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"So ist der Titel schon im Vorhinein vergeben"

Der spanische Fußball steht vor der nächsten Bewährungsprobe.

Nachdem ein Spielerstreik zu einer Verschiebung der ersten Meisterschafts-Runde geführt hatte, weht der Gegenwind diesmal von Seiten der Vereins-Verantwortlichen.

Die sogenannten „kleinen“ Klubs proben den Aufstand, um eine gerechtere Verteilung der Fernsehgelder zu erwirken.

Gegen die Zwei-Klassen-Gesellschaft

Angeführt wird die „Rebellion“ von Jose Maria del Nido, dem Präsidenten des FC Sevilla, der vor kurzem durch einen markanten Sager aufgefallen war.

„Die spanische Liga ist die größte Schweinerei der Welt“, hatte der 54-Jährige angesichts der offensichtlichen Zwei-Klassen-Gesellschaft in „La Liga“ verlautbart.

Nun lud del Nido die Amtskollegen aller anderen Erstligisten – mit Ausnahme der beiden „Profiteure“ Real Madrid und FC Barcelona – zu einem Treffen nach Sevilla ein, um ein System zur ausgewogeneren Aufteilung der TV-Einnahmen auszuarbeiten.

Barcelona und Madrid teilen sich einen Großteil des "TV-Kuchens"

„Titel schon im Vorhinein vergeben“

Wie die spanische Zeitung „El Pais“ offenlegt, erhalten die beiden Großvereine derzeit 34 Prozent aller TV-Einnahmen.

Gemeinsam mit den 11 Prozent, die an Atletico Madrid bzw. den FC Valencia gehen, erhalten somit vier Teams gleich viel, wie die restlichen Erstligisten. 10 Prozent der Einnahmen fließen in die Segunda Division.

„Bei der jetzigen ungleichen Verteilung ist der Titel schon im Vorhinein vergeben“, beklagt del Nido, der sich entschloss, mit dem FC Sevilla und fünf weiteren Vereinen ab der Saison 2015/2016 die Fernsehrechte im Kollektiv zu verhandeln.

Gerechtigkeit im Kollektiv

An diese im November 2010 geschlossene Vereinbarung fügt sich nun die aktuelle Sitzung der Vereins-Bosse an.

Am Donnerstag soll in den Hallen des Sanchez Pizjuan in Sevilla ein Konsens zwischen 18 Vereinen erzielt werden, TV-Rechte fortan nur noch gemeinsam zu vergeben, und nicht wie jetzt, individuell.

Auf diese Weise soll die eklatante Lücke zwischen Real und Barca auf der einen und den übrigen Vereinen auf der anderen Seite geschlossen werden.

„Eine Sache ist, dass Real und Barca logischerweise mehr verdienen, eine andere, dass sie uns das Geld stehlen“, verrät ein Sevilla-Vorstands-Mitglied „El Pais“.

Sevilla präsentiert Alternative

Der Vorschlag der Andalusier für eine Verteilung im Sinne der Gerechtigkeit liest sich indes wie folgt: 

40 Prozent der Einnahmen gehen zum gleichen Teil an die 20 Erstligisten, 20 Prozent werden in Relation zum Tabellenrang ausgeschüttet, 20 Prozent gemäß der Zuseherzahl und 20 Prozent im Verhältnis zum „Bekanntheitsgrad“ des Vereins.

Letzter Punkt setzt sich aus verschiedenen Variablen, etwa der Größe der Stadt, in der ein Klub beheimatet ist, zusammen.

Nicht nur aufgrund der Komplexität dieses „neuen“ Verteilungs-Schlüssels darf ein Erfolg angezweifelt werden. Ohne die beiden Zuseher-Magneten Barcelona und Real werden die TV-Anstalten wohl kaum Verträge aushandeln.

Fix hingegen dürfte sein, dass sich dieses Problem, ähnlich der Verhandlungen um einen neuen Kollektiv-Vertrag der Spieler, nicht in einer Sitzung beheben lassen wird.