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"Die Jungs sind voll auf Spannung gewesen"

Abgeklärt nahm Gerald Baumgartner am Mittwochabend am Podium Platz, um sich den Fragen der Medienvertreter zu stellen.

Gerade hatte der SKN St. Pölten den SK Sturm in einem 120-minütigen Cup-Fight mit 1:0 besiegt und war ins Finale eingezogen.

Für den Salzburger ist es das zweite in Folge. 14 Mal en suite konnte er als Betreuer der Red-Bull-Juniors, von Pasching und St. Pölten im Cup Spiele gewinnen und dabei alles, was in der Bundesliga Rang und Namen hat, aus dem Weg räumen.

Der Matchplan ging auf

Während viele seiner Spieler in der Kabine den größten Erfolg in ihrer Karriere begossen, war Baumgartner also fast schon routiniert im Umgang mit einem derartigen Ergebnis. Überrascht jedenfalls nicht. Denn der Mann hatte einen Plan.

"Die höhere individuelle Klasse von Sturm Graz haben wir mit unserem Pressing gut in den Griff bekommen. Es war zwar ein Spiel auf  Messers Schneide, aber ich denke, wir haben verdient gewonnen", analysierte der ehemalige Stürmer.

Gleichzeitig hatte man planlose Grazer auch in der Defensive im Griff. "Sturm hat alles probiert. Wer sich im Fußball auskennt, der hat das gesehen. Sie hatten nicht genügend Mittel, um Torchancen zu kreieren. Wir sind einfach bombensicher gestanden und haben gleichzeitig nach vorne verteidigt", gingen die Vorhaben des SKN-Coaches am Ende optimal auf.

"Manche haben schon Krämpfe gehabt"

Auch wenn er wusste, die richtige Spielidee gegen durch die Saison taumelnde Blackies zu haben, war die Leistung seiner Mannschaft noch lange nicht selbstverständlich.

"Manche haben am Ende schon Krämpfe bekommen, aber sich gegen einen Bundesligisten bis zum Ende durchgebissen. Das ist schon eine extrem tolle Leistung", lobte Baumgartner den Kampfgeist seiner Truppe.

Das machte er auch an der ausgiebigen und richtigen Vorbereitung fest. "Wir haben einfach einen Cup-Spirit entwickelt. Die Jungs sind voll auf Spannung gewesen. Wir haben uns gesagt: Wenn die NV-Arena schon einmal ausverkauft ist, dann wollen wir auch gewinnen."

Diese Mentalität hatte man dann auch im Spiel gesehen. Unter anderem bei Andreas Dober, für den der Finaleinzug ein neuer Höhepunkt seines zweiten Fußball-Frühlings in St. Pölten ist.

Dober stichelt gegen Pliquett

"Wir haben alle gewusst, dass wir spielerisch und körperlich eine sehr starke Mannschaft sind und dass es für Sturm nicht leicht wird. Sie spielen eine schwache Saison, während wir uns wieder erfangen haben. Im Endeffekt haben wir uns einfach nichts g'schissn und sind selbstbewusst in die Partie gegangen", schilderte der Rechtsverteidiger die Ausgangslage.

Besonders angespornt wurde er zudem von Sturm-Goalie Benedikt Pliquett: "Er hat vor dem Match einfach den Mund ein bisschen zu voll genommen und uns noch mehr motiviert. Man hat gesehen, dass er das besser nicht hätte tun sollen."

Je länger das Spiel dauerte, umso mehr wurde den Niederösterreichern auch klar, dass der Gegner hier wenig zu bieten hatte. "Mir ist vorgekommen, dass sie irgendwann auseinandergefallen sind. Genau dann hat man unseren unbedingten Willen gesehen, ins Finale kommen zu wollen. Das sind die Prozent, die es ausgemacht haben", meinte Konstantin Kerschbaumer, der von seinem Trainer als "Laufmaschine" ein Extra-Lob bekam.

Der für seine Distanzschüsse gefürchtete Dober sah sich auch defensiv selten in Gefahr: "Ich habe nicht wirklich das Gefühl gehabt, dass uns Sturm ein Tor schießen könnte."

Noel: "Der schönste Tag meiner Karriere"

Letzten Endes lag es an Gary Noel, sein Team ins Finale zu befördern. Nach einem von Pliquett schlecht abgewehrten Dober-Freistoß stand der Engländer goldrichtig.

"Es ist ein Wahnsinnsfeeling. Der Trainer hat mir gesagt, dass ich Eins-gegen-Eins-Situationen und den Abschluss suchen soll. Nach dem Tor war ich einfach nur sprachlos. Es ist der schönste Tag in meiner Karriere", konnte der 24-Jährige seine Gefühle kaum in Worte fassen.

Bei Dober überwiegt neben der Freude über den Finaleinzug auch die Genugtuung: "Viele haben mich schon abgeschrieben, aber ich habe eindrucksvoll bewiesen, dass ich noch nicht tot bin. Ich freue mich irrsinnig für den Verein und die Mannschaft."

Dobers SKN-Abschied wohl besiegelt

Er selbst werde den SKN aber nicht nach Europa begleiten. "So wie es aussieht steht der Abschied aus St. Pölten fest. Wir sind uns da einfach nicht einig geworden. Wo es mich jetzt hin verschlägt, weiß ich noch nicht. Wir genießen jetzt einfach noch die letzten beiden Wochen und wollen alles aus uns herausholen."

Der nächste Schritt heißt Cup-Finale. Den Gegner Red Bull Salzburg kennt Trainer Baumgartner bestens. "Sie spielen ähnlich wie wir, haben aber noch mehr individuelle Qualität. Es wird sicher eine harte Nuss", lächelt der Erfolgscoach so, als hätte er schon den nächsten Matchplan im Kopf.

An der Einstellung wird es seinen Kickern auch in Klagenfurt nicht mangeln. "Ich fahre sicher nicht dort hin, um ein Siebener-Tragerl wie Horn zu bekommen. ich bin ja nicht zum Spaß dort. Ich will den Pokal", gab Dober die Marschrichtung vor.

Das Ziel heißt Bundesliga

Auch wenn in der kommenden Saison nun drei Bewerbe auf den SKN warten, schielt man nach solchen Auftritten natürlich ein wenig in Richtung Aufstieg.

"Man muss sich anschauen was für budgetäre Möglichkeiten wir haben. Da ist der Verein gefragt. Es wird Geld in die Kassa kommen. Dann müssen wir schauen, gezielt Verstärkungen zu bekommen", will Baumgartner nichts überstürzen.

Doch auch ihm selbst ist schon klar, dass die Voraussetzungen in der Landeshauptstadt derzeit nicht die schlechtesten sind.

"Wenn wir unseren Spielstil weiterhin so konsequent durchziehen, dann kann es interessant werden."

 

Andreas Terler/Peter Altmann