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Kainz: "Das kann nicht so weitergehen"

Kainz:

Ein explodierender Böller auf der Gästetribüne war einer der wenigen Knalleffekte von Sturm Graz bei der 0:1-Cup-Niederlage im ÖFB-Cup-Achtelfinale gegen Rapid.

Auch sonst standen die schwarz-weißen Fans nach den Vorfällen am vergangenen Samstag in Graz unter besonderer Beobachtung.

Kein Sauschädl, kein brennendes Trikot, jedoch weiterhin Hasstiraden gegen die Ex-Spieler Florian Kainz und Robert Beric prägten die 90 Minuten.

Der Aufstieg ins Viertelfinale sowie der zweite Sieg gegen Sturm in Folge waren für Ersteren eine Genugtuung. Trotzdem gingen die weit unter der Gürtellinie einzuordnenden Aktionen nicht spurlos an ihm vorbei.

"Da war einiges dabei, was nicht in Ordnung war"

Für Kainz eine emotionale Belastung. Deshalb schwieg der Flügelspieler, der erst am 24. Oktober seinen 22. Geburtstag feierte, im Vorfeld des Cup-Duells und glänzte indes mit dem Assist zum spielentscheidenden Treffer von Stefan Schwab.

Erst nach den zweiten 90 Minuten gegen seine alte Liebe binnen weniger Tage brach der U21-Teamspieler auf Nachfrage von LAOLA1 sein Schweigen.

"Da war am Samstag natürlich einiges dabei, was nicht in Ordnung war. Trotzdem habe ich versucht, mich aufs heutige Spiel zu konzentrieren", verriet das Opfer der Beschimpfungen.

13 Jahre gab der Steirer sein Herzblut für Sturm, ehe er im Sommer zu den Grün-Weißen nach Wien übersiedelte und ein neues Kapitel in seiner Karriere aufschlug.

Alles andere als eine einfache Situation

Die Fans, die ihm diesen Schritt nicht verzeihen konnten, verbrannten beim Bundesliga-Aufeinandertreffen ein Sturm-Trikot mit seinem Namen, verunglimpften ihn mit einem Schweinskopf auf der Tribüne und bedachten ihn und seine Familie mit Schmähgesängen.

"Im Spiel selber fokussiert man sich immer aufs Wesentliche, man hat genug Sachen, an die man denken muss - gerade in so hitzigen Partien. Ich glaube, es ist mir ganz gut gelungen. Was außerhalb des Feldes passiert, kriegt man im Spiel gar nicht so mit, danach natürlich schon", musste Kainz zugeben und fügte hinzu:

"Wenn man im Internet schaut, ist das überall zu sehen. Das ist für die Medien natürlich ein gefundenes Fressen."

Auch wenn er versuchte, die Anfeindungen zu verdrängen, konnte er diesen nicht gänzlich ausweichen. Von allen Seiten wurde er auf die unrühmlichen Aktionen angesprochen.

"Probiere mich nicht auf Provokationen einzulassen"

Trotzdem gelang es dem technisch versierten Neo-Rapidler, sich nicht anstecken zu lassen und vor der nächsten sportlichen Herausforderung die Nerven zu bewahren.

"Einfach ist es natürlich nicht, für die Familienangehörigen ist es noch schwerer. Ich konzentriere mich im Spiel auf hunderte Sachen und probiere so natürlich ruhig zu bleiben und mich nicht auf Provokationen einzulassen."

Im mit lediglich 7.800 Zuschauer gefüllten Happel-Stadion gingen diese diesmal größtenteils unter. Trainer Zoran Barisic zögerte auch nicht, Kainz erneut von Beginn an zu bringen.

Eines störte den Betroffenen an der ganzen Sache aber doch noch. Schließlich wartete er vergeblich auf eine persönliche Entschuldigung von Seiten seines Jugendvereins.

Kainz von Sturm-Verantwortlichen enttäuscht

"Was mich ein bisschen enttäuscht, ist, dass sich von Sturm keiner bei mir entschuldigt hat, weil ich schon eine lange Zeit bei Sturm war. Das hätte ich mir schon erwartet", gestand Kainz.

"Von den Verantwortlichen muss ja was kommen. Denn meiner Meinung nach kann das nicht so weitergehen. Sonst wird das zur Norm, dass solche Sachen passieren. Aber für mich ist die Sache jetzt auch abgeschlossen nach den zwei Spielen."

Für ihn hatte es den Anschein, als würde das Verhalten der Sturm-Fans geduldet werden. Sein ehemaliger Coach bei Sturm, Franco Foda, der nun erneut das Zepter in der Hand hält, versuchte die Anschuldigungen seines ehemaligen Schützlings abzuschwächen.

"Das stimmt so nicht ganz. Wir haben uns bei der letzten Pressekonferenz dafür entschuldigt. Sturm hat tolle Fans, aber es gibt immer den einen oder anderen Ausreißer. Wir haben uns klar positioniert, auch wenn wir uns vielleicht nicht persönlich bei ihm entschuldigt haben."

"Man sollte immer wissen, wann Schluss ist"

Nach einer Woche unfreiwillig im Mittelpunkt will Kainz die Angelegenheit endgültig hinter sich lassen.

Allerdings fordert er etwas mehr Verständnis im schnelllebigen Fußball-Geschäft und hofft, dass in Zukunft trotz Emotionen und Enttäuschung Grenzen eingehalten werden.

"Emotionen gehören zum Fußball dazu, das ist klar. Ich verstehe, dass einige Fans heiß auf mich sind, das gehört auch dazu. Man sollte aber immer wissen, wann Schluss und was übertrieben ist. Das war am Samstag nicht der Fall."

Ob sich die Sturm-Anhänger in Zukunft daran halten oder ob auch die kommenden Wiedersehen für Kainz zu einem Spießrutenlauf werden, wird sich weisen.

Fakt ist, dass er seinen Beitrag zum Aufstieg ins Cup-Viertelfinale geleistet hat und damit sportlich die Antwort gegeben hat. Denn alles andere hat mit Sport nichts zu tun.

 

Alexander Karper/ Peter Altmann/ Andreas Terler