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"Rapid gegen Sturm ist doch eigentlich ein Klassiker!"

Anspruch und Wirklichkeit liegen im österreichischen Fußball oft weit auseinander.

Augenscheinlich wird dies besonders, wenn man den ÖFB-Cup unter die Lupe nimmt.

"Tore für Europa", verspricht der Slogan des Bewerbs den schnellen Weg ins internationale Glück. Nur scheint das niemanden so wirklich zu interessieren.

18.650 wäre für österreichische Verhältnisse eine durchaus herzeigbare Zuschauerzahl. Allerdings ist das die Summe der Besucher aller Achtelfinali am Dienstag und Mittwoch. Der Vergleich mit den Daten in der Liga zeigt, wie erschütternd diese Zahlen sind.

Trauriger Zuschauerschnitt

Das erste Saisonduell zwischen dem SK Rapid und den SK Sturm im August erlebten immerhin 16.800 Fans. Am Mittwochabend fanden sich nicht einmal die Hälfte, nämlich 7.800 Anhänger, im Happel-Oval ein. Das ist absoluter Minus-Rekord für die Hütteldorfer in dieser Saison.

Damit war das Duell Grün-Weiß gegen Schwarz-Weiß immer noch mit Abstand des am besten besuchte Match im Achtelfinale. Würde man diese Begegnung ausklammern, käme man auf einen besorgniserregenden Schnitt von 1.548 Zuschauer.

Die Gründe für das mangelnde Interesse liegen wohl auch am Spieltermin unter der Woche und genauso an den Abonnements der Vereine, die bekanntlich nicht für den Cup gültig sind.

Allerdings sind diese Probleme beinahe so alt wie der Bewerb selbst, wie ein Blick auf Rapids jüngste Heimspiele im Cup zeigt.

Abgesehen vom Viertelfinal-Duell mit Mattersburg vor über drei Jahren war die Kulisse jedes Mal äußerst bescheiden. In den gleichen Jahren hatte Rapid in den Liga-Heimspielen allerdings nie einen schlechteren Zuschauerschnitt als 13.792 Besucher.

ÖFB lobte positive Entwicklung

Ob man sich der Probleme beim Veranstalter ÖFB bewusst ist, darf bezweifelt werden. Beim sogenannten "Cup-Opening" Anfang Juli strich Generaldirektor Alfred Ludwig noch die positive Entwicklung des ÖFB-Cups hervor.

Seit dem Einstieg von Samsung als Hauptsponsor habe sich der Werbewert von 1,26 Millionen Euro auf 3,86 Millionen Euro mehr als verdreifacht. Die Zuschauerzahl nahm in der gleichen Zeit nur von 99.084 auf 102.069 Besucher zu.

"Wir wollen bei den Zuschauern einen echten Schub nach vorne", lautete daher Ludwigs plakative Vorgabe. Argumente für Erreichen dieses Ziels waren damals eine TV-Vereinbarung bis 2018 und eine Erhöhung der Prämien.

Sonnleitner: "Sind geil auf den Cup"

Aus sportlicher Sicht dürfte der Anreiz durchaus stimmen. Ein Blick auf die Spielberichte zeigt, dass kein Team seine Begegnung auf die leichte Schulter genommen hat.

"Der Aufstieg ist sehr wichtig. Der Cup ist eine Riesen-Chance, um einen internationalen Startplatz zu erreichen. Schade, dass der Stellenwert vom Publikum in ganz Österreich nicht so hoch ist. Es ist doch ein guter Bewerb und der Cup-Titel ist eine super Sache", war Rapids Florian Kainz nach dem 1:0-Erfolg seiner Mannschaft gegen Sturm nicht der einzige, der die ausbleibende Kulisse nicht nachvollziehen konnte.

Jahr Gegner Ergebnis Zuschauerzahl
2014 Sturm 1:0 (AF) 7.800
2013 Pasching 0:1 (VF) 3.450
2012 Altach 4:2 n.V. (AF) 3.300
2011 Ried 1:2 n.V. (AF) 6.500
2011 Matterburg 2:0 (VF) 11.200
2010 Hartberg 3:0 (AF) 6.800

"Wir sind geil auf den Cup, weil wir schon lange keinen Titel geholt haben. Da dürstet man natürlich nach solchen Erfolgen", unterstrich auch Mario Sonnleitner den Wert des Cups und zog einen immer wieder aufkommenden Vergleich:

"In Deutschland sind die Stadien immer ausverkauft. Ich verstehe nicht, warum das in Österreich nicht funktioniert", schüttelte der Innenverteidiger den Kopf.

Franco Foda kennt als ehemaliger Trainer des 1. FC Kaiserslautern die Stimmung bei einem DFB-Pokalspiel und sieht einen wesentlichen Unterschied: "Die Stadien in Deutschland sind auch deshalb voll, weil das Produkt gut verkauft wird."

Unverständnis bei Foda

Dass das hierzulande nicht einmal bei einem absoluten Schlagerspiel wie am Mittwochabend im Prater gelingt, ist für den Mainzer völlig unverständlich.

"Rapid gegen Sturm ist eigentlich ein Klassiker. In Deutschland wären bei einer vergleichbaren Partie sicher 50.000 Zuschauer gekommen, hier sind es 7.800", führte Foda das vergleichende Beispiel Deutschland ebenfalls an.

Gleichzeitig betonte der ehemalige Libero aber, dass auch viel von der Kulisse abhänge, wie gut ein Spiel von außen wahrgenommen und danach besprochen werde.

"Man muss sagen, dass es auch in Deutschland weniger gute Spiele gibt. Mit 25.000 Besuchern hätte auch diese Partie besser gewirkt", ist sich Foda sicher.

So befindet man sich in einer Abwärtsspirale, der man mit einer zentralen Vermarktung und wenigen tausend Euro mehr an Prämien kaum entkommen wird.

 

Alexander Karper/ Peter Altmann/ Andreas Terler

ÖFB-Cup (Achtelfinale) DFB-Pokal (2. Runde)
1. Rapid-Sturm 7.800 HSV-Bayern 57.000
2. Altach-Mattersburg 2.500 E. Frankfurt-Gladbach 46.500
3. WAC-Neustadt 2.100 Duisburg-Köln 30.600
Gesamtschnitt 2.343 Zuschauer 23.113 Zuschauer