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"Das Double ist jetzt das Ziel"

Saisonduell Nummer 5 gewonnen, die stolze Auswärtsserie verlängert, ins Cup-Finale eingezogen, dem Double ganz nah – die Wiener Austria ist auf der Zielgeraden der Sehnsucht.

Der 3:1-Sieg bei der SV Ried im Halbfinale des ÖFB-Samsung-Cups war ein weiterer wichtiger Meilenstein, um eine absolute Traumsaison in Bälde krönen zu können.

Vier Spiele mit sechs Punkten Vorsprung auf den blamierten Konkurrenten aus Salzburg stehen in der Meisterschaft  noch aus. Den für die Blamage verantwortlichen Underdog Pasching im Cup-Finale als Gegner – die Austria ist am besten Wege wie 2006 das Double abzustauben.

„Wir haben nun alles in eigener Hand“

„Das ist jetzt unser Ziel. Wir sind vorne in der Meisterschaft, stehen im Cup-Finale gegen einen gefährlichen Außenseiter. Aber wir haben beides in der eigenen Hand“, weiß auch Peter Stöger.

Der Austria-Trainer durfte einmal mehr stolz auf  seine Truppe sein, schließlich eliminierten die Veilchen mit Ried die Cup-Mannschaft der letzten Jahre in der Fremde. Diese verpasste das dritte Endspiel en suite und ein oberösterreichisches Final-Derby gegen Pasching.

„Wir haben zwar eine sensationelle Leistung geboten und die überragende Mannschaft der Saison am Rande einer Niederlage gehabt, aber das Weiterkommen leichtfertig aus der Hand gegeben“, konnte Ried-Kapitän Thomas Gebauer die Enttäuschung nicht verbergen.

Ried schmerzt das Verpassen des Hattricks

Ausgleichs-Torschütze Rene Gartler, für den es das erste Finale gewesen wäre, wusste: „Die Austria hat unsere wenigen Fehler eiskalt ausgenützt.“

Und Trainer Michael Angerschmid schmerzte es einfach nur: „Die Niederlage tut deswegen so weh, weil wir sehr viel Aufwand für am Ende nichts betrieben haben.“ Den 38-Jährigen ärgerte dabei wie alle anderen Rieder auch die Leistung des Schiedsrichters, Robert Schörgenhofer.

„Wir hatten ihn in gewissen Situationen nicht auf unserer Seite. Entscheidend war es nicht, da würde man es sich zu leicht machen. Aber als etwa Gartler im 16er niedergesprungen wird, kann man schon auch Elfer geben. Dann führen wir vielleicht und gewinnen am Ende.“

Austrias Glück ist keine Schande

Doch wie es der Ried-Coach selbst ansprach, es lag nicht in erster Linie am Unparteiischen.

Der Cupsieger 2011 verpasste das Endspiel 2013 auch nach einer tollen ersten Hälfte, in der die Austria alle Hände voll zu tun hatte, aber ohne Gegentor in die Pause ging.

„Wir haben da einige Tugenden vermissen lassen, die Rieder waren dem 1:0 näher. Nach der Pause haben wir uns erfangen“, erklärte Austria-Kapitän Manuel Ortlechner.

Für Stöger kam es nicht überraschend, dass die Rieder in einem Cup-Spiel einmal mehr am Punkt präsent waren: „Das haben wir Trainer erwartet, vielleicht war die Mannschaft in der ersten Hälfte etwas von der Aggressivität, die legitim war, überrascht.“

Das änderte sich. „Der Trainer findet in der Pause sehr oft die richtigen Worte. Er kennt sich auch als ehemaliger Mittelfeldspieler natürlich sehr gut aus und weiß, was zu tun ist“, schilderte der Torschütze zum 1:0, Philipp Hosiner, der in den zwei Duellen binnen vier Tagen drei Mal traf.

„Es war in der zweiten Hälfte in beiden Richtungen etwas möglich, was dann ausschlaggebend war, da gibt es mehrere Möglichkeiten. Vielleicht die Abgebrühtheit oder einfach Glück – und es ist keine Schande, hier auch mit Glück zu gewinnen“, zollte Stöger dem Halbfinal-Gegner Respekt.

Freude über Rückkehr und Premiere

Die Freude über die Rückkehr ins Cup-Endspiel überwog, für den Rekordsieger (27x) ist es das erste nach vier Jahren. „Es ist einfach schön, der Cup und die Austria haben eine langjährige Tradition. Wir hoffen, wir können ein neues Kapitel hinzufügen“, jubelte Vorstand Markus Kraetschmer.

Für die meisten Violetten wird es das erste in ihrer Laufbahn sein. „Das ist wunderschön für sie, dass sie das auch erreicht haben und das nun genießen können“, freut sich Stöger als dreifacher Cupsieger als Spieler und zweimaliger als Funktionär sehr mit.

Einer der Neulinge wird Ortlechner sein, der ausgerechnet in seiner Heimat den Finaleinzug fixierte: „Das ist das große Ziel eines jeden Fußballers. Noch dazu, es hier klar zu machen, wo ich geboren und in die Schule gegangen bin. Meine ganze Familie war hier. Das ist sehr speziell für mich.“

Trauriger Suttner

Ausgerechnet der einzige Austrianer, der mit den Wienern schon einmal in einem Endspiel stand, wird fehlen. Markus Suttner sah seine dritte Gelbe Karte im laufenden Bewerb, und eine sehr unglückliche obendrein. Dei einem Einwurf für Ried warf er den Ball ins Spielfeld.

„Ich dachte, es wäre unser Einwurf. Ich hätte ihn liegen lassen sollen, es ist leider passiert“, so der umworbene Linksverteidiger, der bei seinem vielleichten letzten Spiel als Austrianer zusehen muss.

Dabei sein wird Final-Gegner Pasching und im Tor wird Hans-Peter Berger stehen, der nach der Sensation in Salzburg auch in Ried jubeln durfte. Dank der Austria spielt der Drittligist fix Europacup.

Pasching jubelt mit

„Das freut uns riesig, dass wir das erreicht haben. Jetzt geht es nach Wien und wir wollen natürlich den großen Pott nach Pasching holen“, so Berger, dessen Bruder Markus sich mit Odessa ebenfalls international qualifizierte und beide auf ein Bruderduell hoffen.

Die Austria hofft indes nun, die große Chance Double zu wahren. „Wir dürfen aber jetzt überhaupt nicht nachlassen. Man hat gesehen, wenn wir nicht ans Limit gehen, dann haben wir Probleme.“

Stöger sieht es wie Ortlechner: „Wir werden schauen, was wir holen können. Es ist eine außergewöhnliche Saison, alles wunderbar. Aber noch immer haben wir nichts Zählbares.“

Und wenn es am Ende für gar nichts reicht? „Dann nehme ich auch für mich in Kauf, dass ich als Trainer etwas falsch gemacht habe. Die Mannschaft spielt, für das, wie sie aus der vergangenen Saison herausgekommen ist, eine unglaubliche Saison. Dann habe ich auch kein Problem, wenn es schief gehen sollte, es auf mich zu nehmen. Denn ich bin sehr stolz.“

Die Chance in wenigen Wochen immens stolz zu sein, könnte aber ohnehin größer nicht sein.

 

Bernhard Kastler