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"Die erste Halbzeit war absolut skandalös"

„Wir müssten jedem Zuschauer im Stadion Schmerzensgeld zahlen.“

Sportdirektor Helmut Schulte brachte die inferiore Leistung Rapids im Cup-Viertelfinale gegen Regionalligist Pasching wohl am besten auf den Punkt.

Die Leistung der Hütteldorfer grenzte an Arbeitsverweigerung, die Unserie der letzten Wochen und Monate wurde trotz des Hoffnungsschimmers gegen Wiener Neustadt fortgesetzt.

Ich habe Rapid noch nie so schlecht gesehen“, musste selbst Routinier Markus Heikkinen, der in Abwesenheit von Steffen Hofmann die Kapitänsbinde trug, im Gespräch mit LAOLA1 zugeben.

Eine indiskutable, inakzeptable Leistung“

Von Anfang an nahm der Drittligist das Heft in die Hand und führte die in allen Belangen unterlegenen Grün-Weißen vor.

Defensiv leistete man sich katastrophale Fehler, Zweikämpfe wurden nicht angenommen und nach vorne hin gelang so gut wie gar nichts.

So durfte sich Rapid ausschließlich bei Torhüter Jan Novota, der mit starken Paraden sechs Topchancen vereitelte, bedanken, dass es mit 0:0 in die Pause ging.

Das war eine indiskutable, inakzeptable Leistung. Ich kann und werde es nicht verstehen, was in der ersten Halbzeit abgelaufen ist“, war Trainer Peter Schöttel am Boden zerstört.

Grottenschlecht“ und „skandalös“

Gerson stach in einer durch und durch enttäuschten Rapid-Elf noch negativ heraus und musste mit seiner Auswechslung nach 31 Minuten die Höchststrafe hinnehmen.

Zwar konnte sich Rapid nach einer wohl lauteren Pausenansprache steigern, gegen die stets einen Schritt vorausdenkenden Paschinger war das aber diesmal zu wenig.

Einfach nur grottenschlecht. Wir haben alles vermissen lassen, was es braucht, um im Cup weiterzukommen“, stellte sich Marcel Sabitzer trotz Cup-Aus, während seine Kollegen mit hängenden Köpfen in die Kabine schlichen.

Der Youngster ging sogar noch weiter: „Die erste Halbzeit war absolut skandalös. Wir hätten nicht die Berechtigung gehabt, weiterzukommen.“

Am Rande der Arbeitsverweigerung

In diesem Punkt stimmte ihm der angezählte Chefbetreuer zu. „Das war von uns heute sehr wenig, was mit Fußball zu tun hat.“

Arbeitsverweigerung will Schöttel seinen Spielern zwar nicht unterstellen, trotzdem musste er zugeben, dass das Spiel „sehr lethargisch und von außen sehr komisch“ aussah.

Zwar sei es durchaus möglich, gegen die bundesligaerfahrene Truppe Paschings auszuscheiden, die Art und Weise gebe jedoch zu denken.

So gab Rapid die Möglichkeit, sich über den Cup für den Europacup zu qualifizieren, leichtfertig aus der Hand. Während bei den Grün-Weißen aktuell kein Stein auf dem anderen bleibt, bastelt Pasching derzeit am Weg nach oben.

Paschings Generalprobe erfolgreich

Neben dem großen Ziel Erste-Liga-Aufstieg gelang den Oberösterreichern im Cup in eindrucksvoller Weise eine gelungene Generalprobe für größere Aufgaben.

Wir waren selber vielleicht ein bisschen überrascht. Wir haben gesehen, dass wir auch mit solchen Mannschaften mithalten können, das haben wir uns dann auch getraut“, analysierte Innenverteidiger Martin Grasegger.

Die Paschinger merkten früh in der Partie, dass gegen den angeschlagenen Gegner einiges möglich ist. Trainer Gerald Baumgartner bereitete seine Mannschaft detailiert darauf vor.

Die Mechanismen sind immer die gleichen, wenn ein Team verunischert ist. Wir haben uns ein Konzept zurechtgelegt und das super umgesetzt. Außerdem kann man nur so spielen, wie dich der Gegner spielen lässt“, so der Cup-Spezialist.

Das war eine taktische Meisterleistung“

Pasching wusste taktisch zu überzeugen, konnte auf eine stabile Defensive bauen und stellte Rapid offensiv vor zum Teil unlösbare Probleme.

Man sieht, dass bei Rapid momentan extrem der Wurm drin ist. Der Trainer hat uns perfekt eingestellt. Das war eine taktische Meisterleistung“, lobte auch Torhüter Hans-Peter Berger.

Obwohl die Spieler aufgrund der vergebenen Top-Chancen im ersten Durchgang der Verzweiflung nahe waren, war es Ex-Ried-Stürmer Casanova vorbehalten, das Tor des Tages zu erzielen.

In Österreich ist es sicher eines der wichtigsten Tore für mich, aber in der zweiten spanischen Liga war es schon was anderes“, meinte der Matchwinner ehrlich.

Für Pasching bleibt der Cup allerdings nur ein Zuckerl auf dem Weg zum Aufstieg. Ein Zuckerl, dass Rapid gerne hätte. Denn nach der letzten vergebenen Titelchance und einer inferioren Leistung drohen beim Rekordmeister alle Dämme zu brechen.


Alexander Karper