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"Das ist neu und schwierig, in meinem Alter zu lernen"

Was lange währt, wird endlich gut – das besagt zumindest ein Sprichwort.

22 Pflichtspiele hatte der SK Rapid in dieser Saison bereits in den Beinen, 22 Partien lange ist viel passiert – nur aus Sicht von Tomi Correa nicht.

Der 30-jährige Spanier befand sich seit seiner Verpflichtung in der Zuschauerrolle und sozusagen im Warte-Modus, ehe ihm gegen Austria Salzburg die große Stunde schlug.

Beim 5:1-Achtelfinal-Triumph durfte der Tinerfeno erstmals sein Können unter Beweis stellen. Eine Erlösung für den Ex-Grödiger, der erst einmal lernen musste, mit der neuen Situation umzugehen.

Lange Zeit kein Thema für Barisic

Trotz des dicht gedrängten Terminplans der Hütteldorfer schaffte es Tomi vor seinem Debüt erst drei Mal überhaupt in den Kader, ohne eine einzige Spielminute zu bekommen.

Schon seine Verpflichtung wurde kritisch beäugt, da der schlaksige Techniker ganz und gar nicht in das Transfer-Beuteschema der Wiener passte.

Die Vermutungen schienen sich zu bestätigen. Tomi war lange Zeit kein Thema, ehe Trainer Zoran Barisic doch über seinen Schatten sprang. Der Iberer zahlte es gegen Austria Salzburg mit einem Treffer zurück.

Es freut mich, dass er das Tor geschossen hat. Er war sehr ballstark, hat sich ganz gut präsentiert und für die Mannschaft gearbeitet“, beschrieb der Chefbetreuer die Leistung seines Debütanten.

Zufriedenheit und Kritikpunkte

Im Cup-Duell sollte er ausgerechnet die Spielmacher-Rolle von Steffen Hofmann einnehmen.

Es war aber alles andere als eine auffällige Performance bei der von vielen Seiten sehnsüchtig erwarteten Premiere. Viel mehr wurde unterstrichen, warum Tomi bei Zoran Barisic bisher in der Zuschauerrolle war.

Zu langsam, wenig Dynamik, fehlende Aggressivität – das war im laufintensiven Spiel der Grün-Weißen offensichtlich. Da waren auch die gute Ballbehandelung und der eine oder andere schöne Pass zu wenig. Und trotzdem durfte Tomi sich in die Torschützenliste eintragen.

Barisic war aber nicht unzufrieden: „Er hat gezeigt, dass er Qualität hat. Ich hoffe, dass er das Selbstvertrauen mitnimmt und es ihm Mut gibt.“

Das war für mich persönlich wichtig“

Tomi selbst war nach seinem ersten Auftritt nicht euphorisch, ihm fiel jedoch eine Last ab, die sich über die vergangenen Wochen und Monate aufgestaut hatte.

Es war für mich persönlich wichtig, dass ich mal von Anfang an spiele und das Vertrauen vom Trainer genieße. Das Tor war schön. Ich glaube auch, dass die 90 Minuten von mir okay waren, obwohl ich lange nicht gespielt habe.“

Der Spanier gab gegenüber LAOLA1 selbst zu, die Zeit auf dem Platz genossen zu haben. Schließlich sei es eine ganz andere Erfahrung, als nur im Training mit der Mannschaft arbeiten zu dürfen.

Die eine oder andere Abstimmungsschwierigkeit war durchaus zu erkennen, Tomi nicht gänzlich ins Spiel eingebunden. Trotzdem sah er, dass er mithalten kann, was dem Offensivspieler Auftrieb gab.

Das vergebliche Warten auf Begründungen

Auf Begründungen, warum er so lange auf seine Chance warten musste, wartete er vergeblich. Bei seiner Verpflichtung hätte er jedoch nie an so eine verzwickte Lage geglaubt.

Daran habe ich sicher nicht gedacht. Ich will jede Woche spielen. Wenn der Trainer sagt, ich bin noch nicht bereit, muss ich das hinnehmen und weiterarbeiten, um die nächste Chance zu nützen.“

Vor allem mental war es eine Herausforderung, nach jahrelangem Status als Stammspieler plötzlich nur mehr die zweite Geige zu spielen.

Es ist neu für mich, ich muss das erst lernen. Das ist ganz schwierig in meinem Alter. Ich habe in meinen Mannschaften immer gespielt, letztes Jahr war ich in Grödig sogar Kapitän. Jetzt auf einmal spiele ich nicht“, gesteht Tomi.

Ein Tor für alle, die hinter ihm stehen

Unter anderem führt er es auf das eingespielte Team zurück, dass international für Furore sorgte. Dadurch blieben einige Spieler, inklusive seiner Wenigkeit, auf der Strecke.

Mit seinem Treffer hat er jedoch beste Eigenwerbung betrieben, auch wenn weiterhin nicht abzusehen ist, ob er wieder so lange auf einen Einsatz warten muss.

Das Tor war sicher eine Befreiung. Ich habe lange auf meine Chance gewartet. Nicht nur ich, hinter mir stehen auch meine Familie und meine Freunde. Deshalb ist es ein bisschen schwierig, das zu akzeptieren. Wenn du das Tor machst, ist das für alle, die hinter mir stehen.“

Auch die Mitspieler, bei denen er sehr angesehen ist, freuten sich für ihn. Der emotionale Jubel zeigte, mit wie viel Herz Tomi bei der Sache ist.

Was lange währt, wird endlich gut – darauf hofft der Spanier. Das Debüt war schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung.


Alexander Karper