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Rapid-Fehlstart: "Wir haben es leider früh verpatzt"

Rapid-Fehlstart:

Es ist der ultimative Albtraum-Auftakt.

Mit dem blamablen Ausscheiden in der 1. ÖFB-Cup-Runde beim Drittligisten LASK ist Rapids Start in die neue Saison gründlich in die Hose gegangen.

Auch weil nach Pasching nun der Traditionsklub binnen drei Monaten der zweite oberösterreichische Regionalligist ist, dem dieses Kunststück gegen die Wiener gelingt.

Dass Rapid damit frühestens 2015 - also 20 Jahre (!) nach dem letzten Cup-Triumph wieder diesen Titel holen kann, ist da noch aktuell das kleinste Problem.

Der Albtraum-Auftakt

Nach einem miserablen Frühjahr und einer unruhigen Sommerpause war dies nun der denkbar ungünstigste Beginn einer neuen Saison. Dementsprechend hingen die Köpfe nach dem verlorenen Elferschießen nach 0:0 vor 6200 Zuschauern im Linzer Stadion.

"Wir haben es leider früh verpatzt", wusste Mario Sonnleitner. Der Innenverteidiger stellte sich nach dem Spiel und erklärte die bittere Niederlage.

"Bis auf 20 Minuten war unser Spiel sehr dominant, wir haben die Partie beherrscht und zig Chancen herausgespielt, aber nicht getroffen. Im Elferschießen auszuscheiden, ist dann unglücklich."

"Sind unverdient ausgeschieden"

Alles andere als glücklich war freilich auch Zoran Barisic, der sein erstes Spiel als Chef- und nicht Interimstrainer Rapids wohl auch nie mehr vergessen wird.

"Wir sind sehr unverdient ausgeschieden und es ist auch relativ einfach warum: Wir haben unsere Chancen nicht genützt", so der 43-Jährige nach der Pleite.

Sein Sportdirektor sah es ähnlich. "Wir haben es verabsäumt aus unseren vielen Chancen ein Tor zu schießen. Deswegen mussten wir uns im Elferschießen beweisen, was schiefgegangen ist", erklärte Helmut Schulte, der auf der Pressetribüne hörbar mitfieberte und -litt.
 
"Der LASK hat das 0:0 aufopferungsvoll verteidigt, sie hatten in der ersten Hälfte Chancen, aber wir in Summe viel mehr. Die haben wir nicht genützt. Wir hätten daher dieses Spiel nicht verlieren dürfen", fasste der Sportchef zusammen.

Rapids Probleme vor der Pause
 
Tatsächlich war vor der Halbzeit kein Unterschied zwischen dem Regionalligisten und dem Rekordmeister aus der Bundesliga auszumachen, die Linzer hatten sogar ein Chancenplus.
 
Die Wiener wiederum hatten gleich nach der Pause drei dicke Möglichkeiten, die Führung zu erzielen und wohl den Sack zuzumachen.
 
Nach der Pleite kamen Gedanken an die unglückliche Ansetzung des PSG-Tests (Freitag) und des "Tag der offenen Tür" (Samstag) vor dem ersten Pflichtspiel unweigerlich auf.

LASK-Trainer Karl Daxbacher meinte bereits vor dem Spiel im LAOLA1-Interview: "Wenn es schief geht, dann gibt es sicher Vorwürfe."

PSG und "Tag der offenen Tür" kein Grund

Rapid widersprach nach der Partie. Schulte: "Das war für mich kein Problem der Kraft." Sonnleitner: "Wir waren zu 100 Prozent auf das Spiel vorbereitet, man hat auch gesehen, dass wir 120 Minuten gehen können. Die Termine sind keine Ausrede, denn wir sind Profis."

Und Barisic: "Ich weiß, wer die Krämpfe gehabt hat. Wir waren es nicht, wir waren physisch klar überlegen."
 
Der Rapid-Coach stellte auch klar, dass Kapitän Steffen Hofmann wegen dessen Rückenbeschwerden geschont werden musste: "Heute hätte er nicht spielen können."

"Es geht weiter"
 
Und mehr gab es aus Rapid-Sicht auch nicht zu sagen. Außer Durchhalteparolen. 

Sonnleitner will diesen 14. Juli schnell aus dem Gedächtnis streichen: "Wir müssen das abhaken, der Cup ist vorbei. Nächste Woche geht es schon mit der Liga weiter."

Schulte resümiert: "Wir sind nicht der erste Verein, der gegen einen Regionalligisten ausscheidet. Das ist natürlich alles andere als schön, aber wir können es nicht mehr ungeschehen machen und müssen uns dem jetzt stellen. Es geht weiter."

Stolzer LASK
 
Für den LASK geht es auf jeden Fall weiter, nämlich auch im ÖFB-Cup. Der Traditionsklub, der sein Dasein im Amateurberich fristet, hat bereits vergangene Saison mit Grödig und Mattersburg zwei großer Kaliber eliminiert, ehe man mit zwei Mann weniger der SV Ried in der Verlängerung unterlag.
 
Nun gelang gleich zum Auftakt der Riesen-Coup. Und das obwohl der Regionlliga-Mitte-Meister, der im Juni in der Relegation an Liefering scheiterte, erst seit knapp zwei Wochen in der Vorbereitung steht.
 
"Ich bin stolz auf die Mannschaft, sie hat großen Charakter gezeigt als wir mehr oder minder tot waren. Ich freue mich für das Team. Das war großes Kino", ging Kapitän Mario Hieblinger für seine Verhältnisse richtig auch sich heraus.

Daxbacher: "Vorbereitung nicht optimal"
 
Nicht minder stolz zeigte sich Coach Daxbacher, dessen Mannschaft einmal mehr den LASK-Fans ein - in jüngerer Vergangenheit seltenes - Lächeln ins Gesicht zaubern konnte.
 
"Es hat beim LASK schon viele schöne Siege gegeben, aber in einem KO-Spiel den Rekordmeister als Regionalligist zu eliminieren, ist natürlich eine große Sache. Das ist sicher ein Highlight", freute sich der 60-Jährige, der zugab: "Die Vorbereitung war bislang nicht optimal."
 
Ob vieler Testspieler konnte der ehemalige Austria-Coach sein Programm bislang nicht durchziehen, nichtsdestoweniger glaubte Daxbacher an sein Team, das am Montag ins Trainingslager fährt.

"Wussten, dass es möglich ist"
 
"Wir haben natürlich gewusst, dass es möglich ist, weil wir auch vergangene Saison Grödig und Mattersburg eliminiert haben. Und Pasching hat es auch hervorragend vorgezeigt." Der Konkurrent aus der Regionalliga Mitte führte Rapid auswärts im April regelrecht vor, dieses Mal war der LASK zumindest teilweise auf Augenhöhe.

"Wir waren vor der Pause besser. Wir haben uns nicht verstecken müssen und haben dann auch mitgespielt", so Abwehrchef Hieblinger, der es Rapids Offensive gemeinsam mit Shawn Barry im Abwehrzentrum schwer machte.
 
Die fehlende Kraft war am Ende spürbar, der LASK rettete sich gegen die Wiener ins Elferschießen. In diesem waren die Linzer mehr als nur auf der Höhe, versenkten cool alle fünf Elfer ehe Marcel Sabitzer zum Pechvogel mutierte.

Elferheld Pervan, coole LASK-Schützen
 
Kurz nach der ersten Hälfte machte ihm Pavao Pervan schon die Führung zunichte, als dieser seinen Kopfball an die Latte lenkte. Dann wehrte der Goalie Sabitzers Elfer an die Stange. Und bei den LASK-Fans machte sich ausgerechnet um 19:08 Uhr beim "offiziellen" Jubiläumsspiel (105 Jahre) kollektiver Jubel breit.
 
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin überglücklich. Wir haben gezeigt, was mit unbändigem Willen alles möglich ist", schilderte der Elfer-Held, der vor dem finalen Showdown keinen Gedanken verschwendete.
 
"Ich habe nicht viel überlegt, einfach versucht ihn zu lesen und habe auch sehr lange gewartet. Letzten Endes braucht es auch Glück." Und scheinbar Coolness.
 
Denn gleich drei LASK-Schützen schoben den Ball hintereinander lässig ins rechte Eck, Rapid-Goalie Jan Novota lag jedes Mal im linken und hatte das Nachsehen.

Reichel am Sprung?
 
"Wir haben wirklich ein paar sehr gute Schützen bei uns im Team, das war entscheidend", so Pervan, der von Daxbacher naturgemäß gelobt wurde.
 
"Pavao hat völlig verdient den letzten Elfer abgewehrt, weil er vorher schon Pech hatte, als er mehrmals in der richtigen Ecke war." Der zehnte Elfer war schließlich der erste, der vergeben wurde, und damit der letzte, der geschossen wurde. Der Rest ist Geschichte.
 
Ein Feiertag für LASK-Fans, die auch in der Halbzeit aufhorchten. Denn da trat der umstrittene Linzer Vereinspräsident Peter-Michael Reichel vor das ORF-Mikro und sprach von einem möglichen Rückzug nach fast 14 Jahren. (Das sagte Reichel)
 
In den nächsten Tagen, spätestens bis 28. Juli, soll die Entscheidung gefallen sein.

 

Bernhard Kastler