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"Da müssen sie eben Mittel und Wege finden"

Altach hat noch alle Chancen auf das Double. Klingt komisch, ist aber so.

In der Meisterschaft hat der Aufsteiger ein Viertel vor Schluss zwar neun Punkte Rückstand auf Leader Salzburg, aber noch eine Partie ausständig und zudem Rapid sowie Salzburg im letzten Durchgang in der eigenen Festung zu Gast.

Im Cup-Viertelfinale treffen die Vorarlberger auf den Meister, den sie diese Saison schon zwei Mal geschlagen haben, zu Hause etwa mit 4:1. Die anderen Halbfinalisten heißen WAC, Austria und Grödig. Also, alles möglich.

Im LAOLA1-Interview bleibt Hannes Aigner (34) aber gerne Realist und spricht lieber über das Geheimnis des Erfolges, Kritik aus Salzburg und warum die Sensations-Saison des Ländle-Klubs gewiss nicht auf Zufall basiert.

LAOLA1: Für euch hat die Länderspiel-Pause noch länger gedauert. Hilft oder schadet das?

Hannes Aigner: Wir haben uns darüber keine Gedanken gemacht. Es war schade, dass es am Samstag gegen Wiener Neustadt nicht geklappt hat, wir waren bereit. So haben wir uns eben auf den nächsten Gegner vorbereitet und das ist das lässige Spiel gegen Red Bull Salzburg. Wir sind richtig heiß drauf, es ist eine positive Stimmung da, das hat man in den letzten Tagen gemerkt. Es ist ein Highlight.

LAOLA1: Lässig, weil man als Aufsteiger gegen den Favoriten weiterhin nichts zu verlieren hat?

Aigner: Wenn wir ausscheiden, haben wir schon etwas verloren (lacht). Aber Salzburg geht in jedes Spiel zumindest als leichter Favorit hinein, bei uns als großer. An besonderen Tagen mit einer besonderen Leistung ist aber etwas möglich.

LAOLA1: Ihr habt zwei der drei Saisonduelle gewonnen. Eigentlich seid ihr ja Favorit, oder?

Aigner: Auf einmal sind wir haushoher Favorit (lacht). Wir wissen schon, dass wir Altach sind und Salzburg auf uns wartet. Wir können das schon richtig einschätzen. Wir hatten gute Partien gegen sie, aber Salzburg bleibt Salzburg.

LAOLA1: Warum ist es kein Glück oder Zufall?

Aigner: Wir haben einen ausgeglichenen Kader, das kommt uns zu Gute. Jeder kann Bundesliga spielen, jeder kann ersetzt werden. Wir hatten auch gravierende Ausfälle, etwa jetzt Philipp Netzer, und können das trotzdem kompensieren. Wir haben richtig Qualität. Dazu kommt der große Zusammenhalt in der Mannschaft, seit diese zwei Jahre mit diesem Trainer zusammen ist.

LAOLA1: Wie würdest du die Trainer-Arbeit von Damir Canadi beschreiben?

Aigner: Er hat es geschafft, aus einer normalen Fußball-Mannschaft einen verschworenen Haufen zu machen. Er ist noch ein junger Trainer und ich bin überzeugt, dass er einen tollen Weg machen wird. Da wird er nicht aufzuhalten sein. Wir halten zusammen und wissen auch, wie wir dran sind. Das ist auch sehr wichtig. 90 Prozent der Spieler wissen, wie es nächstes Jahr weitergeht für sie. Das kann auch ein Vorteil in den letzten Runden sein.

LAOLA1: Ihr seid nach Verlustpunkten Nummer 1 in der Heimtabelle, habt im letzten Viertel Austria, Rapid und Salzburg zu Hause. Was ist realistisch? Von was darf geträumt werden?

Aigner: Wir wissen, wo wir stehen. Wir wissen, warum wir da stehen. Wir haben da schon auch ein Selbstvertrauen aufgebaut, aber wir wissen auch, die Situation einzuschätzen. Warum sollen wir anfangen, Sprüche zu klopfen? Das haben wir die gesamte Saison nie getan und werden wir jetzt auch nicht tun. Wir werden weiter hart arbeiten und schauen, was herauskommt. Aber wir wissen schon, wo wir stehen. Wir haben uns intern hohe Ziele gesetzt, das soll auch so bleiben.

LAOLA1: Bleibt Juan Barrera, euer aktueller Probespieler. Was lässt sich schon über ihn sagen?

Aigner: Noch nicht viel, weil wir auch nicht so oft gemeinsam trainiert haben. Ich denke, er hat noch Probleme mit dem Jetlag. Dass er Qualität hat, hat man aber schon gesehen. Er ist ja auch Kapitän der nicaraguanischen Nationalmannschaft. Aber noch kann man zu wenig über ihn sagen.

 

Das Interview führte Bernhard Kastler

LAOLA1: Die beiden im Durchschnitt ältesten Teams der Liga, Wolfsberg und Altach, konnten Salzburg in drei Saisonduellen als einzige je zwei Mal schlagen. Zufall oder mehr?

Aigner: Routine kann vielleicht ein bisschen helfen, aber entscheidender war für mich, dass wir in diesen Spielen einen richtigen Plan hatten. Den haben wir perfekt umgesetzt und dann kann es so ausgehen. Zudem hatte Salzburg drei Monster-Abgänge zu verzeichnen. Sadio Mane, Kevin Kampl und Alan waren drei tragende Säulen. Das tut ihnen weh und würde jedem Verein auf der Welt weh tun. Sie haben gute Junge nachbekommen, die aber vielleicht noch das eine oder andere Spiel brauchen.

LAOLA1: Marco Djuricin meinte eine Woche nach dem 0:1, es sei eklig gegen Altach zu spielen.

Aigner: (lacht) Das habe ich gar nicht gehört. Ja, aber was erwartet man sich? Dass wir nach Salzburg fahren und mehr Ballbesitz haben und sie an die Wand spielen? Wichtig ist, dass wir uns etwas vornehmen und das umsetzen. Das ist unsere Geschichte, wie wir in ein Spiel hineingehen. Da müssen sie eben Mittel und Wege finden, uns zu knacken. Wir haben ein, zwei, drei Situationen, in denen wir Chancen auf ein Tor vorfinden. Das ist uns in Salzburg gelungen.

LAOLA1: Altach ist nach drei Vierteln Dritter der Bundesliga. Noch-Salzburg-Sportdirektor Ralf Rangnick sagte bei "Sky": „Es zeigt sich in der Zehner-Liga immer wieder, dass kleinere Mannschaften auch schon nach einem Aufstieg in der Lage sind, vorne mitzuspielen. Das spricht für Altach, aber auch nicht unbedingt für das Gesamt-Niveau der Liga.“ Was hast du für eine Antwort darauf?

Aigner: Ich habe „Talk und Tore“ gesehen, weil unser Trainer Damir Canadi auch dort war, und das mitverfolgt. Ich denke, man muss das nicht sagen. Wenn wir nach 27 Runden auf Platz drei stehen, dann auch zu Recht und nicht weil die Liga auf einmal so schlecht ist. Wir haben respektable Leistungen gezeigt, eine überragende Saison gespielt. Das hat nichts mit Glück oder Zufall zu tun.