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"Was soll zum Beispiel Petr Cech sagen?"

Der Wolfsberger AC steht vor einem Meilenstein in der Vereinsgeschichte.

Gewinnen die Kärntner das ÖFB-Halbfinal-Duell gegen die Austria (Heute, 20:30 Uhr im LAOLA1-Ticker), ist ihnen die erstmalige Qualifikation für den Europacup wohl nicht mehr zu nehmen.

Denn die Mannschaft von Trainer Didi Kühbauer könnte sich selbst eine Final-Niederlage leisten, sofern Salzburg auch Meister wird (RBS hat aktuell acht Punkte Vorsprung auf Rapid) und die „Wölfe“ den fünften Tabellenplatz (WAC hat aktuell neun Punkte Vorsprung auf die sechstplatzierten Rieder) in der Bundesliga bis zum Ende verteidigen.

Doch so erfolgreich die Saison enden könnte, so frustrierend war sie gleichzeitig für Tormann Christian Dobnik.

Der 28-Jährige, der vor Meisterschaftsbeginn inklusive der erfolgreichen Erste-Liga-Aufstiegssaison 2011/12 nur in fünf Liga-Spielen fehlte, verlor im Sommer sein Einserleiberl an Alexander Kofler.

Doch zumindest im Cup durfte der Klagenfurter heuer alle Begegnungen absolvieren.

Im LAOLA1-Interview spricht der Torhüter über die Bedeutung eines Cupfinales für den WAC, seine schwierige Situation und seine Zukunft.

LAOLA1: Christian, der WAC könnte mit einem Sieg gegen die Austria nicht nur ins Cupfinale gegen Salzburg einziehen, sondern aufgrund der Tabellenkonstellation wohl auch das Europacup-Ticket buchen. Ist das eine zusätzliche Motivation?

Christian Dobnik: Wenn du die Möglichkeit hast, ein Finale zu spielen, braucht es nicht mehr Motivation.

LAOLA1: Dennoch wäre der damit wohl sicher verbundene internationale Startplatz ein schönes Zuckerl, oder?

Dobnik: Wir haben zwei Chancen auf eine Teilnahme am Europacup - über die Meisterschaft und eben über den Cup. Wir wollen beide Bewerbe so gut wie möglich abschließen.

LAOLA1: Was würde es für dich als Klagenfurter bedeuten, das Endspiel in der Heimatstadt zu absolvieren?

Dobnik: Es ist schön, dass das Finale in Klagenfurt ausgetragen wird, aber es ist mir eigentlich relativ egal, ob es in Klagenfurt, Wien oder in Vorarlberg stattfindet. Es ist grundsätzlich nicht einfach, in ein Cup-Endspiel zu kommen, da muss schon vieles passen. Du wirst in deinem Leben wahrscheinlich nicht häufig die Chance auf so ein Ereignis haben. Dass es in Klagenfurt stattfindet, ist toll, doch viel schöner ist, dass wir die Chance haben, in ein Final-Duell zu kommen. Einen Titel zu holen, einen Titel für den Verein zu holen, einen Titel, der in deiner Vita aufscheint - das wird nicht oft passieren.

LAOLA1: Halbfinal-Gegner Austria Wien steckt in der Krise, ist aktuell ein Schatten seiner selbst. Zudem habt ihr heuer eine weiße Weste gegen die Veilchen. Was macht den Klub dennoch gefährlich?

Dobnik: Dass es für die Austria die allerletzte Chance auf einen internationalen Startplatz ist. Wir müssen von der stärksten Austria ausgehen. Es ist ein anderer Bewerb, der Gegner kann alle seine Sorgen aus der Meisterschaft wegwerfen. Der Cup hat eigene Gesetze. Das ist so. Die Austria hat zudem individuelle Klasse in ihren Reihen. Sie haben sehr gute Fußballer.

LAOLA1: Also muss man - obwohl Fußball ein Mannschaftssport ist -, zum Teil egoistisch sein und kein Mitleid mit Teamkollegen haben?

Dobnik: Naja. Spieler sind da, damit die Ziele des Vereins erreicht werden. Fußball ist ein Mannschaftssport, nicht so wie Tennis, wo du alleine und nur für dich verantwortlich bist. Dann gibt es einen Trainer, der die Entscheidung trifft, wer am Wochenende spielt. Das ist schwierig genug, denn ihm steht ein großer Kader zur Verfügung. Der Coach kann aber nur elf Leute aufs Feld schicken. Es trifft auch Spieler, die auf die Tribüne müssen. Wichtig ist, wenn du die Möglichkeit zum Spielen hast, musst du dein Bestmöglichstes geben. Und die Jungs, die auf der Bank sitzen, müssen jederzeit bereit sein. Im Fußball geht es schnell. Daher musst du dich jede Woche so vorbereiten, als wenn du spielen würdest.

LAOLA1: Du hast noch Vertrag bis 2016. Die aktuelle Situation kann für dich persönlich nicht zufriedenstellend sein. Machst du dir Gedanken über einen Tapetenwechsel?

Dobnik: Jetzt gilt die volle Konzentration dem Saisonfinish. Wir wollen den Cup und die Meisterschaft so gut es geht abschließen. Dann kann ich vielleicht über meine Zukunft nachdenken. Mein Fokus liegt ganz klar auf den kommenden Aufgaben. Danach sehen wir weiter.

LAOLA1: Aber wäre es in deiner Lage wirklich sinnvoll, ein weiteres Jahr auf der Ersatzbank zu sitzen?

Dobnik: Es bringt nichts, in dieser Phase darüber nachzudenken, ob ich den Verein verlasse, oder nicht. Dann bist du nicht zu hundert Prozent bei der Sache und es kann sein, dass dir im Match ein Fehler passiert, du einen Zentimeter zu spät kommst. Das will ich nicht. Ich bin dafür verantwortlich, dass ich gut spiele und mein Bestes gebe. Ich habe vor der Saison mein Bestmögliches gegeben und habe es auch nach der Entscheidung, dass Alex die Nummer eins ist, gemacht. Ich möchte mir nach dem Karriereende nie etwas vorwerfen. Und ich kann mir bisher nichts vorwerfen. Ich habe bisher immer Gas gegeben. Ich versuche jeden Tag, alles aus meinem Körper zu holen. Klar gibt es manchmal Einheiten, wo es nicht so funktioniert oder du nicht so kannst, weil dir etwas weh tut. Doch bis jetzt habe ich immer das Maximum gegeben, das möglich war.

 

Das Gespräch führte Martin Wechtl

LAOLA1: Du hast bis jetzt alle Cup-Partien in dieser Saison gespielt, wirst auch aufgrund der Handverletzung von Alexander Kofler gegen die Wiener im Kasten stehen. Doch wie groß war der Schock zu Saisonbeginn, das Einserleiberl verloren zu haben?

Dobnik: Es war eine Trainerentscheidung. Die ist zu akzeptieren. Ich habe auf die Chance warten müssen, wieder zu spielen. Ich musste mich über die Trainingseinheiten, die Spiele im Cup und in den Testspielen fit halten. Das ist mir relativ gut geglückt. Ich habe in jedem Training Gas geben.

LAOLA1: Wie schwer ist es mental, die neue Situation zu verarbeiten?

Dobnik: Wie gesagt, der Wechsel im Tor war die Entscheidung des Trainers. Es geht um die Mannschaft, um den Verein. Und der Trainer entscheidet, was dafür das Beste ist. Es ist halt ein persönliches Schicksal. Auch der Dreier-, Vierer- und Fünfer-Tormann arbeiten jeden Tag hart. Auch diese Leute sind betroffen, wenn sie am Wochenende nicht am Spiel teilnehmen. Man sollte jetzt keine Unruhe hineinbringen. Es geht nicht um einzelne Persönlichkeiten, sondern um die Mannschaft und den Erfolg.

LAOLA1: Aber es gab doch keinen großartigen Grund für einen Tormannwechsel. Deine Leistungen waren in Ordnung, vor eineinhalb Jahren wurdest du sogar mit dem ÖFB-Nationalteam in Verbindung gebracht. Böse Zungen beschreiben deine Situation: From Hero to Zero.

Dobnik: Ja, aber ich kann mich nur wiederholen. Die Situation ist jetzt eben so. Was soll zum Beispiel Petr Cech sagen? Er ist auch Nummer zwei und muss das akzeptieren. Dennoch muss er weiterarbeiten und auf seine Chance warten.

LAOLA1: Petr Cech ist aber schon in einem fortgeschritteneren Alter. Vielleicht wollte Chelsea das Team verjüngern? Aber Kofler und du seid vom Alter her nicht um Welten auseinander.

Dobnik (lacht): Okay, ich bin schon drei Monate älter.

LAOLA1: Hat sich dein Verhältnis zu Alexander Kofler verändert?

Dobnik: Nein. Warum auch? Er ist ja auch hinter mir auf der Bank gesessen. Er macht seine Arbeit gut. So wie wir alle. Alex kann für meine Situation nichts. Er ist da, damit er das Niveau steigert, damit er Einsertormann wird. Wenn wir einen Tormann hätten, der sich mit seiner Situation zufrieden gibt, wäre er fehl am Platz. Sonst könntest du dich auch nicht in jedem Training steigern. Zufriedenheit erzeugt das Gegenteil, dann entwickelst du dich zurück. Ziel muss sein, dich in jedem Training, in jedem Spiel zu steigern und an deine Grenzen gehen. Selbst wenn du die Nummer eins bist, darfst du nicht zufrieden sein. Dann willst du jede Partie zu Null spielen. Und wenn du die Partie zu Null spielst, willst du vielleicht einen Ball besser fangen.