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"Mit 10, 20 Prozent weniger geht es nicht"


„Gegen Rapid kriegen wir so eine Klatsche“, rief ein Zuschauer hoch von der Haupttribüne des Sportzentrums Ebreichsdorf dem der Kälte enteilenden Franco Foda nach. Die zutiefst deutsche Wortwahl traf der Mann wohl bewusst, wer weiß schon, ob der gebürtige Mainzer Foda „Prackn“ verstanden hätte.

Der Sturm-Coach meinte darauf jedenfalls kurz und bündig: „Richtig, genau.“

Das konnte Foda auch einfach so stehen lassen. Denn zum einen wusste er, dass gegen den Rekordmeister am Samstag zum Auftakt der 14. Bundesliga-Runde personell wieder eine veränderte schwarz-weiße Truppe auflaufen wird, zum anderen, dass diese auch eine andere Einstellung an den Tag legen wird als beim Cup-Fight gegen den Underdog aus Ebreichsdorf.

Einiges dürfte Foda dennoch zum Nachdenken anregen.

"Wir hätten viele Tore schießen können"

„In der zweiten Halbzeit waren wir nicht gut, da haben wir gemerkt, wenn man mit zehn, zwanzig Prozent weniger spielt, dann geht das selbst gegen eine Regionalliga-Mannschaft nicht“, räumte er ein, dass sein Team nicht ans Limit gegangen war.

Ein weiterer Kritikpunkt des Grazer Trainers betraf die fehlende Kaltschnäuzigkeit, die ein eigentlich unter Kontrolle gebrachtes Spiel erst zu einem packenden Krimi machte. Schön für den neutralen Zuschauer, dem Nervenkorsett eines Trainers und Fans aber nicht gerade zuträglich.

„Wenn man die 90 Minuten sieht, hatten wir klar die besseren Torchancen, hätten viele Tore schießen können. Von daher war der Sieg schon verdient“, sprach Foda vergebene Möglichkeiten wie jene von Josip Tadic kurz vor der Pause an, die zu einer Vorentscheidung hätten führen müssen.

So wurde es letztlich aber eine enge Angelegenheit, „weil wir in der 2. Halbzeit zu passiv waren“, wie Foda analysierte. Eine Passivität, die sich nicht zum ersten Mal im Grazer Spiel einschlich. So verabsäumte man es beispielsweise unlängst gegen in der ersten Halbzeit inferiore Altacher vorzeitig den Sack zuzumachen und wäre in Halbzeit zwei beinahe dafür bestraft worden.

Auch in Ebreichsdorf wirkte Sturm nach der Pause mit dem Ergebnis zufrieden, ließ Konsequenz vermissen und brachte sich so selbst aus dem Rhythmus.

"Am Ende hatten wir Glück"

„Wir haben dem Gegner zu viel Raum gelassen. Man hat heute gesehen, dass wir vor allem im Spiel gegen den Ball nicht aggressiv genug waren, wir waren nicht bereit, in die Zweikämpfe zu gehen, deswegen konnte der Gegner in unserer Hälfte spielen“, erklärte es Foda und musste zugeben: „Am Ende hatten wir Glück, dass wir immer wieder zurückgekommen sind und das Spiel noch gewinnen konnten.“

Denn die Kicker des ASK Ebreichsdorf kamen durch Goalgetter Christoph Monschein, der sich im vergangenen Sommer nach einem Probetraining bei Bundesligist Altach für einen Verbleib beim ASK entschied, zum Ausgleich.

Danach rannten die Niederösterreicher, mit dem Treffer und dem wachgeküssten Publikum im Rücken, an. Sie drängten die perplexen Grazer in den folgenden Minuten an den eigenen 16er und bekamen abermals durch Monschein sogar eine Großchance zur Führung, die Madl in höchster Not bereinigte. „Sie hatten zwar bis zur 60. Minute keine Torchance, aber danach war alles offen“, gestand auch Foda ein.

Sturm unkonzentriert

Zahlreiche Fehlpässe der Schwarz-Weißen sorgten in dieser Phase für Sorgenfalten beim steirischen Anhang, die sich durch Josip Tadic‘ erneuten Führungstreffer zu legen schienen. Doch die Ebreichsdorfer ließen sich auch davon nicht unterkriegen und antworteten postwendend durch den Erste-Liga-erprobten Ex-Hartberger Miodrag Vukajlovic.

Wie schon beim ersten Gegentreffer präsentierte sich Sturms Hintermannschaft auch beim 2:2 unkonzentriert und nicht konsequent genug. Ein Umstand, den auch Foda anprangerte: „Wenn du dann 2:1 in Führung gehst, dann darfst du nicht innerhalb von einer Minute wieder ein Gegentor erhalten, da musst du besser verteidigen.“

Beendet wurde dieser unterhaltsame Schlagabtausch ausgerechnet von Tadic, der kurz vor Schluss nach einem abgefälschten Corner goldrichtig stand und mit seinem fünften Tor im dritten Cup-Spiel für ein Grazer Happy End sorgte.

Ein glücklicher Sieg für den Favoriten und eine ganz bittere Niederlage für die Gastgeber. „Wir hätten uns sicher ein Unentschieden verdient, aber die Klasse von Sturm ist eben einige Male durchgekommen“, ordnete es Ebreichsdorf-Trainer Goran Djuricin ein.

Djuricin auf Leistung stolz

Mit dem Ausgang zeigte er sich naturgemäß unzufrieden, der Auftritt seiner Mannschaft entlockte dem Vater von Brentford-Legionär Marco Djuricin aber Lobeshymnen: „Ich bin wirklich stolz. Wir haben uns teuer verkauft und teilweise sehr, sehr gut Fußball gespielt“, meinte der ehemalige Austrianer und hatte damit nicht Unrecht.

Von Anfang an machte der aktuelle Tabellensiebte der Regionalliga Ost Sturm das Leben schwer, hielt das Tempo über 90 Minuten hoch und lieferte dem Bundesligisten eine Cup-Schlacht, wie sie im Buche steht.

Unterschätzt habe man Ebreichsdorf, das in der 2. Cup-Runde Wr. Neustadt eliminiert hatte, nicht, versicherte Foda. „Wir haben sie zweimal beobachtet, haben uns gestern ein paar Videoausschnitte angesehen“, erklärte er nach Spielende und belegte das intensive Studium des Gegners auch mit Ergebnissen: „Wir haben schon gewusst, dass sie gut Fußballspielen können, aber auch, dass sie Probleme haben, vor allem auf dem Flügel. Die haben wir auch konsequent ausgenutzt“, verwies Foda auf die ersten beiden Tore, die jeweils über Sturms rechte Seite eingeleitet wurden.

Für Foda gilt es auch aus den 90 Minuten gegen Ebreichsdorf Lehren zu ziehen, um sein Team bestmöglich auf den Schlager gegen Rapid einzustellen.

In puncto Intensität war dieses Spiel bereits ein guter Vorgeschmack, die Konzentrationsschwächen sollten die Steirer aber abstellen, will man bei Rapid nicht eine „Klatsche“ kassieren. Foda weiß aber auch, dass die Bundesliga-Partie im Happel-Stadion ein ganz anderes Spiel werden wird. Denn der Cup hat seine eigenen Gesetze. Richtig, genau.