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"Wollen versuchen, Rapid ein bisschen zu ärgern"

Landesligist Bad Vöslau wäre vor dem Cup-Duell mit Rapid nur wenig Beachtung geschenkt worden, wäre da nicht Willy Kreuz.

Der mittlerweile 62-jährige Wiener gehörte der 78er Generation an, die das Wunder von Cordoba möglich machte und sorgte als Stürmer unter anderem bei der Admira und in Holland für Furore.

Dem Trainer der Niederösterreicher wird vor dem Spektakel in der 11.300 Seelengemeinde soviel Aufmerksamkeit zuteil, weil wohl keiner besser belegen kann als er, dass der Cup eigene Gesetze hat.

1991 verpasste er mit Stockerau im Cup-Finale ausgerechnet dem jetzigen Gegner Rapid mit 1:2 eine der bittersten Niederlagen der Vereinsgeschichte. Die Hoffnung lebt auch diesmal.

Im Gespräch mit LAOLA1 blickt Kreuz auf die Sensation von 1991 und Cordoba zurück, verrät, was ihm Freund Hans Krankl nie verzeihen konnte und schildert, wie Bad Vöslau Rapid ärgern will.

LAOLA1: Für Bad Vöslau steht ein wahrer Cup-Schlager bevor. Was kann man sich gegen Rapid erwarten?

Willy Kreuz: Man darf nicht vergessen, dass Rapid ein Bundesligist ist und wir nur in der 1. Landesliga spielen. Das ist natürlich eine sehr schwere Partie. Dass Rapid Favorit ist, wissen wir auch. Wir werden versuchen, so gut wie möglich zu spielen und uns so teuer wie möglich verkaufen.

LAOLA1: Vielen wird der Underdog unbekannt sein. Wir würden Sie ihr Team charakterisieren?

Kreuz: Wir haben zwei routinierte Spieler, der Rest ist sehr jung. Wir sind seit 26 Runden ungeschlagen, das darf man auch nicht vergessen. Wir haben einen sehr guten Lauf, der nicht ohne ist. Wir strotzen vor Selbstvertrauen und wollen versuchen, Rapid ein bisschen zu ärgern. Im Cup ist alles möglich, träumen wird man ja dürfen.

LAOLA1: Wie kann man als Landesligist ein Team wie Rapid in Bedrängnis bringen?

Kreuz: Indem wir aggressiv spielen, uns nicht verstecken und versuchen, zu Chancen zu kommen. Wir wollen nicht 90 Minuten verteidigen, zehn Tore bekommen und damit ist die Sache erledigt. Wir haben eine technisch sehr gute Mannschaft, die mitspielen will, soweit es Rapid zulässt. Sie sind natürlich körperlich und läuferisch besser, da muss man dagegen halten. Wir dürfen nicht nervös sein und müssen alles ausspielen, was wir haben. Vielleicht ergibt sich dann die eine oder andere Chance. Aber man weiß eh: Im Cup ist natürlich alles möglich!

LAOLA1: Wenn wer belegen kann, dass der Cup eigene Gesetze hat, dann Sie. Welche Erinnerungen haben Sie an 1991?

Kreuz: Ich bin mit Stockerau Cupsieger geworden, was auch keiner geglaubt hätte. Nur waren das andere Vorzeichen. Wir waren damals in der 2. Bundesliga und haben schon vor dem Cup-Finale fünf Bundesliga-Vereine eliminiert. Da hat man schon gewusst, dass wir stark sind. Ich habe gute Erinnerungen, weil damals mein Freund Hans Krankl Trainer bei Rapid war. Ich bin zum zweiten Mal mit einer Mannschaft im Cup und jetzt kommt es noch einmal zum Duell mit Rapid. Das ist schon ein Vorzeichen. Deshalb wird gesagt: "Vielleicht schaffst dus ja noch einmal." Aber mit Bad Vöslau sind drei Klassen Unterschied. Man hat aber schon gesehen, dass Bayern oder HSV gegen einen Landesligisten verloren haben. Es kann alles passieren, aber am Papier ist Rapid klarer Favorit. Im Großen und Ganzen sind wir krasser Außenseiter.

LAOLA1: Hat Ihnen ihr Freund Hans Krankl diese Niederlage je verzeihen können?

Kreuz: Ich glaube nicht. Vielleicht mir schon, aber seiner Mannschaft nicht. Nach der Cup-Niederlage ist er von Rapid gegangen. Daran war ich schuld, oder auch nicht. Er war damals auch klarer Favorit, aber das ist nun einmal so. Da kann man nichts machen. Im Fußball kennt man halt keine Freunde. Zumindest nicht für 90 Minuten.

LAOLA1: Der Gegner ist der gleiche, mit Peter Schöttel sitzt ein Spieler von damals auf der Bank. Die Vorfreude kann wohl nicht größer sein.

Kreuz: Sicher ist die Vorfreude da. Man darf nicht vergessen, dass wir eine Kulisse von 2.500 Zuschauern haben. Wir haben sogar Zusatztribünen aufgebaut. Das wird ein Riesen-Spektakel, auf das wir uns freuen. Ich glaube, es wird kein Spieler von meiner Mannschaft mehr gegen Rapid spielen, schon gar nicht vor 2.500 Zuschauern. Daher ist das schon eine große Herausforderung für alle.

LAOLA1: Sie werden sowohl auf die Cup-Sensation 1991 als auch auf Cordoba angesprochen. Können Sie beides überhaupt noch hören?

Kreuz: Es wird immer so sein, dass man über Cordoba und gewisse andere Ereignisse spricht. Ich selbst brauche es nicht, aber es passiert immer wieder, dass man darauf angesprochen wird. Dann muss man halt eine Antwort geben. Es war eine schöne Zeit, aber davon kann man nicht mehr leben. Hie und da denkt man schon daran, wenn man Matches im Fernsehen sieht. Das ist ganz lustig zum Anschauen.

LAOLA1: Als Aktiver waren sie höchst erfolgreich, haben auch in Holland für Furore gesorgt. Haben Sie noch Beziehungen dorthin?

Kreuz: Ja, ich habe schon noch Kontakt zu einigen Spielern nach Holland, aber das hört dann mit der Zeit auf. Die Freunde sind aber geblieben. Es war eine schöne Zeit in Holland jede Woche vor 50.000 bis 60.000 Leuten zu spielen. Das war eine große Erfahrung für mich. Ich bin jetzt mittlerweile schon fünfzig Jahre im Fußball tätig, was soll man da noch sagen?

LAOLA1: Als Trainer haben Sie sich eher zurückgehalten. War der Wunsch nach einer großen Trainer-Karriere nicht vorhanden?

Kreuz: Ich hatte es schon vor, aber es hat sich eigentlich nichts ergeben. Ich war kurz bei der Admira in der Bundesliga tätig, als Gustl Starek entlassen wurde. Dann haben sie mir wieder wen vorgesetzt, weil ich die Lizenz nicht fertig gehabt habe. Darum bin ich recht erfolgreich in die zweite Liga gegangen. Ich bin aber auch nie hausieren gegangen, dass ich unbedingt einen Trainerjob brauche. Wenn wer an mich gedacht hätte, hätte ich es gerne gemacht. Aber es ist ja noch nicht vorbei, ich bin ja noch jung (lacht).

LAOLA1: Haben ehemalige Kollegen wie Krankl oder Prohaska damals möglicherweise mehr Beachtung genossen?

Kreuz: Okay, aber die sind jetzt nicht mehr im Geschäft und ich bin noch immer dabei. Den Schneckerl haben sie ausgegraben, der hat sehr große Erfolge gehabt. Aber Krankl? Ich glaube, er hat einmal die Stadthalle gewonnen. Ich bin Meister und Cupsieger geworden, habe die Stadthalle mit der Admira gewonnen. Ich habe eigentlich sehr viel erreicht, aber nicht den ganz großen Durchbruch geschafft. Aber es ist oft schöner, mit kleineren Teams zu trainieren.

LAOLA1: Nun coacht ein Ex-Internationaler bei Bad Vöslau. Wie hat es Sie dorthin verschlagen?

Kreuz: Ich wohne in Pottendorf, das ist nicht so weit weg. Ewald Größ hat aufgehört und mich empfohlen. Ich glaube, das war ein guter Griff. Ich habe sie vor dem Abstieg gerettet, nun sind wir 26 Runden ungeschlagen und spielen im Cup. Bad Vöslau ist ein gut geführter Verein, die Kameradschaft ist da. Es passt alles und es macht mir Spaß.

LAOLA1: Bad Vöslau ist seit 26 Runden ungeschlagen. Mit welcher Philosophie führen Sie das Team von Sieg zu Sieg?

Kreuz: 26 Runden ungeschlagen zu sein, ist schon Weltklasse. Das muss man erst einmal erreichen, egal in welcher Liga. Von der Philosophie spielen wir offensiv mit drei Spitzen und versuchen nicht nach vorne zu schießen, sondern den Ball in den eigenen Reihen zu halten und zu spielen. Das hat die Mannschaft in den letzten zwei Jahren super angenommen. Wir spielen schönen Fußball.


Das Gespräch führte Alexander Karper