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Rapids Markus Heikkinen stellt seine Finnen vor

Rapids Markus Heikkinen stellt seine Finnen vor

Einer, der noch im Vorjahr das finnische Nationaltrikot trug, wird sich das Länderspiel zwischen Österreich und Finnland vor dem Fernseher zu Gemüte führen.

Insgesamt lief Markus Heikkinen 61 Mal für die „Suomi“ auf, ehe er im September seine Teamkarriere beendete. In der Bundesliga ist er in Diensten Rapids seit 2007 fast immer gesetzt.

In seiner Heimat hat das runde Leder aber keinen leichten Stand.

„Die Nummer eins ist noch immer Eishockey, erst danach kommt Fußball. Wenn das Nationalteam Erfolg hat, ist großes Interesse vorhanden, aber in der finnischen Liga schauen nur ganz wenige zu“, schildert der defensive Mittelfeldspieler im Gespräch mit LAOLA1.

Heikkinen glaubt an rosige Zukunft

Dass Spieler in Helsinki unerkannt durch die Straßen schlendern können, gehört zum Alltag. Aktuell befindet sich der finnische Fußball in einem Neuaufbau, demnach glaubt der Legionär an einen Heimsieg der Österreicher.

Dass den Finnen deshalb das Lachen vergeht und alle wie "Iceman" und Formel-1-Rückkehrer Kimi Räikkönen auftreten, tut der 33-Jährige als Gerücht ab. "In Finnland wird sicher auch gefeiert, wenn es Erfolg gibt. Auch Räikkönen kann lachen, vielleicht aber nicht gegenüber den Medien."

Doch die Zeichen stehen nicht schlecht, dass bis 2016 eine Mannschaft heranreift, die für Finnland wieder nach den Sternen greift.

Für LAOLA1 nimmt „Mika“ seine Landsleute unter die Lupe, spricht über die vielversprechendsten Zukunftshoffnungen und die „Goldene Generation“ mit Jari Litmanen und Sami Hyypiä.

Die großen Stars:

„Es ist eine ganz junge, unerfahrene Mannschaft. Es ist mehr eine Mannschaft für die Zukunft. Aber es sind Spieler mit guter Qualität und Riesen-Potenzial dabei“, verrät Heikkinen. Von den großen Stars vergangener Tage sind nur wenige übrig geblieben. „Roman Eremenko spielt bei Rubin Kazan. Er ist ein sehr guter Spieler. Innenverteidiger Niklas Moisander ist Kapitän bei AZ Alkmaar“, nennt der Finne die bekanntesten Landsmänner im Kader. Auch seinen Gegenspieler in Diensten von RB Salzburg, Petri Pasanen, zählt er zu den Stars. „Er ist ein wichtiger Spieler. Wir waren zehn Jahre zusammen bei der Nationalmannschaft, es besteht auch eine Freundschaft zwischen uns.“ Ansonsten wird das Team von Spielern abgerundet, die „bisher noch keinen großen Namen“ haben.

Die Jungstars:

In dieser Hinsicht haben die Finnen heiße Eisen im Feuer. Vor allem zwei Zukunftshoffnungen drängen sich laut Heikkinen für weitere Aufgaben auf: Teemu Pukki und Alexander Ring. „Diese zwei Spieler haben es von Helsinki aus der finnischen Liga in die deutsche Bundesliga geschafft. Das ist sicher ein gutes Zeichen für Finnland. Es kann auch nur der Nationalmannschaft helfen, wenn es mehrere Spieler in besseren Ligen gibt.“ Der 21-jährige Pukki erzielte bei Schalke 04 bereits drei Treffer und gilt als großes Stürmer-Talent. „Pukki ist ein guter Torjäger. Wenn er eine Chance kriegt, ist es sehr oft ein Tor. Er ist sehr schnell und technisch beschlagen.“ Zu einem Stammplatz bei den Königsblauen reichte es bisher aber noch nicht. Ring, ein gerade einmal 20 Jahre junger Mittelfeldspieler, gehört Borussia Mönchengladbach. „Er ist zwar noch nicht zum Einsatz gekommen, ist aber auch erst seit Jänner dort.“ Von beiden hat Heikkinen aber eine hohe Meinung. „Sie sind erst 20 bzw. 21 Jahre jung und haben Riesen-Potenzial, um ihre Ziele zu erreichen.

Der Trainer:

Mika-Matti Petteri "Mixu" Paatelainen soll Finnland wieder in erfolgreiche Zeiten führen. Heikkinen weiß aus eigener Erfahrung, was den 45-jährigen Coach ausmacht. „Er ist ein sehr guter Trainer, der im Training und im Spiel riesige Disziplin hat, aber außerhalb ein ganz lockerer Typ ist.“ Im Vordergrund steht für ihn die Umsetzung eines erfolgreichen Systems. „In jedem Training geht es darum, sich in diesem System noch besser einzuspielen und es kennenzulernen. Er weiß, was er will und kann es den Spielern gut vermitteln.“ Paatelainen hätte auch zumindest für die kommende EM-Quali noch auf den Rapid-Legionär zurückgegriffen, doch dieser beendete im September seine Karriere. „Ich bin kein kleiner Junge mehr, ich habe eine Familie mit zwei kleinen Kindern zuhause. Da ist es besser, wenn meine Rolle nicht mehr so groß ist und ich nicht mehr im Nationalteam spiele.“ Zudem konnte ihm der Trainer nicht garantieren, dass er so viel zum Spielen kommt, wie noch in den vergangenen Jahren. Einerseits aufgrund der jungen Welle, andererseits weil im neuen System nur mehr ein defensiver Mittelfeldspieler zum Zug kommt.

Das Projekt 2016:

Finnland steht erst am Anfang einer neuen Zeitrechnung. Schritt für Schritt soll ein Team aufgebaut werden, dass in Europa wieder ein Wörtchen mitreden kann. „In Finnland gibt es das ‚Projekt 2016‘. Das große Ziel ist, bei der EM dabei zu sein. Die Mannschaft hat noch ein paar Jahre, um sich einzuspielen. Natürlich nehmen die Spieler jedes Spiel sehr ernst, aber das Ziel ist erst 2016.“ Eine Qualifikation für die WM 2014 wäre somit eine große Überraschung. Heikkinen vergleicht den Status des Teams mit jenem Österreichs. „Finnland geht es im Moment ein wenig wie Österreich. Auch der ÖFB hat ein neues Trainerteam und ist noch in der Kennenlernphase. Aber wenn das System wirklich gut funktioniert, ist es für jeden Gegner schwierig gegen Finnland zu spielen“, glaubt der Mittelfeld-Abräumer an einen erfolgreichen Ausklang des Projektes.

Die goldene Generation:

Die glorreichsten Zeiten in der Geschichte der finnischen Nationalmannschaft liegen schon ein paar Jahre zurück, werden von Heikkinen aber als die „Goldene Generation“ bezeichnet. „Sie war ungefähr von 2000 bis 2006 mit Sami Hyypiä, Jari Litmanen, aber auch welchen, die in Österreich nicht so bekannt sind, wie Antti Niemi, Jussi Jääskelainen und Teemu Tainio, die in der Premier League gespielt haben, Hannu Tihinen war bei Anderlecht. Dazu kamen noch Mikael Forssell, Joonas Kolkka oder Mika Nurmela. Zu Zeiten dieser Generation hat fast jeder Spieler für einen ganz großen Verein gespielt.“ Seitdem gab es einen Bruch in der finnischen Auswahl. Von damals sind nur noch Pasanen und Forssell ein Thema.

Finnische Allzeit-Größen:

Spricht man über die größten Spieler in der Geschichte der „Suomi“ kommt um zwei Namen nicht herum: Jari Litmanen und Sami Hyypiä. Ersterer sorgte unter anderem bei Ajax, Barcelona und Liverpool für Begeisterungsstürme, Zweiterer war an der Anfield Road eine Legende und beehrte auch Bayer Leverkusen. Auch Heikkinen nennt die beiden als Erster. „Hyypiä war immer fit und hat fast immer gespielt. Litmanen hat viele Probleme gehabt. Wenn er gespielt hat, hat er aber ganz andere Fähigkeiten gehabt, als der Rest des Kaders. Seine Stärke war das Gefühl mit dem Ball, die Pässe und das Tore schießen. Wenn er Raum und Zeit hatte, wusste er immer, was man mit dem Ball machen sollte.“ Dem Rapidler wurde die Ehre zuteil, mit beiden finnischen Legenden auf dem Platz zu stehen. Wer der nächste in der Rangordnung sein wird, wird die Zukunft weisen.


Alexander Karper