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"Diese Entscheidungen sind nicht zu akzeptieren"

Red Bull Salzburg hat die Woche der Wahrheit erfolgreich fortgesetzt.

Nach dem 3:1 gegen die Wiener Austria am Samstag folgte ein klarer 4:0-Auswärtssieg im Cup-Viertelfinale bei Angstgegner Altach, das zuvor zwei der drei Saisonduelle gewinnen konnte.

„Ich hätte mir nicht gedacht, dass es so ein klarer Sieg werden würde“, war Trainer Adi Hütter mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden. Die Erleichterung war dem Vorarlberger ob der schnell herbeigeführten klaren Verhältnisse in Hälfte eins anzusehen. Denn für Salzburg geht es um viel.

Die erfolgreiche Titelverteidigung in der Meisterschaft ist wie jene im Cup quasi Pflicht.

In der Liga haben die „Bullen“  vor dem letzten Meisterschaftsviertel und vor dem Schlager gegen Rapid am Sonntag sechs Punkte Vorsprung. Im Cup stehen sie wie Wolfsberg, Grödig und Austria im Halbfinale. Die Hürde Altach nahmen die Salzburger konzentriert und letztlich souverän.

„Viele Dinge, die Spaß gemacht haben“

„Wir haben gutes Gegenpressing gespielt, Altach hat nicht viel Zeit und Raum gehabt. Deswegen geht der Sieg auch in Ordnung“, sagte Marcel Sabitzer, der wie gegen die Austria in der Anfangsphase traf und vor dem Duell mit seinem Ex-Klub bereits bei 20 Saisontreffern in allen Bewerben hält.

Jonatan Soriano, ebenfalls Doppelpack-Torschütze, holte selbst seinen Freistoß vor dem 3:0 gekonnt heraus. Damit war das Ding durch.

„Meine Mannschaft hat in der ersten Hälfte ein sehr gutes Spiel gemacht, war sehr konzentriert und hat gut gegen den Ball gearbeitet. Es waren viele Dinge dabei, die mir Spaß gemacht haben. Der Sieg geht auch von der Höhe her in Ordnung“, lobte Hütter, der Christian Schwegler nach Sperre (für Peter Ankersen) und Valon Berisha (für den verletzten Takumi Minamino) in der Startelf brachte.

Sein Gegenüber Damir Canadi änderte seine Startelf im Vergleich zur letzten am 21. März beim 1:0 in Grödig gleich an acht Positionen. „Keiner kann garantieren, ob es mit einer anderen Startelf anders gekommen wäre. Ich vertraue meiner Mannschaft. Ich habe auch in Salzburg damals durchrochiert, da hat das funktioniert. Es hat keiner absichtlich einen Fehler gemacht“, so der Wiener.

Die Niederlage war leicht erklärt. „Wir haben individuell große Fehler gemacht, die wir gegen so eine Mannschaft nicht machen dürfen. Dann wird es schwierig, ins Spiel zu finden.“

Wieder einmal zu Null

Der 44-Jährige lobte Salzburg („Von Anfang an sehr präsent“) und erkannte bei seinem Team ein Muster. „Es passt zu uns. Wir brauchen einen vor den Bug, um zu wissen, dass wir hochkonzentriert sein müssen. Es gibt immer wieder so ein Spiel, wo wir dann so viele Tore bekommen.“

Salzburg hat indes das geschafft, worauf sie seit dem 14. Februar gewartet haben. Es wurde nach neun Spielen endlich wieder einmal zu Null gespielt. Darüber sprach aber nach dem Spiel keiner.

Denn mit der Roten Karte für Martin Hinteregger gab es einen Aufreger. Der Innenverteidiger sah diese nach einem rassigen Zweikampf mit Altach-Joker Hannes Aigner.  Schiedsrichter Manuel Schüttengruber gab Stürmer-Foul, dann berichtete ihm sein Assistent von einem Faustschlag.

Verwunderung über Faustschlag

Die Verwunderung war auf beiden Seiten groß. „Es war ein Gerangel, wo wir dann beide zu Boden gegangen sind. Ich habe ihn dabei vielleicht mit der Hand berührt. Aber von einem Faustschlag ist weit und breit nichts zu sehen“, sagte Hinteregger („Der Schiedsrichter hat mich drei Mal gefragt, ob ich die Nummer 36 bin. Obwohl er das schon seit vier Jahren weiß“), der erstmals glatt Rot sah.

Aigner, der später selbst wegen Foulspiels an Joker Felipe Pires Rot sah („Ich kam zu spät und bin froh, dass ich ihn nicht schlimmer erwischt habe“), zeigte sich von der Entscheidung überrascht.

„Ein direkter Faustschlag war es nicht. Es war ein Zweikampf, wir sind nebeneinander umgefallen, es wurde beiderseits ein wenig gezogen, aber es war nicht so schlimm. Mich hat das selbst gewundert, dass es Rot war“, so der 34-Jährige, der so wie Hinteregger im kommenden Liga-Spiel zusehen muss.

Eine Rote Karte, auch wenn sie im Cup gezogen wurde, hat hierzulande eine Auswirkung auf das nächste Pflichtspiel. Das ist im Fall des Salzburgers bitter, zumal es eben gegen Verfolger Rapid geht.

Deswegen zeigte sich Hütter über die Entscheidung des Schiedsrichter-Teams wenig erfreut.

„Wenn Hannes Aigner selbst sagt, es ist weit weg von einem Faustschlag und der Assistent sieht das aus 40 Metern entfernt, dann muss er sehr gute Augen haben. Ich sehe das sehr grenzwertig. Manuel Schüttengruber hat das aus der Nähe nicht gesehen, der Assistent aus 40 Metern schon. Das ist sehr verwunderlich und schmerzvoll. Diese Entscheidungen sind nicht zu akzeptieren“, so der 45-Jährige.

Personalsorgen vor dem Schlager

Hütter kann sich deswegen schon Gedanken machen, wen er am Sonntag in der Innenverteidigung aufbietet. Denn Andre Ramalho kommt wegen seiner Gelbsperre auch nicht in Frage.

Stefan Ilsanker, der diese Position seit Wochen spielt, wird wohl mit Duje Caleta-Car auflaufen, der zuletzt für Liefering 90 Minuten gegen Horn spielte und in Altach nicht im Kader stand.

Ansonsten ist die Dichte auf der Innenverteidiger-Position in Salzburg bekanntlich sehr gering.

Christian Schwegler blieb in Altach laut Klub-Angaben in der Halbzit verletzungsbedingt in der Kabine, Christoph Leitgeb gab dafür die letzten 25 Minuten sein Comeback nach wochenlangen Knie-Problemen und könnte neben dem zuletzt bärenstarken Naby Keita im Happel-Stadion auflaufen.

Andreas Ulmer ist nach seinem Muskelfaserriss auf dem Weg zurück, ob es für Sonntag schon reicht, ist eine andere Frage. Massimo Bruno ist wieder fit, sah jedoch die letzten beiden Spiele wie Marco Djuricin 90 Minuten zu.

Abseits der Personalsorgen läuft es aber für Salzburg in der Woche der Wahrheit bislang nach Wunsch.

 

Bernhard Kastler