spieler, der auf den Offensivpositionen im Mittelfeld aus meiner Sicht speziell außen und auch im Zentrum spielen kann. Er ist extrem schnell, hat eine gute Wahrnehmung und eine starke Technik. Bei einem Jungen brauchst du ein bisschen Geduld. Er kann noch keine Erfahrung haben, die muss er erst sammeln. Das ist einmal der erste Schritt dazu.“

ROBERT ZULJ: „Bei ihm habe ich mit Gregoritsch abgesprochen, weil er bei der U21 ein absoluter Leistungsträger ist, dass wir ihn nur fünf Tage bei uns dabei haben, damit wir uns einmal ein Bild machen können, und er dann ab 28. Mai bei der U21 mit dabei ist und dort die beiden Testspiele bestreitet.“

ANDREAS ULMER: „Er war vor zwei Jahren nominiert, musste aber wegen einer Verletzung absagen. Wir hatten damals jedoch Kontakt, er ist für ein Gespräch zum Lehrgang nach Seefeld gekommen. Zuletzt hatte er ein bisschen Pech, weil wir links mit Christian Fuchs und Markus Suttner zwei Spieler haben, die länger beim Team dabei sind und das auch zu unserer Zufriedenheit gelöst haben. Er ist jetzt erstmals unter mir dabei. Ich freue mich darauf. Er hat bei Red Bull Salzburg in diesem Jahr sehr gute Leistungen gezeigt.“

JULIAN BAUMGARTLINGER: „Er ist wiederhergestellt und fit, hatte auch ein paar Kurzeinsätze bei Mainz. Er fand sich auch nicht zu schade, bei dem Amateuren von Mainz zu spielen. Er hat dort 90 Minuten gespielt und hatte absolut keine Probleme. Ich habe auch mit dem mittlerweile Ex-Trainer Tuchel gesprochen. Er hat gemeint, er sei absolut fit und einsatzfähig. Klar fehlt noch ein bisschen der Rhythmus, aber ‚Jules‘ ist einer, der schon länger bei uns dabei ist, ein wichtiger Spieler. Wir haben uns überlegt, ihn wieder dazu zu nehmen, um ihn testen und anschauen zu können. Natürlich auch mit Weitblick auf den Herbst, wenn es gegen Schweden losgeht.“

STEFAN ILSANKER: „Ein Spieler, der zuletzt gegen Uruguay nachnominiert wurde. Jetzt ist er das erste Mal von Beginn an dabei. Wir haben die Möglichkeit, ihn besser kennenzulernen, weil wir mehrere Trainingseinheiten haben und nicht nur eine wie vor dem Uruguay-Spiel.“

VELI KAVLAK: „Veli muss sich nächste Woche seine Schulter operieren lassen. Er hat bereits seit zwei Jahren Probleme mit der Schulter, laborierte auch beim Team immer wieder daran. Jetzt hat sich herausgestellt, dass er einen Riss im Muskel hat, den er unbedingt operieren muss. Wir haben telefoniert. Er ist natürlich enttäuscht, dass er nicht dabei sein kann, aber die Schulter hat erste Priorität. Er muss das hinkriegen, um wieder fit zu sein.“

MARTIN HARNIK: „Er hatte ebenfalls eine Schulter-Operation. Er kann in den ersten vier Wochen nichts machen, dann geht es in die Reha. Wir hoffen, dass er im September wieder so weit hergestellt ist, dass er voll einsetzbar ist.“

CHRISTIAN FUCHS: „Er ist im Aufbautraining, kann bei Schalke aber noch nicht richtig mit dem Team mittrainieren. Es ist wichtig, dass er das zuerst hinkriegt und so schnell wie möglich wieder mit der Mannschaft trainieren kann.“

Belohnung für Liendl

Im Falle einer Absage könnte auch Michael Liendl zum Nationalspieler befördert werden. Der Düsseldorf-Legionär findet sich erstmals unter Koller auf der Abrufliste wieder.

„Er hat bei Düsseldorf mit guten Spielen auf sich aufmerksam gemacht. Das wollten wir belohnen. Das gilt auch für Deni Alar, der schon vor seiner Verletzung auffällig gespielt hat und jetzt nach seinem Achillessehnenriss wieder auf einem guten Weg ist. Auch für ihn ist es eine Belohnung, aber auch die Aufgabe, sich weiter zu entwickeln und vielleicht einmal den Schritt unter die ersten 23 zu schaffen“, verdeutlichte Koller.

Eine sofortige Nominierung des routinierten Liendl sei daran gescheitert, dass er im Hinblick auf die EM-Qualifikation nicht zu viel ändern und den etablierten Kader weiterentwickeln wolle.

In Geduld üben muss sich Liendls Fortuna-Landsmann Erwin Hoffer: „Ich bin froh, wenn er wieder Tore schießt und regelmäßig spielt. Wir werden das auch weiter beobachten. Er ist im Moment noch kein Thema.“

Keine Absagewelle

Unbedingt glücklich gewählt ist der Termin Ende Mai/Anfang Juni nicht, trotzdem blieb der ÖFB-Betreuerstab von einer Absagewelle für diese „Urlaubs-Länderspiele“ verschont.

Koller stellt eindringlich klar, dass die Ferien für seine Schützlinge erst nach diesem Lehrgang beginnen und sieht im Vergleich zur Zusammenkunft in Seefeld im Jahr 2012 große Fortschritte:

„Wir haben jetzt zwei Jahre aufgebaut. Mein spezielles Ziel war auch, dass die Spieler gerne zum Team kommen. Vor zwei Jahren hatten wir zu dieser Zeit zehn Absagen. Jetzt melden sich die Spieler und sagen: ‚Ich bin fit, ich will mit dabei sein!‘ Das ist schon ein Unterschied. Wenn du gerne kommst, machst du diesen Lehrgang auch mit Freude und Spaß. Besser als du sagst: ‚Ich hätte gerne Urlaub, ich bin müde.‘ Das bringt nichts. Dann ist es besser, du sagst: ‚Trainer, ich bin kaputt, habe keine Lust und bleibe zu Hause.‘ Dann nehme ich einen anderen, der gerne kommt.“

Lazaro als Signal

Sehr gerne kommt natürlich Lazaro. Man darf gespannt sein, wie sich der Steirer, der schon seit Jahren als eines der größten heimischen Talente gilt, im Kreis der ÖFB-Elf schlagen wird.

Koller sieht seine Nominierung auch als Signal an den Nachwuchs: „Wir beobachten speziell junge österreichische Spieler, schauen, wer auffällt, von dem wir denken, dass er das Potenzial für oben hat. Das soll auch ein Zeichen für die Jungen, die unten sind, sein, dass wir auf sie schauen. Wenn sie gute Leistungen bringen und sie regelmäßig abrufen können, besteht die Möglichkeit, nach oben zu kommen.“

Peter Altmann