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Großes "Gemma-Drogba-schau'n" in Traun ...

Großes

St. Florian, Pichling oder doch Traun?

Der ÖFB hatte mehrere Optionen. Wo soll die Elfenbeinküste am Montagabend trainieren? Es sollte eines Zweiten des Afrika-Cups würdig sein. Es wurde Traun. Und 400 Fans haben es nicht bereut.

Bei nasskaltem Wetter mussten die Anhänger im Südosten Linz' zwar rund eine halbe Stunde extra zuwarten, um 19:30 Uhr war dies aber vergessen. Frenetisch wurden die Stars mit großem Jubel begrüßt.

Allen voran natürlich einer, der ultimative Superstar der „Elefanten“: Didier Drogba.

Der Kapitän und Rekordtorschütze, der Stürmer traf in 89 Spielen 58 Mal, betrat gut gelaunt den Rasen der so genannten Haka-Arena – Vergleiche mit dem Neustädter Rund sind zulässig – und absolvierte mit seinen nicht minder prominenten Teamkollegen eine 75-minütige Einheit.

Eboue stahl Drogba fast die Show

Was soll nicht minder prominent bedeuten? Etwa Yaya Toure, früherer Barcelona- und jetziger Manchester-City-Star, Harnik-Teamkollege Arthur Boka von Stuttgart. Oder auch Emmanuel Eboue. Der Rechtsverteidiger, der sechs Jahre für Arsenal spielte, hätte Drogba fast die Show gestohlen.

Denn die lautstärkste Gruppierung der fast ausschließlich jugendlichen Anhänger trug Rot-Gelb, die Farben seines Klubs Galatasaray. Sprechchöre, wenn er vorbeilief. Sprechchöre, wenn er sich der Bank näherte. Und Ausnahmezustand, als Eboue seinen Fans einen Besuch abstattete.

Die Jungspunde kannten kein Halten mehr, manch einer sprang über das hüfthohe Geländer, machte ein Foto oder küsste den 29-Jährigen gleich auf die Wange. An dieser Stelle, als der Verteidiger umringt von der Masse kaum noch zu sehen war, konnte tollkühn gefragt werden: Didier who?

Machten die meiste Stimmung: Fans von Galatasaray

Doch Eboue winkte lächelnd ab: „Wir sind alle eine große Familie und wir freuen uns, so tollen Zuspruch zu bekommen.“ Drogba drückte ohnehin nach Trainingsende der Beliebtheitsskala wieder seinen Stempel auf, als die Fans – unter Hilfe des, geschätzt, sechsköpfigen und reiferen Security-Aufgebots – ihn von der Bank bis zum Bus umgarnten und um Autogramme und Fotos bettelten.

200 Kilometer vom Heldenplatz entfernt

Kein Wunder, hatte sich der 34-Jährige doch erst vor einem halben Jahr unsterblich gemacht, als er im 200 Kilometer entfernten München Chelsea gegen die Gastgeber Bayern per Ausgleich sowie dem entscheidenden Elfmeter nach Verlängerung zum Champions-League-Titel schoss.

Dem langersehnten für die „Blues“. So konnte der Stürmerstar die Londoner mit gutem Gewissen gen China verlassen, wo er zuletzt die Saison mit Shanghai Shenhua als Neunter abschloss.

Alles andere als die erhoffte Platzierung für das Team von Ex-Argentinien-Trainer Sergio Batista, dem auch Nicolas Anelka – sogar als Kapitän – angehört. An Drogbas Torquote scheiterte es nicht, acht Treffer in elf Partien lassen europäische Klubs wohl über eine Rückholaktion nachdenken.

Drogba, der Retter

Aktuell brodelt es in der Gerüchteküche nicht. Sagen wollte Drogba im Gewühl der Menschen den vier anwesenden Kamerateams nichts und lehnte Anfragen höflich dankend ab. Apropos höflich.

Im Vorbeigehen „rettete“ der Superstar auch noch den Autor dieser Zeilen, als der bei der Interview-Anfrage nahezu rücklings über einen Betonvorbau stolperte. Drogba packte reaktionsschnell die Arme und gab – wie vor dem Tor – in aller Seelenruhe den Rat mit auf den Weg: „Be careful.“

Kein Wunder, dass ihm an diesem Abend eine große Welle der Sympathie entgegenschwabbte. LAOLA1 in- statt exklusiv.

Janko hält Drogba für "Radfahrer"

Bereits am Vormittag schwärmten die ÖFB-Kicker ebenso vom Superstar in des Gegners Reihen. Stürmer Marc Janko etwa lässt sich von seinem Abgang nach Asien ganz und gar nicht blenden.

„Er hat schon oft genug seine Klasse bewiesen. Ich denke, das ist wie Radfahren, das verlernt man nicht. Er will sicher auch in diesem Spiel zeigen, dass er Extraklasse besitzt.“

Beim letzten Duell vor fünf Jahren in Innsbruck verlor die Elfenbeinküste zwar mit 2:3, doch beide Treffer erzielte Drogba, wenn auch aus zwei Standardsituationen. Seine Spielfreudigkeit war ihm alleine in dieser ersten Trainingseinheit anzusehen. Wohl auch, weil in zwei Monaten ein Großevent wartet.

Drogba und seine Kollegen haben den Sieg beim Afrika-Cup in Südafrika auf dem Zettel stehen. Wiederum kein Wunder, schließlich verlor man zuletzt erst im Finale im Elferschießen – die einzige Niederlage in den letzten 22 Spielen des Teams, das seit Mai von Sabri Lamouchi gecoacht wird.

Hausherren werden ernstgenommen

Österreich ist der letzte Gegner vor Turnierbeginn, dementsprechend ernst wird dieser Test in Angriff genommen: „Es ist ein großes Match für uns, in dem wir eine gute Rolle spielen wollen“, sagt Sol Bamba, Teamkollege von Janko („Robuster, sehr guter Innenverteidiger“) bei Trabzon.

Selbiger Meinung ist Eboue, der aber in Traun seine fußballerische Beichte ablegte: „Ich muss gestehen, ich kenne die Österreicher nicht. Nichtsdestoweniger haben wir sehr viel Respekt.“

Diesen haben die nach Traun angereisten Fans vor ihren Stars sowieso. Zumal sie sich als Stars zum Anfassen präsentierten. Beide Seiten würdigten das.

Nur zwei Stunden zuvor fand allerdings eine aus heimischer Sicht viel wesentlichere Würdigung statt. Denn dem ÖFB-Team wohnten bei ihrer Einheit im vier Autominuten entfernten Paschinger Waldstadion gleich 1000 Fans bei.

Ein gutes Zeichen, wenn das eigene Team mehr als ein absoluter Superstar zieht.

 

Bernhard Kastler