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Nach Sturm soll auch Red Bull Salzburg dran glauben

Nach Sturm soll auch Red Bull Salzburg dran glauben

Dass Red Bull Salzburg am Dienstagabend in Hartberg einen Sieg einfährt und erstmals in der Red-Bull-Ära ins Cup-Finale einzieht, scheint so gut wie sicher.

Immerhin spielt der Tabellenführer der Bundesliga gegen den abgeschlagenen Letzten der Ersten Liga.

Ein typisches David-gegen-Goliath-Spiel also.

„Für uns spricht nicht viel, außer, dass wir heuer im Cup scheinbar einen Lauf haben, im Gegensatz zur Meisterschaft. Vielleicht kommt dieser wieder zum Tragen“, hofft Hartbergs-Manager Kurt Riedl dennoch auf ein Wunder.

Was wäre der Fußball auch ohne Sensationen?


Halbfinale! Nicht Hartbergs erstes...

Eine solche Sensation lieferte der TSV Hartberg im Viertelfinale am 11. April in Graz. Auch hier schien die Ausgangssituation klar gegen die Gäste zu sprechen. Der Letzte der zweithöchsten Spielklasse gastierte beim Meister.

Das Ergebnis ist bekannt: Hartberg siegte nach Verlängerung und beherzter Leistung mit 4:2 und sorgte dafür, dass Sturm Graz sich frühzeitig von seinem Erfolgstrainer Franco Foda trennte.

Wer glaubt, dass der TSV nun zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in einem Cup-Halbfinale steht, der irrt. Schon in der Saison 1994/95 zogen die Oststeirer in die Runde der letzten Vier ein und mussten sich dort äußerst knapp dem DSV Leoben mit 0:1 geschlagen geben.

Hartberg dominierte die erste Halbzeit und hatte zahlreiche Chancen auf die Führung. Nach dem Gegentreffer durch Skrivanek in der 63. Minute konnte der damalige Landesligist aber nicht mehr nachlegen.

"In der zweiten Hälfte waren wir nach der Führung besser, was vorher war, vergessen wir", sprach der ehemalige DSV-Star Walter Schachner dem Gegner damals ein Kompliment aus. Hartberg wäre der erste Viertligist in einem Cup-Finale gewesen.

 

Cup-Schlager vergangener Tage

Es dürfte für die Salzburger in Hartberg kein Selbstläufer werden. Vor großer Heim-Kulisse präsentiert sich der TSV traditionell gut: Im Achtelfinale 1999/2000 ärgerten die Hartberger Rekord-Cupsieger Austria Wien lange, Michael Wagner erzielte in der 69. Minute den Siegtreffer für die Veilchen.

2002/03 war es Thomas Wagner, der Mattersburg knapp mit 1:0 ins Viertelfinale schoss und 2003/04 erlebten 5000 begeisterte Zuschauer einen 2:0-Sieg der Austria, die erst in der Nachspielzeit durch ein Kontertor von Rushfeldt den Schlusspunkt setzen konnte.

Auch wenn die große Sensation ausbleiben sollte, freut man sich in der Oststeiermark über ein Heimspiel vor rund 4000 Zuschauern. In den bisherigen vier Cup-Runden musste der TSV jeweils auswärts spielen.

Nach Siegen gegen Kundl (3:0), den Villacher SV (2:1 n. V.) und die Rapid-Amateure (2:0) wurde im Viertelfinale der SK Sturm ausgeschaltet.

 

Hartberg ist „Europacup-gefährdet“

Sollten die Hartberger am Staatsfeiertag tatsächlich auch den zweiten Bundesliga-Klub aus dem Bewerb werfen und in das Finale einziehen, ist die Hörmann-Truppe "Europacup-gefährdet". Der Cupsieger ist nämlich für die Europa-League-Qualifikation startberechtigt.

Hartberg könnte damit als (vermutlich) Drittligist im Europacup vertreten sein. Dies wäre für die Steirer eine noch viel größere Sensation, als die dafür benötigten Siege.

Ein internationaler Startplatz täte den Oststeirern aus finanzieller Sicht vermutlich nicht gut, da die Heimspiele nicht im eigenen Stadion ausgetragen werden könnten und enorme Reisekosten anfallen würden.

Manager Riedl hält aber klipp und klar fest: „Wenn es dazu käme, werden wir alles tun, um an diesem Bewerb auch teilnehmen zu können.“

 

Völlig verpatztes Frühjahr

Was im Cup hervorragend funktioniert, klappt in der Liga überhaupt nicht: Das Tore schießen. In elf Frühjahres-Partien erzielten die Hartberger nur fünf Tore und holten lediglich zwei Punkte.

Damit ist der Abstieg in die Regionalliga fast fix. Vier Runden vor Schluss beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz elf Punkte.

Bereits am Freitag könnte der Gang in die Regionalliga fix sein, kommt doch der LASK in die Steiermark. Sollte aber ausgerechnet dieser keine Lizenz bekommen, könnte Hartberg noch auf den Relegationsplatz rutschen.

Wie auch immer, Geld für den Neuaufbau gibt es in jedem Fall: Für den Einzug ins Halbfinale kassierten die Hartberger 50.000 Euro Prämie. Bei einer Final-Teilnahme kämen noch 120.000 Euro hinzu.

 

Das Selbstvertrauen stimmt

So aussichtlos die Ausgangslage ist, so glauben die Oststeirer doch an ihre Chance. TSV-Topscorer Lukas Mössner: „Um 18 Uhr steht es 0:0. Das ist kein 50:50-Spiel. Eine kleine Chance ist aber da, genauso wie sie auch in Graz da war. So etwas kann nicht nur einmal passieren.“

Der Niederösterreicher wünscht sich ein offenes Spiel: „Wir müssen schauen, dass wir nicht gleich ein blödes Gegentor kassieren, das wäre natürlich schlecht. So lange wir das Spiel offen halten können und mitspielen, werden auch die Fans hinter uns stehen.“

Nach dem Cup-Viertelfinal-Sieg gegen Graz meinte Daniel Gremsl: „Egal wer unser nächster Gegner wird, wir werden ihn schlagen!“ Mössner, der bei einem Abstieg ablösefrei zu haben ist, zeigt sich über diese Aussage amüsiert: „Der Daniel ist schon vor langer Zeit mit sehr viel Selbstvertrauen ausgestattet worden.“

Selbstvertrauen, das der TSV Hartberg am Dienstagabend gut brauchen kann. Schließlich könnte er gegen Goliath Salzburg nicht mehr David sein.

 

Rainer Liebich