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Die große, violette Enttäuschung

Die große, violette Enttäuschung

Erstmals seit 50 Jahren hat es die Wiener Austria zum zweiten Mal in Folge verabsäumt, sich für einen internationalen Bewerb zu qualifizieren.

Nach einer katastrophalen Meisterschaft konnten die Violetten auch im ÖFB-Cup ihre Chance nicht nutzen. Dabei war diese am Mittwoch-Abend beim 0:2 nach Verlängerung gegen Salzburg viel größer, als ursprünglich gedacht.

„Ich war mir eigentlich die ganze Zeit sicher, dass wir das Spiel gewinnen können“, sagt Alexander Gorgon.

"Wir hatten den Pokal schon im Kopf"

Tatsächlich starteten die Veilchen überaus motiviert in die Partie, hielten überraschend gut mit und konnten den „Bullen“ mehr als nur Paroli bieten. Mit dem Ausschluss von Peter Gulacsi kurz vor der Pause hatte der FAK sogar das Momentum auf seiner Seite.

„Wir haben gemerkt, dass sie zu knacken sind. Der Ausschluss hat uns noch einmal Auftrieb gegeben, da haben wir Blut geleckt, wir wussten, dass wir die Saison noch retten können“, so Gorgon. Marko Kvasina ärgert sich: „Wir hatten sie am Präsentierteller, hatten den Pokal schon im Kopf.“

Doch die Feldüberlegenheit der Wiener konnte nicht in hochkarätige Torchancen umgemünzt werden. „Es ist frustrierend, wenn du mit einem Mann mehr kein Tor zusammenbringst, obwohl du mehr Ballbesitz hast“, beschreibt Markus Suttner die violette Gefühlslage.

"Wir haben uns selbst bestraft"

Trainer Andreas Ogris: „In vielen Phasen haben wir echt guten Fußball gespielt, aber es waren auch Phasen dabei, in denen wir unsere Passqualität nicht gehalten haben, unsere kurzen Kontaktzeiten, die wir uns vorgenommen haben, Wechselpässe, Spielverlagerungen haben wir phasenweise zu wenig gemacht.“

In der Verlängerung sorgte dann ein schwerer Fehler von James Holland für das Salzburger Führungstor durch Jonatan Soriano. Gorgon niedergeschlagen: „Wir haben die Niederlage mit unglaublich blöden Einzelfehlern eingeleitet. Wir haben uns selbst bestraft.“

Daniel Royer ergänzt: „Wir haben aufopferungsvoll gekämpft und wie die Viecher gerackert, aber wir waren nicht clever genug.“ Denn nach dem 0:1 liefen die Veilchen in einen Konter, der zum 0:2 führte.

„Es war dumm, dass wir uns rauslocken haben lassen und ihnen die Räume zum Kontern eröffnet haben“, sagt Heinz Lindner. Kvasina: „Wir haben das Spiel zu leichtfertig verloren.“

"Was soll ich über dumme Menschen reden?"

Im Finish sorgte auch noch ein Teil der violetten Anhängerschaft für Aufregung. Weil pyrotechnische Gegenstände auf den Rasen geworfen wurden, musste die Partie fast zehn Minuten unterbrochen werden.

„Ich verstehe die Enttäuschung der Fans, aber solche Aktionen sind einfach nicht förderlich“, gibt sich Gorgon einigermaßen diplomatisch. Kvasina sieht es ähnlich: „Einerseits habe ich Verständnis, andererseits sind Fans dazu da, um auch in schlechten Zeiten hinter uns zu stehen.“

Kein Blatt vor den Mund nimmt sich indes Ogris: „Was soll ich über dumme Menschen reden?“

"Es muss ein Umbruch stattfinden"

Was bleibt, ist große Enttäuschung, die verkorkste Saison nicht gerettet zu haben. „Wir haben es uns einfach nicht verdient. Es war alles angerichtet. Wir hätten sie biegen müssen“, findet Royer.

In rund drei Wochen starten die Veilchen in die neue Saison. Mit neuen Spielern und einem neuen Trainer. „Wir müssen im Urlaub auf den Reset-Knopf drücken. Die Weichen müssen neu gestellt werden, es muss ein Umbruch stattfinden“, gibt Gorgon die Marschroute vor.

Er wird dabei sein, viele seiner Kollegen indes nicht mehr. Und die Violetten erkunden Europa erneut nur am Transfermarkt, nicht aber im Europacup.

Harald Prantl/Bernhard Kastler