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Valeron - die "verlorene Karriere" des Magiers

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Eigentlich wollte Juan Carlos Valeron im Sommer vor zwei Jahren seine Karriere beenden.

Doch am letzten La-Liga-Spieltag 2010/11 folgte der Schock: La Coruna verlor 0:2 gegen Valencia und rutschte noch auf einen Abstiegsrang.

Die Fans konnten es nicht fassen, Valeron schon gar nicht. Wie benommen taumelte er auf dem Rasen herum und vergoss bittere Tränen.

Spanien liebt Valeron

So wollte der Routinier nicht aufhören und trat mit seinem Team den beschwerlichen Gang in die Segunda Division an. Der sofortige Wiederaufstieg gelang, für den Mittelfeldspieler „das Größte“, was in seinem Leben passiert ist.

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Ganz Spanien freute sich mit Valeron. Kaum ein Spieler ist bei den Iberern so beliebt wie der mittlerweile 37-Jährige. Standing Ovations im Camp Nou, Bernabeu und Co. sind mehr Regel denn Ausnahme, im Riazor gilt er ohnehin schon längst als Legende.

Seine bescheidene, fast schon schüchterne Art, zu der sich eine hohe Pieps-Stimme gesellt, kommt im Land des Welt- und Europameisters gut an. „Wenn man mich um ein Autogramm oder Foto bittet, ist mir das peinlich. Ich bin nicht wichtiger als ein Maurer, nur weil ich Fußballer bin“, sagte er einst zu „20minutos.es“.

Eine klassische Zehn

In erster Linie ist Valeron aber ein herausragender Fußballer. „El Mago“ (der Magier) ist zwar 1,84 Meter groß, aber nicht besonders athletisch. Laufstark schon gar nicht. Trotzdem ist der Oldie einer der begnadetsten Kicker, die in der letzten Dekade in Spanien die Schuhe schnürten.

Der Mann aus Gran Canaria besticht durch sein unglaubliches Auge und eine formidable Technik. Als Zehner der alten Schule schoss er selten viele Tore. Meist gingen auch die Assists auf Konten anderer, Valeron setzte hauptsächlich mit präzisen Pässen die Flügelspieler der Blau-Weißen ein.

Daher kommt es nicht von ungefähr, dass nach Valerons Transfer von Atletico zu La Coruna zweimal in Folge einer seiner Teamkollegen (Diego Tristan 2001 und Roy Makaay 2002) Top-Torjäger der Primera Division wurde.

Kaputte Knie

Viele Titel konnte Valeron in seiner Karriere nicht hamstern, er wird aber als prägende Figur „Super Depors“ in Erinnerung bleiben. Neben zahlreichen Glanzauftritten in der CL war das Copa-del-Rey-Finale 2002 ein besonderer Meilenstein: Just am 100. Jahrestag Real Madrids schnappte sich La Coruna mit einem 2:1 im Bernabeu gegen den Rekordmeister den Titel.

Dass der Altstar nicht in einem Atemzug mit Zidane, Xavi und Co. genannt wird, ist zu einem großen Teil seiner Verletzungshistorie geschuldet. „Eine verlorene Karriere“, gab Arsene Wenger unlängst zu Protokoll.

Kaum eine Saison überstand Valeron verletzungsfrei, besonders die Knie wurden immer wieder in Mitleidenschaft gezogen. Links, rechts, Meniskus, Kreuzband - alles, was dazugehört. Zwischen dem 22. Jänner 2006 und dem 25. Jänner 2009 absolvierte der 46-fache Nationalspieler kein einziges Ligaspiel von Beginn an.

Der Antreiber

Seitdem blieb Valeron von längeren Reha-Aufenthalten verschont. Ganz der Alte ist er freilich nicht mehr, aber noch immer der Kopf Deportivos. „Er treibt die Mannschaft an“, sagt Trainer Fernando Vazquez über seinen Spielmacher.

Vazquez ist bereits der dritte Coach der Galicier in dieser Saison. Das finanziell klamme „Depor“ steckt wieder tief im Tabellenkeller.

Zuletzt legte das Team aber einen tollen Lauf mit 13 Punkten aus fünf Spielen hin und verließ zum ersten Mal seit Anfang Dezember die Abstiegszone.

Valeron war mit vier Assists und einem Tor mittendrin statt nur dabei. Der Treffer beim 4:0 gegen Levante am 13. April war sein erstes Liga-Tor seit August 2009. Das Vorlagenkonto ist mit insgesamt neun Vorbereitungen so dick gefüllt, wie noch nie.

Die berühmten Söhne Arguineguins

Die Mehrheit der spanischen Fußballfans gönnt „Depor“ den Klassenerhalt. Möglicherweise würde sich Valeron dann zur Ruhe setzen.

Der 37-Jährige besitzt zwar noch ein bis 2015 gültiges Arbeitspapier, es gilt aber als sehr unwahrscheinlich, dass er bis dahin bleibt. Valeron hat jedoch anklingen lassen, dass er dem Klub in irgendeiner Funktion erhalten bleiben will.

Vorerst zumindest. Denn den „Magier“ zieht es zurück in die Heimat nach Arguineguin, einem Fischerdorf auf Gran Canaria.

Für den Lokal-Verein spielte Valeron einst mit einem gewissen Fernando Silva zusammen. Der ist wiederum Vater von Welt- und Europameister David Silva, einem weiteren berühmten Sohn Arguineguins. Aber das ist eine gänzlich andere Geschichte.


Máté Esterházy