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"Habe mit der Außenwelt nicht mehr viel zu tun"

Es ist keine Neuigkeit, dass ein Länderspiel-Tor von Marko Arnautovic überfällig ist.

Mittlerweile läuft der 25-Jährige bereits seit zwei Jahren einem ÖFB-Treffer nach. Am 1. Juni 2012 gelang ihm beim 3:2 im Testspiel gegen die Ukraine ein Doppelpack – passenderweise in Innsbruck, wo am Freitag das freundschaftliche Kräftemessen mit Island über die Bühne geht.

An seiner aktuellen Form sollte es nicht scheitern, dass der 33-fache Teamspieler erneut am Tivoli den Bann bricht.

„Hughes hat mir das Vertrauen geschenkt“

Arnautovic hat ein gutes Saison-Finish bei Stoke City hinter sich. In den letzten neun Premier-League-Runden gelangen ihm sieben Scorer-Punkte – drei Tore und vier Assists.

 „Die erste Saison bei Stoke ist mir gut gelungen, es war ein guter Einstieg“, erklärt der Wiener und betont, dass vor allem Trainer Mark Hughes einen großen Anteil an seiner positiven Entwicklung habe:

„Er hat mir das Vertrauen geschenkt, auch nachdem es am Anfang nicht so geklappt hat. Er hat weiter an mich geglaubt. Ich bin sehr froh, dass ich die Saison so abgeschlossen habe.“

„Habe es gebraucht, dass der Trainer oft mit mir redet“

Was der frühere Star-Stürmer konkret anders machen würde, um sein Potenzial zur Entfaltung zu bringen, sei schwer zu erklären. Die Kommunikation miteinander habe jedoch großen Anteil:

„Es gibt Trainer, die mehr mit dir sprechen, und es gibt Trainer, die weniger mit dir sprechen. Als ich zu Stoke gekommen bin, habe ich es anscheinend gebraucht, dass der Trainer oft mit mir redet und mir Ratschläge gibt. Das hat ihn ausgezeichnet.“

Stoke beendete die Saison auf dem starken neunten Rang. Im Verlauf der Spielzeit habe man laut Arnautovic auch spielerische Fortschritte gemacht:

„Am Anfang haben wir lang auf Peter Crouch gespielt und versucht, den zweiten Ball zu sichern. Das hat sich geändert. Wir haben uns entwickelt und sind jetzt, denke ich, auch fußballerisch eine ganz gute Mannschaft.“

„Mein Leben ist ein familiäres“

Der größte Unterschied im Vergleich zum Engagement bei Werder Bremen scheint jedoch, dass Arnautovic nicht mehr in aller Regelmäßigkeit durch diverse Eskapaden Schlagzeilen schreibt.

War sein bisweilen extrovertiertes Auftreten für die „Bild“-Zeitung ein gefundenes Fressen, hat die gefürchtete „Yellow Press“ den Österreicher noch nicht als „Skandalnudel“ entdeckt.

Möglicherweise, weil er ihr dafür auch keinen Anlass gibt. „Mein Leben ist ein familiäres“, verweist Arnautovic auf Ehefrau Sarah und seine zweijährige Tochter Emilia.

„Da ich eine Tochter habe, habe ich Verantwortung zu tragen. Da kann man sich natürlich nicht Dinge erlauben, die man sich früher vielleicht erlaubt hat. Ich habe mit der Außenwelt eigentlich nicht mehr viel zu tun“, versichert die Offensivkraft.

Koller: „Ein guter Schüler“

Eine Wandlung, die man auch im ÖFB-Kreis bemerkt haben will. „Mannschaftsintern hat er sich nicht großartig verändert. Natürlich merkt man auch, dass er ein bisschen fokussierter geworden ist. Meiner Meinung nach hängt das sicherlich damit zusammen, dass er jetzt Familienvater ist und sich seiner Verantwortung bewusst geworden ist“, glaubt Marc Janko.

So bestünde die Chance, die viel zitierte letzte Karriere-Chance zu nutzen: „Er ist ja nach wie vor ein Spieler mit irrsinnig viel Potenzial. Das haben wir ihm jahrelang gebetsmühlenartig vorgehalten. Es scheint jetzt so zu sein, dass er weiß, was zu tun ist – auf und außerhalb des Platzes. Davon profitieren wir, aber davon profitiert vor allem er selbst.“

Auch Teamchef Marcel Koller attestiert Arnautovic, dass er „ein guter Schüler“ sei, der seine hervorragenden Qualitäten jedoch nicht immer abgerufen habe.

„Ich denke schon auch, dass er ruhiger geworden ist, dass er am Platz präsent ist und bei Stoke viele gute Offensivaktionen hatte. Ich sage aber auch, dass sein Weg noch lange nicht zu Ende ist, dass er seine Fähigkeiten noch mehr einbringen kann. Das ist auch ein bisschen Erfahrungssache. Ich bin überzeugt, dass er sich weiter steigern wird.“

„Ich habe hier gute Erfahrungen gemacht“

Das lang ersehnte achte Länderspiel-Tor wäre die Belohnung für die Arbeit der letzten Monate. Möglicherweise schlägt er ja wieder am Tivoli zu. Es würde sich in gewisser Art und Weise ein Kreis schließen.

„Ich habe hier gute Erfahrungen gemacht. Das Ukraine-Spiel war damals gar nicht mal so schlecht“, betont Arnautovic und möchte das Innsbrucker Publikum auch gegen Island verwöhnen:

„Hier ist eine gute Kulisse. Die Leute freuen sich, dass sie das Nationalteam sehen können. Das müssen wir mit einer guten Leistung zurückgeben. Auf gut Deutsch gesagt: Mit einem Sieg.“

Peter Altmann