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ÖFB-Team kommt nicht mit Pressing zurecht

ÖFB-Team kommt nicht mit Pressing zurecht

Es war das bisher schwächste Spiel unter Marcel Koller.

0:3 gegen ein Team der Elfenbeinküste, das seine Stars erst in der zweiten Hälfte brachte.

Das Hauptproblem war ein alt bekanntes: der Spielaufbau.

Pressing bereitet ÖFB-Elf Probleme

Bezeichnenderweise resultierten Österreichs zwei beste Chancen aus Standardsituationen. Beide Male (43., 58.) vergab Marc Janko aus kurzer Distanz.

Nur selten gelangen Passstaffeten, mit denen der Weg Richtung Strafraum gesucht wurde. Oft blieb das ÖFB-Team schon in der Anfangsphase des Angriffs hängen. Denn die Koller-Elf hatte mit dem Pressing der Afrikaner enorme Probleme.

Mit ihrem kompakten 4-3-3 brachte die Elfenbeinküste das Zentrum unter ihre Kontrolle. Zusammen mit Solospitze Wilfried Bony übte die offensive Viererreihe um Newcastles Ismael Tiote gewaltigen Druck aus. Sowohl der österreichischen Verteidigung, als auch der Doppelsechs blieb somit nur wenig Zeit am Ball. Zudem wurden auch die Passwege von den Ivorern gut zugestellt. Logisches Ergebnis waren ungenaue Abspiele der Österreicher.

Vor allem Emanuel Pogatetz versuchte es deswegen immer wieder mit langen Bällen Richtung Janko. Doch auch dieses Mittel blieb gegen die physisch starke Elf von Sabri Lamouche wirkungslos.

Die Startaufstellungen: Österreich im mittlerweile klassischen 4-2-3-1, die Elfenbeinküste mit einem Hybridsystem aus 4-3-3 und 4-1-4-1, wobei Tiote im zentralen Mittelfeld etwas mehr zurückhängt, als Kone.

Die Cote d'Ivoire zeigt es vor

Wie man aggressives Forechecking umspielt zeigten ihrerseits die Ivorer selbst. Durch geschickte Raumaufteilung streckten sie das Spielfeld in die Länge und in die Breite. Die Innenverteidiger positionierten sich in weitem Abstand am eigenen Strafraum. Davor ließ sich Solosechser Romaric nach hinten fallen und auch die Außenverteidiger waren auf den Seiten anspielbereit.

Das noch gegen Deutschland so tadellos funktionierende Pressing der Österreicher lief damit weitgehend ins Leere. Vor allem Romaric spielte immer wieder den vertikalen Pass aus der Defensive nach vorne.

Spielaufbau zu statisch

Genau in jener Phase, als das Pressing der Ivorer nachließ und die uneingespielte ÖFB-Elf besser ins Spiel zu kommen schien, fiel das 0:1 durch Dider Ya Konan (44). Doch nach Seitenwechsel stellte sich keine Verbesserung ein. Die ÖFB-Elf präsentierte sich im Spielaufbau zu statisch.

Kaum einmal rotierte Zehner Andreas Ivanschitz mit den beiden Sechsern. Diese wiederum blieben zumeist auf einer Linie, anstatt mit abwechselnden Vorstößen für Löcher zu sorgen. Egal ob der Sechser nun Christoph Leitgeb, Veli Kavlak oder Julian Baumgartlinger hieß.

Einzig David Alaba versuchte mit seiner gewohnt aktiven Spielweise für Dynamik zu sorgen. Er ließ sich auch manchmal hinter einen der Außenverteidiger fallen, um mehr Platz im Spielaufbau zu haben – ein probates, aber an diesem Tag zu selten genutztes Mittel gegen Forechecking.

Unglückliche Systemumstellung

Die Wechsel der zweiten Hälfte verstärkten die ivorische Überlegenheit. Während bei den „Elefanten“ Yaya Toure, Didier Drogba und Co. für noch mehr individuelle Klasse sorgten, ging bei Österreich David Alaba (58.) vom Feld. Zusätzlich experimentierte Koller mit Andreas Weimann (64.) als hängender Spitze neben Janko.

Diese Umstellung auf ein 4-4-2-System erfolgte jedoch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Nur fünf Minuten zuvor hatte nämlich schon die Elfenbeinküste auf ein 4-4-2 mit Drogba als zweiter Spitze umgestellt. Im Mittelfeld hätte das ÖFB-Team deswegen mit drei zentralen Spielern Überzahl herstellen können. Stattdessen jedoch entschied sich Koller für die Test-Variante mit Weimann.

Beide Trainer stellen in der zweiten Halbzeit auf ein 4-4-2-System um:

Fazit: Schwächen wurden aufgezeigt

Für das ÖFB-Team war das 0:3 gegen die Elfenbeinküste ein Spiel zum Vergessen. Sowohl aus individueller, als auch aus taktischer Sicht wurde die Partie verdient verloren.

Vor allem im Spielaufbau hatten die Österreicher Probleme. Auch weil die Ivorer mit einer kompakten Formation gutes Pressing spielten.

„Dank ihrer Schnelligkeit können sie aus einer 1:1-Situation schnell eine 2:1-Situation machen. Es ist nicht so einfach, wenn du plötzlich zwei Gegenspieler hast. Man muss sagen, dass sie besser waren als wir“, zieht Jakob Jantscher ein ehrliches Fazit.

Natürlich trugen auch die personellen Umstellungen und die geringe Vorbereitungszeit zum Ergebnis bei. Letztendlich brauchen die österreichischen Fußballfans nun nicht in Panik auszubrechen. Koller hat in diesem Länderspieljahr sein grundsätzliches Konzept der Mannschaft beigebracht. Dass dennoch noch einiges fehlt, zum Beispiel ein Plan B, hat diese Niederlage deutlich gezeigt.

 

Jakob Faber