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Gebauer: "Es war schon auch belastend"

Gebauer:

Thomas Gebauer kommt aus Bayern, genauer gesagt aus Augsburg.

Dieser Tage dreht sich freilich alles um das „Finale dahoam“, das Champions-League-Endspiel zwischen dem FC Bayern München und dem FC Chelsea.

„Die Vorfreude spürt man auch im Innviertel“, schildert der 29-Jährige im Gespräch mit LAOLA1.

Aber nicht nur darauf freuen sich die Nachbarn des Freistaates, auch auf das „Finale danoch“. Schließlich stehen die Rieder am Sonntag wieder im Endspiel des ÖFB-Cups. Den hatten sie vergangene Saison durch einen 2:0-Sieg gegen Austria Lustenau für sich entschieden.

Mit dabei war natürlich auch Gebauer. Der Goalie, der seit sechs Jahren das „Wikinger“-Tor hütet, ist aus Ried sowieso nicht mehr wegzudenken und hat auch mit dem Verein um eine Staatsbürgerschaft angesucht.

Doch der Ministerrat wartet zu. Jeden Dienstag wird dieser Fall aufs Neue nicht verhandelt.

Gebauer nimmt es gelassen. Im LAOLA1-Interview spricht der Deutsche über Gänsehaut, Geduld und Vergleiche der SV Ried mit deutschen Klubs.

LAOLA1: Am Sonntag geht es zurück an die Stätte deines größten Erfolges. Wie sind die Erinnerungen an euren Cup-Sieg im Happel-Stadion vergangenes Jahr?

Thomas Gebauer: Es gibt natürlich für mich keine schöneren Erinnerungen. Das war Gänsehaut pur, 10.000 Rieder waren in Wien mit dabei. Jedes Mal, wenn man sich die Bilder anschaut, bekommt man wieder Gänsehaut. Es sind unvergessliche Erlebnisse, für solche lebt man als Fußballer. Und wenn wir schon im Finale stehen, dann wollen wir es auch gewinnen.

LAOLA1: Du bist Kapitän der SV Ried und könntest am Sonntag den Pokal in die Höhe stemmen. Machst du dir diesbezüglich Gedanken?

Gebauer: Ich habe vergangenes Jahr schon den Pokal in die Luft heben dürfen, zwar nicht als Kapitän aber als Teil der Mannschaft. Das war schon ein sensationelles Gefühl. Am Sonntag wollen wir einfach ein gutes Spiel abliefern, hoffen auf tolle Unterstützung unserer Fans und wenn es dann so weit wäre, dann braucht es glaube ich nicht viele Gedanken.

LAOLA1: Deine Einbürgerung verzögert sich seit Wochen. Wie ist der Status quo?

Gebauer: Mein Wissensstand ist, dass bis dato nichts passiert ist. Medien wissen teilweise mehr, Journalisten rufen mich auch an, dass dann und wann was passieren soll. Aber bislang war nichts. Ich selbst verfolge es nicht, entweder es passiert oder eben nicht. Ich habe es nicht mehr in der Hand. Für mich bricht aber auch nicht die Welt zusammen, wenn es nicht passiert. Für mich würde sich kaum etwas ändern, außer dass mir die Staatsbürgerschaft aufgrund der Ausländerregelung einen Vorteil bringt. Mein Hauptargument dabei war aber, dass ich dem Verein etwas zurückgeben wollte, weil er mir die Chance gegeben hat und vom Geld des Österreicher-Topfes profitieren kann.

LAOLA1: Kommt für dich ein Zurückziehen des Antrags in Frage?

Gebauer: Nein. Wenn es passiert, passiert es. Wenn nicht, dann nicht. Ich mache mir keinen Druck dahingehend. Obwohl es im Dezember, wie es spruchreif wurde, schon sehr belastend war. Da wurde ich immer darauf angesprochen: Ich wäre bald Österreicher, müsste gute Leistungen bringen, weil der Teamchef da ist und so weiter. Das interessiert mich jetzt nicht mehr. Es ist so eine lange Zeit vergangen. Jetzt lasse ich es einfach auf mich zukommen.

LAOLA1: Abgesehen von Österreicher-Topf und Nationalteam braucht es wohl kein Papier, damit du dich hier zu Hause fühlst. Ried ist deine Heimat, oder?

Gebauer: Auf jeden Fall. Meine Frau ist Österreicherin, wir bauen hier ein Haus, für mich ist das jetzt meine Heimat. Ich weiß aber auch, wo ich herkomme, das werde ich nie vergessen. Die Verbindung nach Deutschland wird schon alleine wegen meinen Eltern nie abbrechen.

LAOLA1: Könnte auch dein Karriereende in vielen Jahren in Ried erfolgen?

Gebauer: Wir bauen eben hier und haben sicher vor, sollte ich auch nicht dauerhaft in Ried sein, hierher zurückzukommen. Es gehören immer zwei Parteien zu einem Arbeitsverhältnis, der Verein müsste also auch wollen, dass ich dauerhaft hier bleibe. Von meiner Seite hätte ich damit kein Problem. Ich habe mich in meiner Zeit hier nie um einen anderen Verein umgeschaut. Sollte ein Angebot kommen, werde ich mir jedes anhören. Ich habe keinen Zwang, unbedingt weg zu müssen. Ich kann hier mit Ried sehr viel erreichen.

LAOLA1: Das hast du bereits. Wie blickst du auf dein Standing in Ried und die abgelaufene Saison?

Gebauer: Ich glaube, ich habe mir in Ried einen hohen Stellenwert erarbeitet. Ich bin auch der dienstälteste Spieler in der Mannschaft. Von dem her zählt mein Wort wohl schon etwas. Diese Saison war aber nun auch wieder etwas Neues für mich, nach meiner Verletzung im Vorjahr zurückzukommen und eine Saison durchzuspielen. Es gab ein, zwei Kleinigkeiten, die mir nicht hätten passieren dürfen. Das sagt mir, dass ich Woche für Woche an mir arbeiten muss. In dieser Liga darf man sich einfach keine Schwächephasen leisten, weil die bestraft werden. Das ist die Herausforderung. Ich werde im Sommer 30 Jahre, ich kann mich aber noch weiterentwickeln. Steigern ist immer drin.

LAOLA1: Du bist eben Kapitän. Im Jahr des 100. Geburtstages wohl auch etwas Besonderes?

Gebauer: Ob Kapitän oder nicht ist wurscht. Es ist einfach eine Ehre, in diesem Jahr und bei den Feierlichkeiten zuletzt dabei gewesen zu sein. So ein Jubiläum erleben nicht viele Fußballer, das ist einfach ein Traum. Man trifft ehemalige Spieler und die Stimmung ist in Ordnung. Darüber bin ich froh.

LAOLA1: Mit welchem deutschen Verein würdest du Ried verhältnismäßig vergleichen?

Gebauer: Freiburg ist ein Vergleich, den man öfter hört und den ich auch nachvollziehen kann. Die bringen auch immer junge Spieler heraus, ist eine No-Name-Mannschaft und bringt trotzdem immer super Leistungen. Deswegen denke ich, dass man hier den Vergleich ziehen kann, wobei mir auch der Einblick bei den deutschen Vereinen fehlt, um das richtig beurteilen zu können.

LAOLA1: Du bist gebürtiger Augsburger. Der FCA hat heuer auch Sensationelles geleistet, oder?

Gebauer: Auf jeden Fall. Ich habe einiges aus dem Umfeld mitbekommen, Freunde von mir sind glühende Fans. Im Winter wurde er FCA von allen abgeschrieben, zur Rückrunde muss man sagen: Hut ab.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler