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"Jubel, Trubel, Heiterkeit fliegt uns um die Ohren"

Die erste Halbzeit beim 6:0-Sieg gegen die Färöer war die beste in seiner Teamchef-Ära, findet Marcel Koller – zumindest was die präzise Umsetzung seiner Vorgaben betrifft.

Restlos zufrieden ist der Schweizer nach der souveränen Pflichterfüllung jedoch nicht, vor allem nach dem Wiederanpfiff ortete er einige schwächere Phasen, die man sich in Irland nicht leisten dürfe.

Auf dem Duell mit der Elf von Giovanni Trapattoni am kommenden Dienstag liegt nun auch der volle ÖFB-Fokus.

Zuvor analysierte Koller Sonntagmittag jedoch noch einmal den Kantersieg gegen die Färinger, widmete sich dabei ausführlich der Stürmer-Frage zwischen Philipp Hosiner und Marc Janko, und fand auch kritische Worte zur Ambition von Marko Arnautovic, mit aller Gewalt ein Tor erzielen zu wollen.

TEAMCHEF MARCEL KOLLER…

…ÜBER SEINE ERSTE ANALYSE DES FÄRÖER-SPIELS:

Ich bin natürlich noch nicht dazu gekommen, das Spiel bis ins Detail zu analysieren. Ich habe mir die Tore angeschaut und ein paar Möglichkeiten, die wir uns herausgespielt haben. In der ersten Halbzeit war es sicher ein gutes Spiel. Was wir in den Tagen davor herausgearbeitet haben, haben wir gesehen. Das wurde vom Team konsequent, bewusst und präzise umgesetzt. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Was wir in der zweiten Halbzeit gesehen haben, war in der einen oder anderen Aktion ein bisschen weniger konsequent – auch von der Organisation her. Wir haben uns nicht mehr so daran gehalten, die Positionen zu halten und sind dann auch nicht mehr so gut ins Spiel gekommen, obwohl wir die eine oder andere Möglichkeit herausgespielt und noch drei Tore erzielt haben.

Gerade gegen stärkere Mannschaften wie am Dienstag gegen Irland ist das wichtig. Wenn wir nachlassen, wird Irland dementsprechend zuschlagen, und das wollen wir natürlich verhindern. Ich kann nur an die Spieler appellieren, diese Disziplin auf den Platz zu bringen, und nach vorne und hinten konsequent das umzusetzen, was wir besprochen haben.

…DARÜBER, DASS ES ZUR PAUSE DIE ANWEISUNG GAB, WEITER GAS ZU GEBEN UND NICHT DIE KRÄFTE ZU SCHONEN:

Das war die Zielsetzung. Der eine oder andere hatte ja auch nicht die Spielpraxis, und da ist es wichtig, einen hohen Rhythmus zu gehen. Wenn man viel in Ballbesitz ist, ist das ohnehin einfacher. Wenn man dann auch noch ein positives Ergebnis hat, ist es leichter zu verkraften, als wenn es in die andere Richtung geht.

…DARÜBER, OB PHILIPP HOSINER GUTE KARTEN HAT, AUCH IN IRLAND ZU SPIELEN:

Nach so einem Spiel stehen die Karten sicher gut. Wir haben jetzt aber noch ein paar Einheiten, um anzusehen, was passiert. Marc Janko hat Samstagvormittag teilweise schon wieder mittrainiert. Wir müssen dann entscheiden. Da ist natürlich auch Taktik dahinter – wie war es vorgesehen, gegen Färöer zu spielen, und wie ist es vorgesehen, gegen die Iren zu spielen? Da haben wir unsere Ideen, die wir dementsprechend einfließen lassen.

…ÜBER DIE UNTERSCHIEDLICHEN QUALITÄTEN VON HOSINER UND JANKO:

Philipp Hosiner ist ein schneller Stürmer, der den Lauf in die Tiefe forciert. Janko ist ein Stürmer, der einerseits mit seiner körperlichen Präsenz als Anspielstation da ist, andererseits mit seiner Kopfballstärke und Präsenz im Sechzehner punktet, wenn man über Außen kommt. Es spricht vieles auch für ihn. Er hat international die meisten Tore erzielt, und ich bin überzeugt, dass er gestern auch seine Tore gemacht hätte. Gestern waren die Färöer, Irland ist ein anderer Maßstab. Ob Janko oder Hosiner spielt, es ist eine andere Bewährungsprobe, es sind andere Innenverteidiger, die anders auftreten. Es muss jedem bewusst sein, dass es nicht so einfach wird, dort locker durchzukommen.

…DARÜBER, WARUM ER ÜBERZEUGT IST, DASS AUCH JANKO SEINE TORE GEMACHT HÄTTE:

Wir waren viel im Strafraum, das ist sein Hoheitsgebiet. Der eine oder andere Ball ist ja auch noch dort reingekommen, wir haben Möglichkeiten herausgespielt. Daher bin ich überzeugt, dass er auch die Tore gemacht hätte.

…DARÜBER, WIE GUT DIE MANNSCHAFT AUF DIE UMSTELLUNG AUF HOSINER REAGIERT HAT, DA MAN JANKO ANDERS IN SZENE SETZEN HÄTTE MÜSSEN:

Das hat nichts mit Janko oder Hosiner zu tun, sondern mit unserer Spielweise. Es ist unsere Idee, so zu spielen. Wir haben das gut umgesetzt. Es hat mit Hosiner gut gepasst, aber das ist unsere Spielweise.

…ÜBER DIE LEISTUNG VON MARKO ARNAUTOVIC:

Er war aktiv, hat etwas probiert, war in seinen Aktionen aber nicht sehr glücklich. In der zweiten Halbzeit hatte er auch viele leichtsinnige Ballverluste, da muss er sich konzentrieren. Er kann mehr und kann auch dem Team mehr bringen, darauf muss er sich konzentrieren. Ich habe gelesen, dass er unbedingt ein Tor schießen wollte, das muss nicht das erste Ziel sein. Wenn du dich von der ersten Sekunde an auf dieses Tor fixierst, und es gelingt dann nichts, dann wird es schlimmer. Er soll das abrufen, was notwendig ist, und was er kann. Da hat er sicherlich mehr drauf, mehr Präzision, mehr Genauigkeit und auch mehr Bewusstsein.

…DARÜBER, OB DER FIFA-MODUS, WO DIE TORDIFFERENZ ZÄHLT, ODER JENER DER UEFA, WO DAS DIREKTE DUELL ZÄHLT, GERECHTER IST:

Wir wissen, bevor der Wettbewerb losgeht, ob die Tordifferenz oder die direkte Begegnung zählt. Jetzt sind wir in einem FIFA-Wettbewerb. Bis jetzt haben wir das mit den Toren gut gelöst. Es wird aber auch da weitergehen. Besser ist es, die Punkte zu holen, als nur auf die Tore zu schauen.

…DARÜBER, OB ZEIT BLEIBT, DEN 6:0-SIEG ZU GENIESSEN:

Zum Genießen bleibt keine Zeit. Wir haben nach dem Spiel noch bis spät in die Nacht Gespräche geführt. Jetzt geht es schon wieder weiter. Die Zeit ist zu kurz, wir haben keine Zeit lockerzulassen. Wir können nicht sagen, wir haben 6:0 gewonnen und jetzt ist Jubel, Trubel, Heiterkeit - das würde uns am Dienstag um die Ohren gehaut werden. Da müssen wir bereit sein. Wir müssen die Spannung hochhalten, Spaß haben, aber auf die nächste Aufgabe fokussiert sein.

Aufgezeichnet von Peter Altmann

…ÜBER DEN FITNESSZUSTAND DER ANGESCHLAGENEN SPIELER:

Julian Baumgartlinger hat heute auf dem Platz noch individuell gearbeitet. Es geht besser. Wir hoffen, dass er am Sonntag wieder einsteigen kann. Martin Harnik ist soweit gesund und fit. Die Blutwerte stimmen auch, die haben gestern auch schon gepasst. Er ist voll einsetzbar. Christian Fuchs hatte noch ein bisschen Probleme mit dem Rücken, darum auch die Auswechslung. Aber wir haben die Rückmeldung bekommen, dass es klappen wird. Veli Kavlak hatte ein bisschen Probleme mit seiner Hüfte. Bei ihm war die Auswechslung eher durch die Gefahr begründet, dass er die zweite Gelbe Karte holt, das wollte ich nicht riskieren.

…ÜBER DIE AUSSAGEN VON FÄRÖER-TEAMCHEF LARS OLSEN, DASS FUCHS SEINEM TEAM DIE GRÖSSTEN PROBLEME BEREITET HAT:

Ich glaube schon, dass sie nicht nur mit Fuchs Probleme hatten, sondern auch mit anderen Spielern. Das Team hat das in der ersten Halbzeit gut gelöst, mit viel Bewegung, mit Genauigkeit, Präzision im Passspiel, hat die Tiefe gesucht, den Rücken der Verteidigung, da sind wir immer wieder durchgestoßen, um dann zum Erfolg zu kommen. Wir hatten noch die eine oder andere Möglichkeit mehr.

…DARÜBER, OB MAN DEM STARKEN GEFÜGE DER IREN MIT AKTEUREN WIE ALABA DIE BESSEREN EINZELSPIELER ENTGEGENHALTEN KÖNNE:

Schwierig zu beurteilen. Die Iren haben auch individuell gute Spieler, die etwas bewirken können. Schlussendlich ist aber die Mannschaftsleistung entscheidend. Wenn die gut ist, alles rundherum passt, und dann diese Einzelspieler das gewisse Etwas bringen, wirst du stärker. Aber das geht nur im Team.

…DARÜBER OB NACH DER NULLNUMMER BEI SCHWEDEN GEGEN IRLAND IN DUBLIN EIN PUNKT REICHT:

Das sind alles Hochrechnungen. Wir versuchen das Team auch diesmal wieder so einzustellen, um das Spiel zu gewinnen. Wenn dann ein Unentschieden herausschaut, nehmen wir das mit. Wir wollen aber hinfahren und gewinnen, das können wir jedoch nicht bestellen. Es wird die Leistung entscheidend sein, da müssen wir noch enger zusammenrücken. Ich habe auch vor dem Spiel gegen die Färöer gesagt: „Jetzt müsst ihr die Leistung bringen, jetzt ist es entscheidend, nicht nach dem Spiel, wenn ihr vor der Presse steht, sondern auf dem Platz. Auf den Punkt.“ Das sind Profis. Das ist eine mentale Sache. Da waren wir gestern soweit, und wir müssen auch am Dienstag soweit sein.