news

Koller verspricht: "Die Mannschaft ist absolut bereit"

Koller verspricht:

Seit Wochen und Monaten bereitet sich Marcel Koller intensiv auf den WM-Qualifikations-Showdown gegen Deutschland vor.

Akribisch studierte er den Gegner und bastelte gleichzeitig an der eigenen Marschroute gegen den EM-Halbfinalisten.

Damit, dass ihm die DFB-Partie gegen Färöer neue Erkenntnisse liefern würde, rechnete der Schweizer schon in den vergangenen Tagen nicht. Diese Prognose bestätigte der 3:0-Sieg der Mannschaft von Joachim Löw am Freitagabend in Hannover.

„Das Spiel hat das bestätigt, was wir schon vorher gesehen haben. Sie haben am Anfang viele Möglichkeiten herausgespielt, der Torhüter der Färöer ist aber immer am richtigen Ort gestanden, bis das 1:0 gefallen ist. Dann war der Druck weg und sie hatten ein relativ leichtes Spiel. Deutschland war der verdiente Sieger“, bilanzierte Koller.

Linksverteidiger Badstuber als Schwachpunkt?

Ganz ohne neue Schlussfolgerung ging der 51-Jährige nach Schlusspfiff jedoch nicht ins Bett. „Zwei, drei Dinge sind mir aufgefallen, die habe ich dem Team auch schon vermittelt“, betont der 51-Jährige, „aber es ist nichts dazugekommen, was wir noch nicht gekannt hätten. Von dem her gab es keine Überraschung.“

Eines dieser Dinge könnte die Besetzung der Viererkette gewesen sein. Da Philipp Lahm fix zurück auf die rechte Seite gewechselt ist, sollte Dortmunds Linksverteidiger Marcel Schmelzer in die Startelf befördert werden. Dieser musste jedoch kurzfristig verletzungsbedingt w.o. geben und Innenverteidiger Holger Badstuber als dessen Ersatz nach außen rücken.

Sollte Schmelzer auch im Happel-Stadion nicht mit von der Partie sein, rechnet Koller mit derselben deutschen Abwehrreihe wie gegen die Schafinseln, also mit Per Mertesacker an der Seite von Mats Hummels in der Innenverteidigung.

„Mertesacker ist für die Deutschen mit seiner Größe bei Standards, egal ob offensiv oder defensiv, sehr wichtig“, findet Koller. Seine Pläne würde diese Personalie jedoch nicht ändern, wie er launig kommentiert: „Wir können in kurzer Zeit nicht so viele Zentimeter wachsen, dass wir auf diese Höhe kommen.“

„Auf jeder Position Weltklasse-Format“

Seine Grundformation ändern wird wohl Löw, der gegen die Färöer mit einem 4-1-4-1-System spielen ließ. „Ich denke, dass sie gegen uns auf 4-2-3-1 umstellen“, vermutet Koller.

Welcher defensive Mittelfeldspieler an der Seite von Sami Khedira in die Mannschaft rücken werde? Bastian Schweinsteiger steht nicht im Aufgebot, Toni Kroos ist angeschlagen, befindet sich aber wieder im Training. „Es gibt auch Lars Bender oder Ilkay Gündogan – ich denke, sie werden irgendjemanden finden.“

Eine Anspielung auf das gewaltige Personalreservoir, das Löw zur Verfügung hat. Ausfälle sind für den früheren Tirol- und Austria-Coach naturgemäß leichter zu verkraften als für Koller, dessen nominierte Spieler jedoch allesamt einsatzfähig sind und sich nicht mit Blessuren herumschlagen.

„Die Deutschen haben auf jeder Position Weltklasse-Format. Sie haben in der Offensive hervorragende Einzelspieler, die in Eins-gegen-eins-Situationen gehen können, die schnell und torgefährlich sind“, warnt der ÖFB-Teamchef, der betont, dass er sich bei der Analyse des Gegners weniger auf die Einzelspieler konzentriert: „Es sind mehr die mannschaftstechnischen Details, die man auseinandernimmt.“

Alle gegen Özil

Koller will sich auch von den Komplimenten des Kontrahenten nicht einlullen lassen. Gerade Löw streute der ÖFB-Elf und ihrem Trainer in den vergangenen Tagen immer wieder Rosen.

„Wir nehmen das mit, aber wir wissen, was wir tun müssen, um eine Möglichkeit zu bekommen. Ob wir es umsetzen können, werden wir im Spiel sehen.“

Was das Nationalteam definitiv tun muss, ist Mesut Özil in den Griff zu bekommen. Der Real-Star machte Österreich schon bei den letzten Aufeinandertreffen das Leben schwer und präsentierte sich auch gegen die Färöer in guter Form.

„Wir könnten einen abstellen und Manndeckung praktizieren, aber das ist nicht mein Spiel“, kündigt Koller an. Der Eidgenosse fordert, dass sich alle Defensivspieler für den Spielmacher zuständig fühlen:

„Es ist wichtig, dass man sich gegenseitig unterstützt. Wir wissen, dass er ein hervorragender Fußballer ist, sein linker Fuß ist absolute Weltklasse, er hat absolute Ruhe am Ball und Übersicht. Nichtsdestotrotz wollen wir natürlich dagegen ankämpfen. Er hält sich ja nicht nur auf einer Position auf, sondern ist überall unterwegs. Da, wo er ist, sollte auch einer von uns sein.“

Koller hat Aufstellung im Kopf

Wen Koller aufs Feld schicken wird, hat er schon im Kopf. Vorerst bleibt es jedoch sein Geheimnis: „Es sind noch ein paar Tage, bis es losgeht. Ich weiß auch, dass die Jungs richtig Gas geben, im Training immer etwas passieren kann.“

Den einen oder anderen Spieler möchte er jedoch individuell bereits vorab über seinen Einsatz informieren: „Aber definitiv und schwarz auf weiß wird es erst am Spieltag.“

Während Robert Almer im Tor gute Karten hat, die Viererkette mit György Garics, Sebastian Prödl, Emanuel Pogatetz und Christian Fuchs ebenso stehen sollte wie das defensive Mittelfeld mit Julian Baumgartlinger und Veli Kavlak, gibt es in der Offensive noch ein Fragezeichen.

Und zwar, ob Marc Janko von Beginn an Kollers Vertrauen bekommt oder nicht. Gut möglich, dass wie gegen die Türkei Martin Harnik als Solo-Spitze agiert und vom Offensiv-Trio dahinter, Marko Arnautovic, Zlatko Junuzovic und Andreas Ivanschitz, keiner auf die Bank muss.

Fortschritte bei Janko

Der Teamchef ortet bezüglich Janko jedoch Fortschritte: „Er hat seine konditionellen Werte jetzt richtig aufgebaut. Man sieht auch im Training, dass er frischer und präsenter ist. Wir hoffen natürlich alle, dass bei Trabzonspor jetzt auch die Spielpraxis dazukommt.“

Wer auch immer von Beginn an auflaufen wird, Koller fühlt: „Die Mannschaft ist absolut bereit. Sie sind heiß. Das ist eine gute Voraussetzung.“

Für die Sensation eines Sieges müssten jedoch einige Kriterien gleichzeitig eintreffen: „Wenn wir zu 100 Prozent bei der Sache sind, das Konzept, das wir einstudiert haben, eins zu eins umsetzen können, und die Deutschen ein bisschen schwächeln, kann es vielleicht der Fall sein.“

Peter Altmann