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"Zeigen, dass sie Berechtigung haben, dabei zu sein"

Bei der Frage, wie viele Änderungen an der Startelf er am Mittwoch vornehmen werde, geht Marcel Koller erst einmal in sich.

Einige Sekunden Nachdenkpause.

Eine konkrete Antwort blieb der ÖFB-Teamchef naturgemäß schuldig. Dass Motto des Testspiels gegen die Elfenbeinküste in Linz könnte dennoch lauten, dass sich „Spieler aus der zweiten Reihe“ für höhere Aufgaben empfehlen können.

Denn Änderungen an seinem Stamm, der sich in den vergangenen Wochen und Monaten unter seiner Anleitung durchaus entwickelt hat, wird der Schweizer definitiv vornehmen.

„Ich habe mir natürlich meine Gedanken gemacht, möchte aber zuerst die Spieler sehen und mit ihnen besprechen, was möglich ist“, erklärt Koller, „wir wollen aber nicht elf neue Spieler bringen, auch sieben oder acht ist zu viel, sondern ein bisschen weniger.“

Wer bekommt eine Chance?

Dies lässt natürlich einigen Interpretationsspielraum offen. Davon, dass Koller sein Gefüge komplett umbauen wird, ist nicht auszugehen – Kadermitglieder, die zuletzt wenig bis gar nicht zum Zug gekommen sind, gibt es jedoch einige.

Aleksandar Dragovic oder Franz Schiemer rangieren in der Innenverteidiger-Hackordnung hinter Sebastian Prödl und Emanuel Pogatetz. Dynamo-Moskau-Legionär Jakob Jantscher stand letztmals im September 2010 in der Startelf des Nationalteams. Salzburg-Kicker Christoph Leitgeb hat bereits anklingen lassen, dass er diesmal zumindest 45 Minuten lang zum Einsatz kommen soll. Andreas Weimann betrieb mit seinem Doppelpack gegen Manchester United Werbung in eigener Sache.

Da einige ÖFB-Akteure zudem aufgrund der vielen englischen Wochen im Dauereinsatz stehen, ist es ohnehin gut möglich, dass der eine oder andere nur eine Halbzeit lang zum Einsatz kommt. Koller will das Wechselkontingent von sechs Spielern jedenfalls voll ausschöpfen. Der Torhüter, der von Beginn an zum Zug kommt, soll indes sicher durchspielen.

Wer auch immer einen Platz in der Startformation ergattert: Für einige besteht die Chance, Boden auf die Stammkräfte gut zu machen. Für andere geht es darum, ihren Kaderplatz abzusichern.

„Es drängen sich immer mehr Spieler auf“

Immer wieder betonte Koller in der Vergangenheit, dass jedes Mitglied des Aufgebots gebraucht werde und jederzeit spielen könne: „Ich möchte, dass sie das auch dementsprechend zeigen. Ich will sehen, dass die Spieler, die am Platz stehen und das letzte Mal vielleicht nicht gespielt haben, die Berechtigung haben, mit dabei zu sein. Denn wir sind überzeugt von diesem Kader. Dies sind im Moment jene Spieler, die Österreich am besten vertreten.“

 Eine Anspielung darauf, dass mancherorts der Austrianer Philipp Hosiner ob seines aktuellen Laufs ins Nationalteam reklamiert wurde. Auch Stuttgart-Legionär Raphael Holzhauser zählt beispielsweise zu jenen Kickern, die am Sprung stehen.

„Wir spüren, dass die Jungs gerne zum Nationalteam kommen und es drängen sich auch immer mehr auf, die hierher kommen wollen. Für uns ist es gut, wenn wir viele haben, die dran sind, Leistung zeigen und Druck machen. Je mehr man davon hat, desto schöner für den Trainer. Manchmal muss man dann auch harte Entscheidungen treffen, aber das gehört dazu.“

Wie die Kaderpolitik der Marke Koller funktioniert, zeigt auch das Beispiel Guido Burgstaller, der zuletzt nicht gerade in Topform agierte. „Wir wissen aber, was er kann“, verteidigt der Eidgenosse den Rapidler und betont: „Uns ist wichtig, dass wir den Spielern ein gewisses Vertrauen geben. Die müssen das auch bestätigen und  Leistung bringen, aber es darf nicht immer alles von einem, zwei oder drei Spielen abhängen. Ich weiß selbst, dass sehr viel mit Selbstvertrauen zusammenhängt.“

Neue Taktik wäre „Harakiri“

Keine Neuigkeit ist zudem, dass Koller seine Philosophie stetig verfeinern und nicht von Lehrgang zu Lehrgang neu erläutern möchte: „Wenn du immer wechselst, kommst du auf keinen grünen Zweig. Es geht darum, dass eine gewisse Regelmäßigkeit reinkommt.“

Dies betrifft auch die Strategie auf dem Platz. Ob der kurzen Vorbereitungszeit wird es gegen die Elfenbeinküste keine taktischen Experimente geben. Der seit Sonntag 52-Jährige baut lieber auf Bewährtem auf, als neue Varianten zu testen.

„Es ist utopisch, wenn ich den Spielern in der Theorie eine neue Taktik an den Kopf schmeiße und schaue, was dabei herauskommt. Harakiri möchte ich nicht machen. Wir wollen lieber das, was wir immer wieder gepredigt haben, sehen.“

Kurzum: Koller testet, wie der eine oder andere Ergänzungsspieler Bewährtes umsetzt. Das Resultat und die Leistung sind dadurch jedoch nicht zweitrangig.

Im Gegenteil: „Wir sind gefordert, zum Abschluss des Jahres ein positives Ergebnis mitzunehmen. Im Vordergrund steht, dem Publikum ein gutes Spiel zu zeigen.“

Peter Altmann