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Pirmin Strasser – von Leidenszeit zur Aufstiegsfeier

Pirmin Strasser – von Leidenszeit zur Aufstiegsfeier

Am 10. Juni wurde Andreas Ivanschitz als neuer Spieler von UD Levante vorgestellt.

Medien feierten den Transfer eines Österreichers nach Spanien mit großem Getöse.

Seit Samstagabend steht fest, der ehemalige Mainz-Legionär könnte in der kommenden Saison nicht der einzige rot-weiß-rote Akteur in La Liga sein.

Durch den Aufstieg von UD Almeria hat auch Pirmin Strasser den Weg in die oberste Spielklasse im Land des Weltmeisters eingeschlagen – durch die Hintertür wohlgemerkt.

„Aufstieg war Wahnsinn“

„Der Aufstieg war eine wunderschöne Erfahrung“, erzählt der 22-Jährige im Gespräch mit LAOLA1. „Wir sind mit dem offenen Bus durch die Stadt gefahren. Ganz Almeria war auf den Beinen und hat uns bis acht Uhr in der Früh gefeiert. Das war ein Wahnsinn.“

Die Entscheidung selbst, die Playoff-Finalspiele der Segunda Division gegen den FC Girona mit dem erfreulichen Gesamtscore von 4:0, hat der Torhüter von der Tribüne aus miterlebt. Wie auch sämtliche Partien davor.

Strasser spielt normalerweise in der zweiten Mannschaft des 1989 neu gegründeten Vereins, konnte sich in 18 Begegnungen in der Segunda B aber erstmals profilieren. „Heuer war die erste Saison, in der ich regelmäßig zum Einsatz gekommen und dann richtig durchgestartet bin.“

Ende der Leidenszeit

Warum es dafür nach seinem Wechsel von der SV Ried im Dezember 2010 so lange gedauert hat, ist vielen nicht bewusst, aber leicht erklärt.

„In den zweieinhalb Jahren, in denen ich hier bin, war ich knapp eineinhalb Jahre verletzt“, erklärt der ehemalige U21-Torhüter und geht weiter ins Detail: „Der letzte Teil meiner Wirbelsäule war angeknackst und ein Muskel im Gesäß gerissen. Die Regeneration hat länger gedauert als erwartet. Deshalb habe ich im letzten Jahr auch nur genau ein Spiel gemacht.“

Das Ende dieser Leidenszeit scheint nun endlich gekommen. Mit Almeria B wurde ein Platz im Aufstiegs-Playoff nur um einen Punkt verpasst. „Einen kleinen Anteil daran habe auch ich gehabt“, fügt Strasser, der in fünf Spielen die Null halten konnte, mit einem Lächeln dazu.

Dass in der dritten spanischen Liga „wirklich sehr gut Fußball gespielt“ wird, beweisen Jacobo, Segovia und Co., alles ehemalige Kicker in unterklassigen Vereinen, in der österreichischen Bundesliga ohnehin Woche für Woche. Umso höher sind dortige Erfolge einzuschätzen.

Nummer drei der Hierarchie

Für den ÖFB-Export ist das B-Team in erster Linie „Möglichkeit, am Wochenende regelmäßig zum Einsatz zu kommen“. Unter der Woche trainiert er gemeinsam mit Stammkeeper Esteban und seinem 23-jährigen Ersatzmann Diego Garcia mit der Einsergarnitur.

„Man hat sich für ihn entschieden, weil es für mich nach meiner langen Verletzung in erster Linie wichtig war, Spielpraxis zu sammeln“, blickt der gebürtige Linzer auf die Wahl des Backups zurück.

In der internen Hierarchie belegt er derzeit also Platz drei, wobei die Nummer eins wohl nur durch einen Rücktritt von seiner Position verdrängt werden kann.

Vorbild Ex-Teamkeeper Esteban

„Esteban wird bald 38, hat aber in den letzten zwei Saisonen jedes Spiel gemacht und keine Minute gefehlt. Er ist top drauf, hat die letzten zehn Spiele und im Playoff überragend gespielt“ lobt der Blondschopf den Routinier mit Vergangenheit bei Oviedo, Atletico Madrid, Sevilla und Celta de Vigo und hält fest:

„Esteban ist ein Routinier, hat jahrelang in La Liga und sogar im Nationalteam gespielt und ist in Almeria eine Legende. Es ist schwer, ihn herauszuspielen und ich gehe fest davon aus, dass er noch ein Jahr dranhängen wird.“

Für den Legionär heißt es damit weiter warten, wobei man zu Sommer-Beginn nie Genaues sagen kann.

Man muss schauen, was in der Transferzeit passiert, ob jemand dazugeholt wird“, bleibt Strasser, der noch einen gültigen Vertrag über vier weitere Jahre hat, geduldig. „Grundsätzlich fühle ich mich sehr wohl in Almeria. Ich glaube, dass hier die Perspektiven für mich nicht schlecht sind.“

Wechsel zu Grödig gescheitert

Wie dem Schlussmann klar mitgeteilt wurde, will der andalusische Klub ihn „auf keinen Fall hergeben, weil weiter auf mich gebaut wird. Über ein sinnvolles Leihgeschäft ließe sich aber reden.“

Ein eben solches stand bis vor kurzem auch im Raum. Der SV Grödig hatte angeklopft und wollte den Erfolgsgarant, mit dem 2010 der Sprung in die Erste Liga gelungen ist, zurückholen.

„Ich kenne den Verein und das Präsidium seit dem Aufstieg von der Regionalliga sehr gut. Jetzt hat es sich von der Zeit her mit den Aufgaben in Spanien überschnitten, deshalb sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass es vielleicht doch keine so gute Idee ist“, erläutert Strasser die gescheiterten Verhandlungen.

„In Spanien bin ich bekannter“

Ein eventueller neuer Arbeitgeber muss aber nicht zwangsläufig in der Alpenrepublik gefunden werden.

Erstens gefällt dem Auswanderer das Leben am Mittelmeer sehr, zweitens ist ihm durchaus bewusst, „dass ich in Österreich komplett aus dem Blickfeld bin und dass mich viele nicht mehr kennen.“

Ganz im Gegenteil also zur Situation in seiner Wahlheimat: „Nach der guten Saison sind auch andere Vereine auf mich aufmerksam geworden. In Spanien bin ich bekannter als hier.“

Und wer weiß, vielleicht gelingt es Strasser ja, bei seinem nächsten Schritt ebenso ein Mediengetöse auszulösen. Wenn auch eben nur in Spanien.

Christian Eberle