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"Wir haben auch oft in leeren Stadien gespielt"

Mit dem 5:0-Erfolg in Liechtenstein hat das ÖFB-Team weitere Pluspunkte gesammelt.

Nach dieser Pflicht folgt nun die „Kür“ gegen Bosnien-Herzegowina. Ein Schaulaufen sollen die 90 Minuten gegen den WM-Teilnehmer jedoch nicht werden.

Immerhin ist dies das letzte Testspiel vor der heißen Phase der EM-Qualifikation. LAOLA1 nennt die Brennpunkte dieser Partie:

AUSGANGSPOSITION: Österreich hat sich mit den jüngsten Erfolgen die Latte relativ hoch gelegt. Dementsprechend groß ist die Euphorie. Auch der Probelauf gegen Bosnien-Herzegowina wird in einem bestens gefüllten Happel-Oval über die Bühne gehen, wenngleich hier die Gäste-Fans gewaltigen Anteil haben. „Es ist eine schöne Sache, dass wir die Erwartungshaltung der österreichischen Fans geweckt haben. Das war nicht immer so, oft haben wir auch in leeren Stadien gespielt. Es macht mehr Spaß, wenn sich die Leute etwas vom Nationalteam erwarten“, betont Christian Fuchs. Das Publikum soll auch in dieser Partie verwöhnt werden. Freundschaftsspiele wurden in jüngerer Vergangenheit deutlich ergebnisorientierter in Angriff genommen, dies gilt auch für den finalen Test vor den entscheidenden EM-Qualifikations-Partien. „Da wollten wir zulegen, dementsprechend ernst nehmen wir auch dieses Spiel“, verspricht Fuchs, der auf das in den letzten Monaten getankte Selbstvertrauen hinweist: „Wir trauen uns inzwischen zu, auch gegen die ganz großen Nationen zu punkten. Das hat man Ende letzten Jahres gegen Brasilien gesehen. Die Brasilianer waren mit ihrem Sieg eigentlich glücklich.“ Der Kapitän spricht von seiner bisher schönsten Phase im Nationalteam: „Es sind Schwung und Dynamik drinnen, es wird ganz einfach an einem Strang gezogen und von jedem einzelnen ein Plan verfolgt, dem wir uns unterordnen. Das macht Spaß.“ Die Favoritenrolle für diese Partie möchte man im ÖFB-Lager aber bei aller Euphorie dennoch nicht so recht annehmen. Zlatko Junuzovic wäre dies zu „krass“. Denn: „Beide Teams haben ihre Stärken.“


PERSONAL:
Wie heißt es so schön? Tests sind zum Testen da. Ob, und wenn ja, wie intensiv Teamchef Marcel Koller seine Startelf umbauen wird, steht jedoch in den Sternen. Geht man vom Anspruch aus, auch diese Partie gewinnen zu wollen, wäre eine komplett durcheinandergewürfelte Formation eine Überraschung. Gut möglich jedoch, dass der Schweizer auf der einen oder anderen Position Alternativen probieren möchte – sei es von Beginn an oder zumindest in der zweiten Halbzeit. Koller stellte jedenfalls Experimente in Aussicht: „Die Idee ist schon, dass wir noch den einen oder anderen anschauen und testen.“ In unserem Spiel LAOLA1-Teamchef könnte die korrekte Aufstellung diesmal jedenfalls nicht so einfach zu erraten sein. Steht Martin Harnik wie gehabt in der Startelf, feiert der Stuttgart-Legionär übrigens mit seinem 50. Länderspiel ein Jubiläum.

DAS SAGT DER GEGNER: Die zuletzt starken Leistungen des ÖFB-Teams wurden von Bosniens Teamchef Mehmed Bazdarevic mit Respekt zur Kenntnis genommen. Als Außenseiter sieht er seine Auswahl aber trotzdem nicht: "Ich würde nicht sagen, dass Österreich Favorit ist, aber sie haben einen leichten Vorteil, weil sie daheim spielen." Den Test nehmen die Gäste keineswegs auf die leichte Schulter, vielmehr wird er als sehr wichtiges Spiel eingeordnet, in dem kein Star geschont werden soll. Lazios Senad Lulic fehlt angeschlagen, Hoffenheims Sejad Salihovic ist fraglich. Emir Spahic sollte Gerüchten zufolge nach seinem Rücktritt nur mehr in der EM-Quali und nicht mehr im Test in Wien auflaufen. In einem Duell zwischen zwei "befreundeten Ländern und Verbänden" will man mit der bestmöglichen Aufstellung überzeugen und Zweifel aus der bisherigen EM-Qualifikation beseitigen. Bisher reichte es in fünf Spielen in Gruppe B nur zu einem Sieg bei zwei Remis und zwei Niederlagen. "Wir haben uns bisher unter Wert geschlagen. Wir haben eine sehr qualitative Mannschaft mit vielen Stars. Im letzten Spiel - auch wenn es nur Andorra war - haben wir unser wahres Gesicht gezeigt", nimmt Sturm-Akteur Anel Hadzic Stellung zur momentanen Situation. Falls der ehemalige ÖFB-Nachwuchsspieler für Bosnien zum Einsatz kommt, würde er sich durchaus über einen Treffer freuen. Dass gegen die auf der Erfolgswelle schwimmenden Österreicher keine leichte Aufgabe bevorsteht, weiß Bazdarevic: "Österreich hat eine sehr gute Mannschaft mit viel Kontinuität, die schon lange zusammen ist und modernen Fußball spielt."


BACK TO THE ROOTS:
Für einen Österreicher ist es natürlich ein spezielles Aufeinandertreffen. Zlatko Junuzovic wurde in Bosnien-Herzegowina geboren. Als der nunmehrige Werder-Legionär viereinhalb Jahre alt war, flüchtete seine Familie vor dem Bosnien-Krieg und fand in Kärnten eine neue Heimat. Bis zu seinem 15. Lebensjahr war Junuzovic im Besitz der bosnischen Staatsbürgerschaft. „Natürlich ist es etwas Besonderes, wenn man gegen die Wurzeln seiner Familie spielt. Aber ich fühle mich als Österreicher, weil ich schon sehr jung hierhergekommen und hier aufgewachsen bin“, erklärt der 27-Jährige, dessen Eltern in Graz bleiben. Von seiner Familie werden seine Schwester und seine Verlobte im Stadion anwesend sein. Kontakte nach Bosnien hat Junzovic kaum: „Ich persönlich war noch nie unten, die Eltern ab und zu. Meine Oma und Tante haben mich zuletzt besucht. Man freut sich immer über Besuch, aber ich persönlich habe eigentlich ganz wenig Bezug zu Bosnien, das hat sich nie ergeben. Vielleicht werde ich aber irgendwann einmal hinreisen.“

SCOUTS: Es ist längst zur Gewohnheit geworden, dass zahlreiche internationale Vereine Beobachter ins Happel-Stadion schicken. Dies liegt diesmal sicherlich auch am Gegner, Bosnien-Herzegowina ist ein traditionelles Exportland – die meisten Kadermitglieder verdienen ihr Geld im Ausland. Folgende Spione werden im Wiener Prater zugegen sein:

DAS SAGT DER ÖFB ÜBER BOSNIEN: Am Montag bekamen die ÖFB-Kicker Video-Sequenzen aus bosnischen Spielen vorgeführt. „Wir haben ganz klar gesehen, dass sie sehr spielstark sind. Mit Edin Dzeko haben sie vorne natürlich einen Spieler, der jederzeit Tore schießen kann. Auch Vedad Ibisevic ist beim Nationalteam immer wieder gut in Form und findet viele Chancen vor. Wir müssen schon darauf achten, dass wir den beiden wenig Räume geben“, warnt Fuchs. Der Superstar ist natürlich Dzeko, für Koller gibt es jedoch drei bis vier Spieler, die eine Partie im Alleingang entscheiden können. Als weitere Schlüsselkräfte ortet der Teamchef das spielstarke zentrale Mittelfeld um Roma-Legionär Miralem Pjanic sowie auf der Außenbahn Sejad Salihovic (Hoffenheim), der für die Partie noch fraglich ist, beziehungsweise Rechtsverteidiger Mensur Mujdza vom SC Freiburg. Der ebenfalls starke Außenbahnspieler Senad Lulic von Lazio Rom fehlt angeschlagen. „Sie haben fünf, sechs Spieler, die offensiv sehr aktiv sind“, so Koller. Fuchs glaubt: „Ich denke, das kann durchaus ein Duell auf Augenhöhe sein. Bosnien hat große individuelle Klasse und im Sturm ganz einfach Weltklasse-Spieler. Wir sind als Mannschaft stärker. Man wird sehen, was an diesem Abend besser ist.“ Während bei Bosnien - ähnlich wie bei Schweden mit Zlatan Ibrahimovic – mit Edin Dzeko ein Superstar eine sehr zentrale Rolle einnimmt, würde sich die ÖFB-Elf laut Meinung des Schalke-Legionärs mehr über das Prinzip „Die Mannschaft ist der Star“ definieren: „Klar haben wir auch Spieler, die mehr Star sind als andere, bei David Alaba ist das ganz klar so. Aber jeder im Team gibt alles für die Mannschaft, er genauso. Bei uns geht jeder an seine Grenzen.“

HEIMSPIEL? Am Montag waren 45.000 Tickets für die Partie verkauft. Die Chancen auf ein ausverkauftes Happel-Stadion sind also groß. „Es werden auch viele Bosnier im Stadion sein. Von der Stimmung her wird es ein cooles Spiel“, ist sich Junuzovic sicher. Dass beide Fan-Gruppierungen für Support sorgen werden, steht wohl fest. 12.000 Tickets gingen regulär an Fans der Gäste. Zahlreiche in Österreich lebende Bosnier dürften sich jedoch ebenfalls Karten gesichert haben. Es wird also zu einer gewissen Durchmischung kommen. Da es natürlich ein friedliches Fußball-Fest werden soll, werden die Sicherheitsvorkehrungen dementsprechend hoch sein. Es ist zudem ratsam, rechtzeitig die Reise in den Prater anzutreten. Nicht nur aufgrund der Vorfälle bei Montenegro gegen Russland wird es an den Eingängen zu intensiven Kontrollen hinsichtlich Pyrotechnik kommen.


Peter Altmann/Alexander Karper

Verein Name
Borussia Dortmund Markus Pilawa
Bayer Leverkusen Klaus Häusler
VfL Wolfsburg Wolfgang Gesell
Borussia Mönchengladbach Mario Vossel
FC Schalke 04 Gerhard Zuber
VfB Stuttgart Sebastian Zelichowski
  1. FC Köln
Martin Schulz
Hannover 96 Philipp Schwab
Hamburger SV Ludwig Trifellner
1899 Hoffenheim Thomas Bormann
1860 München Aygün Necat
Manchester United Pete Braund
FC Liverpool Andy Sayer
Sunderland Kevin Ball
Crystal Palace Tim Coe
Juventus Turin Javier Ribalta
Inter Mailand Francesco Filucchi
FC Turin Antonio Cavallo
Hellas Verona Vincenzo Bevo
Chievo Verona Luca Nember
Atalanta Bergamo Gabriele Zamagna
PSV Eindhoven Humphrey Rudge
Shakhtar Donetsk Peter Szoke
FC Midtjylland Bekim Jusufi
Russland Nicola Bertoni
Belgien Vincenzo Briganti